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Jetzt NABU-Mitglied werden!Ein Hautpilz bedroht die einheimischen Feuersalamander
Tödlicher Amphibienkeim erstmals in Deutschland nachgewiesen
21. Oktober 2015 - Amphibien gehören weltweit zur am stärksten bedrohten und am schnellsten schwindenden Wirbeltiergruppe. Neben der Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Menschen, ist vor allem eine weltweit auftretende Pilzerkrankung für den dramatischen Rückgang einzelner Arten verantwortlich. Ein internationales Forschungsteam um die Evolutionsbiologen Sebastian Steinfartz und Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig hat nun erstmals die Amphibien-Chytridpilze Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) und Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) in Deutschland nachgewiesen.
Besonders „Bsal“, der auch als Salamanderfresser bezeichnet wird, ist hochgradig krankheitserregend und hat bereits in den Niederlanden und Belgien innerhalb weniger Jahre nachweislich zum Aussterben ganzer Populationen des Feuersalamanders in Freiheit geführt. Zurzeit gehe man davon aus, so die Braunschweiger Wissenschaftler, dass sich „Bsal“ über aus Asien importierte Molche in die natürlichen Vorkommen in den Niederlanden und Belgien gelangt sei. Eine Ausbreitung des Pilzes in Deutschland war daher ebenfalls sehr wahrscheinlich und zu befürchten.
Der positive Nachweis von „Bsal“, konnte in einer privaten Haltung von Feuersalamandern geführt werden. „Die infizierten Salamander zeigten klassische Symptome wie Hautblessuren und offene Geschwülste und starben innerhalb weniger Tage“ berichtet Steinfartz. Erstaunt waren die Forscher auch über die Aggressivität des Pilzes: Alle Feuersalamanderarten, auch solche, die nicht in Europa vorkommen, seien vom Pilz infiziert worden, berichten die Forscher in dem internationalen Fachjournal „Amphibia-Reptilia“.
Der Salamanderfresser kommt!
Der Pilz frisst buchstäblich Löcher in die Haut, eine Abschottung des Körpers kann nicht stattfinden, die Tiere ersticken, weil die Haut nicht mehr atmen kann. Sehr wahrscheinlich gelangte der Salamanderfresser durch den Import von asiatischen Schwanzlurchen nach Europa. In den USA wird bereits ein Importverbot von Terrarientieren diskutiert [Nachtrag: Am 12. Januar 2016 hat der US Fish and Wildlife Service ein solches Einfuhrverbot erlassen]. Neben Salamandern könnten auch Molche betroffen sein, auch wenn es bei diesen bisher noch keine Krankheitssymptome gibt. Eine Ausbreitung im Freiland in Deutschland ist zu befürchten.
Die Forscher sehen in der nachgewiesenen Infektion eine große Bedrohung für die einheimische Amphibienfauna. „Wir können jetzt nicht die Augen verschließen und müssen zusammen mit Naturschützern, Behörden und privaten Haltern handeln, um eine weitere Ausbreitung des Pilzes zu vermeiden“ argumentiert Vences.
Um die freilebenden Salamanderpopulationen in Deutschland zu schützen, sind vor allem Quarantäne- und Sicherheitsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit privaten Haltern nötig, aber auch ein intensives Monitoring des Pilzes in natürlichen Populationen. „Hoffnungsvoll stimmt, dass die Pilzinfektion, wenn sie rechtzeitig bei den Salamandern erkannt wird, durch kurzzeitiges Anheben der Temperatur auf 25 Grad Celsius effektiv bekämpft werden kann“, erklärt Steinfartz.
„Diese Studie belegt in erschreckender Deutlichkeit, welche Gefahren der Handel und die Haltung von Wildtieren in sich bergen“, stellt Undine Kurth, Vizepräsidentin des Deutschen Naturschutzringes (DNR), fest. „Sie zeigt leider auch, dass heimische Wildbestände hierdurch real bedroht sind. Seit Jahren fordern Tier- und Artenschutzorganisationen auch mit Blick auf diese Gefahren, den kommerziellen Import von Wildfängen und den Handel mit Wildtieren auf gewerblichen Börsen konsequent zu unterbinden. Der DNR unterstützt diese Forderung nachdrücklich. Es ist völlig unverständlich, warum dieser Schritt zum Schutz der heimischen Tierwelt von den politisch Verantwortlichen noch immer nicht gegangen wird.“
Die Bundesregierung hat zwar in ihrem Koalitionsvertrag 2013 deutliche Einschränkungen des Handels mit und der Privathaltung von Wildtieren vereinbart, geschehen ist nach zwei Jahren Regierungszeit jedoch noch nichts.
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