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Jetzt NABU-Mitglied werden!Igel ziehen von Wald und Flur in die Gärten
Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ zieht erste Bilanz
02. Dezember 2015 – Im Rahmen des Pilotprojekts „Igel in Bayern“ sind Bürgerforscher in ganz Bayern seit dem Frühlingsbeginn aufgerufen, gesichtete Igel zu melden. Mit über 20.000 Meldungen und über 28.500 Tieren in acht Monaten wurden die Erwartungen der Projektträger Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Bayerischer Rundfunk weit übertroffen. Dabei wurden zwei Drittel aller erfassten Igel lebendig beobachtet. Die Mehrzahl der toten Igel wiederum wurde in der Nähe von Siedlungsbereichen überfahren. Beunruhigend, so der bayerische NABU-Partner LBV, ist die falsch verstandene Tierliebe einiger Igelfreunde, die den Igel wie ein Haus- und nicht wie ein Wildtier behandeln.
Tod auf der Straße
Wie erwartet starb die Mehrzahl der erfassten toten Tiere durch den Straßenverkehr. Dabei ist auffällig, dass die meisten verkehrstoten Igel in Siedlungsnähe gefunden wurden. „So liegt die Vermutung nahe, dass sich der Igel als Kulturfolger tatsächlich weitgehend aus den Waldrändern und der Feldflur zurückgezogen hat und nun hauptsächlich in unseren Gärten wohnt“, meint die LBV-Igel-Expertin Martina Gehret. Dieses Ergebnis unterstreicht wiederum die Wichtigkeit des bisher stark unterschätzen Lebensraums Garten, vor allem wenn er naturnah angelegt ist und so dem Igel Nahrung und Unterschlupf bietet.
Das Projekt macht ebenfalls deutlich dass der Igel nicht nur unter dem Verlust des Lebensraums, erhöhtem Verkehrsaufkommen und dem Einsatz von Giften leidet. „Durch seine Beliebtheit und seine scheinbare Unbeholfenheit wird der Igel allzu oft Opfer falsch verstandener Tierliebe“, berichtet Martina Gehret. Gerade zur Herbstzeit werden Igel teils massenhaft eingesammelt und müssen in Kellern überwintern.
Starker Igelrückgang?
Neben der Igel-Erfassung über Webseite und App waren für das Projekt auch 50 sogenannte Berufspendler auf Bayerns Straßen unterwegs. Zudem steht der LBV mit Prof. Josef H. Reichholf in Kontakt, der bereits seit 40 Jahren auf der Strecke München-Bad Füssing systematisch Daten über Igel sammelt. Durch den Vergleich von Jahrzehnten konnte Reichholf bereits einen Rückgang der Igelpopulation um 40 Prozent auf seiner Stammstrecke nachweisen.
Auf mehrere Jahre angelegt, will das Projekt herausfinden, wie es dem Igel in Bayern und seinem Lebensraum geht, um so konkrete Schutzmaßnahmen für ihn zu entwickeln. Unter der Fragestellung „Wo werden Igel gefunden?“ werden derzeit alle Meldedaten mit den bayerischen Landnutzungsdaten abgeglichen und in einer Modellierung auf den gesamten Freistaat hochgerechnet.
Der LBV befürwortet zwar die Pflege einzelner hilfsbedürftiger Tiere, lehnt aber das grundlose Überwintern in menschlicher Obhut ab. Als Konsequenz wollen die Naturschützer nun mehr Zeit in die Aufklärungsarbeit investieren. „In vielen Köpfen herrscht nach wie vor die falsche Meinung, dass ein Wohnzimmer ein geeigneter Lebensraum für Igel ist und dass man Igel mit Milch oder Äpfeln füttern kann“, weiß Gehret.
Obwohl bald alle Igel im Winterschlaf sein werden, können auf www.igel-in-bayern.de auch den gesamten Winter über mögliche ungewöhnliche Beobachtungen gemeldet werden.
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