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Jetzt NABU-Mitglied werden!Energieholz: Druck auf die Wälder wächst
Nachfrage nach Holz 2020 laut Schätzungen weit über dem Angebot
06. Oktober 2015 – Dieser war der letzte einer Reihe von Expertenworkshops, die im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums (BMUB) geförderten Projektes „Stärkung des Wissensmanagements zur Energiewende: Anforderungen aus Sicht des Naturschutzes“ stattfanden. Ausgangspunkt waren bestehende und zunehmende Zielkonflikte zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und den dabei zu berücksichtigenden Naturschutzfragen. Auch bei diesem Workshop fand ein Austausch unter Experten statt und es wurden gemeinsam Konfliktpotenziale beleuchtet als auch versucht, erste Empfehlungen für Politik, Wirtschaft und die Öffentlichkeit zu formulieren.
Einen politischen Rahmen schaffen
Die Experten waren sich alle darin einig, dass die Holznutzung in Zukunft weniger werden muss, um den Druck auf Holz aus dem Wald zu verringern. Denn heute wissen wir, dass mindestens seid 2010 mehr als 50 Prozent des deutschen Holzverbrauchs für die Energie-und Wärmeerzeugung genutzt werden. Der zunehmende Druck auf Waldökosysteme stellt ein Problem für die Waldentwicklung dar. Für die Naturschützer steht fest, dass die Belange der Holznutzung nicht die Waldstruktur vorgeben dürfen. Alle waren einer Meinung dass Entscheidungen für die Holznutzung getroffen werden müssen. Vor allem sind langfristig naturverträgliche Nutzungs- und Verteilungsstrategien für die Waldbiomasse erforderlich, um gleichzeitig den Anforderungen des Naturschutzes, der Gesellschaft und auch dem Klimaschutz gerecht werden zu können. Ein erster Schritt sollte allgemein die Reduzierung des Energieverbrauchs und verstärkte Förderung in Energieeffizienz sein, um dann zusätzlich politische Leitplanken für die stoffliche und energetische Holznutzung zu schaffen. Es wurde dafür plädiert dass diese Weichen auf nationaler als auch europäischer Ebene notwendig sind, denn auch in der EU hat sich der Holzverbrauch seit 2000 fast verdoppelt.
Die Forstwirtschaft war auch ein wichtiger Teil der Debatte, denn auch dort, da waren sich alle einig, muss endlich ein Umdenken stattfinden und unter anderem Natur-und Klimaschutz stärker integrieren. Es müssten von politischer Seite her unter anderem Empfehlungen für eine verbesserte fachliche forstwirtschaftliche Praxis geschaffen werden. Und Formulierungen wie im EEG, das Waldrestholz als „Abfall“ einstuft, müssten geändert werden, da gerade dieses Holz oft für die biologische Vielfalt des Waldes eine wichtige Rolle spielt. Ein Kernproblem der EU ist vor allem, dass auf der einen Seite politische und wirtschaftliche Regularien die Energieholznutzung beeinflussen, aber auf der anderen Seite die EU-Politik keinen Einfluss auf die nationale Waldpolitik hat.
Chance Privatwald
Ein weiterer interessanter Punkt des Workshops war der Privatwald, der in Deutschland insofern eine große Rolle spielt, da er fast 48 Prozent der Waldfläche national einnimmt. Wir haben also mehr als zwei Millionen Privatbesitzer, die vielfach ihren Wald nicht nutzen und somit auch da eine Aufklärung von Nöten wäre. Denn bisher war es so geregelt, dass für Privatwald-Besitzer der Verkauf ihres Holzes für die energetische Nutzung rentabler war, als für die stoffliche. Wenn es um die Wahrung von naturschutzfachlichen Belangen geht, sollten auch hier Anreize bzw. Kompensationen für Waldbesitzer geschaffen werden da sie oft mit Nutzungsrestriktionen einhergehen.
Indikatoren?
Die Teilnehmer waren sich darüber einig, dass strenge Nachhaltigkeitsindikatoren erforderlich sind wenn es darum geht, den Anbau und die energetische Nutzung von Biomasse naturverträglicher zu gestalten. Bei der Frage ob man bundesweite Standards schafft oder Schutzziele und Indikatoren individuell für jeden Wald in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren festlegt, gingen die Meinungen der Experten auseinander. Man kam aber überein, dass es für die Zukunft des Waldes wichtig ist, dass die Entstehung und der Erhalt von wertvollen Biotopholzstrukturen auf der gesamten Waldfläche gewährleistet sein muss.
Mögliche Indikatoren könnten sein: die Strukturvielfalt, also wie viel Mikrotope, Altbaumstrukturen oder Totholz im Wald vorhanden sind. Oder auch die zeitliche und räumliche Habitatkontinuität im Wald ist ein möglicher Indikator da sie essentiell für die biologische Vielfalt ist. Feststand, dass als Erstes gezielte Untersuchungen durchgeführt werden müssten, um die jeweiligen Indikatoren zu entwickeln und darauf aufbauend klare Reglementierungen zum Schutz von Baumstrukturen und Waldlebensräumen zu schaffen.
Für die Nachhaltigkeit im Wald hier und weltweit wäre es fatal wenn wir unter dem Zeichen der Energiewende weiter massiv auf Holz setzen. Denn auch da stoßen wir bald an die Grenzen der Nachhaltigkeit. Holz wächst zwar nach, aber die Waldfläche lässt sich nicht unendlich vermehren.
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