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NABU fordert lückenlose Aufklärung
21. September 2015 - Im Zusammenhang mit den Manipulationen um Abgastests von Dieselfahrzeugen in den USA fordert der NABU von seinem Kooperationspartner Volkswagen eine lückenlose und schnelle Aufklärung. „Das Bestreben von Volkswagen, bis 2018 zum umweltfreundlichsten Autokonzern der Welt zu werden, ist stark beschädigt. Nur durch vollumfängliche Aufklärung und personelle sowie strukturelle Konsequenzen kann wieder Vertrauen hergestellt werden“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Der NABU kritisiert seit langem, dass die Abgaswerte vieler Fahrzeuge nur auf dem Prüfstand eingehalten und in der Praxis deutlich überschritten werden und fordert eine Anpassung der Verfahren sowie Messungen an ganz normalen Autos auf der Straße.
Grundforderungen des NABU an Volkswagen
1. Umweltverantwortlichkeit in Vorstand und Aufsichtsrat
Nicht nur der Vorstand, sondern auch der Aufsichtsrat muss sich regelmäßig mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen und das Thema Umwelt personell besetzen. Bereits im letzten Jahrtausend gab es einen Umweltvorstand im Volkswagen-Konzern. Ein Umwelt-Beauftragter reicht offensichtlich nicht aus.
2. Stärkung der Managementstrukturen im Bereich Nachhaltigkeit und Verantwortung
Es muss ein Konzept der betriebsinternen Kontrolle – gegebenenfalls unter externer Beteiligung – entwickelt werden, das derartige Gesetzesverstöße verhindert. Vor allem aber braucht Volkswagen endlich ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagement, das wirkungsvoll in alle wichtigen Entscheidungsprozesse eingebunden ist. Außerdem sollte Volkswagen das Instrument des Stakeholderdialogs weit intensiver als bisher und ernsthaft nutzen, um gesellschaftliche Erwartungen möglichst frühzeitig zu erkennen und entsprechend umzusetzen. Gefragt sind nicht Lippenbekenntnisse, sondern eine gelebte Kultur der Nachhaltigkeit.
3. Grenzwerte ernst nehmen und Compliance stärken
Wir haben es nicht ausschließlich mit einem Problem der Stickoxidabweichung in den USA zu tun. Auch bei Fahrzeugen in Europa werden Werte massiv überschritten. Darüber hinaus ist bei direkteinspritzenden Benzinern (TSI) ein deutlich erhöhter Partikelausstoß im Fahrbetrieb gegenüber dem Prüfstand bekannt. Auch die theoretischen Verbrauchswerte und damit die Kohlendioxid-Grenzwerte werden in Wirklichkeit deutlich überschritten. Mit allen erdenklichen Tricks wird am Rande der Legalität oder darüber hinaus operiert.
Schließlich: Bei der Diskussion um ein neues Kältemittel setzt Volkswagen nicht konsequent auf die umweltfreundliche Technik auf Basis von Kohlendioxid, sondern auf das gefährliche und umweltschädlichere Kältemittel R1234yf der Firmen Honeywell und Dupont. Und dies, obwohl bekannt ist, dass Gefahren für Leib und Leben und für die Umwelt nicht ausgeschlossen werden können.
Volkswagen muss schnellstmöglich den Kurs korrigieren und sowohl Partikelfilter in TSI-Motoren einbauen, als auch konsequent auf CO2 als Kältemittel setzen. Damit könnte verloren gegangenes Vertrauen ein Stück weit wieder hergestellt werden.
Es ist naheliegend, dass neben VW auch andere Hersteller manipulieren und zwar auch in Europa. Die EU-Kommission und die Bundesregierung müssen dem nun schleunigst nachgehen und die Abgastests anpassen und diese um Messungen im realen Fahrbetrieb erweitern.
Auch bei den Verbrauchsgrenzwerten tricksen die Hersteller nach Auffassung des NABU. Bundesregierung und EU-Kommission seien dem bisher nicht mit der notwendigen Konsequenz nachgegangen. Miller: „Es wird allerhöchste Zeit, dass die Tricksereien zu Lasten von Umwelt- und Gesundheitsschutz ein Ende nehmen. Der Abgasskandal in den USA muss ein Weckruf für die deutsche Autoindustrie und die zuständigen Behörden sein.“
- Ausführliche Berichterstattung des NDR
- Spiegel online: „Es ist nur Zufall, dass es VW als Erstes erwischt hat“
Fragen und Antworten zur Kooperation mit Volkswagen:
Warum kooperiert der NABU mit Volkswagen?
Deutschlands größter Automobilhersteller und der NABU als Deutschlands mitgliederstärkster Umwelt- und Naturschutzverband arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. Der NABU sieht die VW AG in der gesellschaftlichen Pflicht, sich den umweltpolitischen Themen zu stellen und nachhaltige Lösung für die Zukunft zu finden. Als Dialogpartner treiben NABU und Volkswagen den Diskurs über zustimmungsfähige Umwelt- und Mobilitätslösungen gemeinsam voran. Als Projektpartner leisten sie überdies konkrete Beiträge zu nachhaltiger Entwicklung und realisieren gemeinsam Naturschutzprojekte.
Mehr Infos und Übersicht zur Kooperation von NABU und Volkswagen
Was bedeuten die jüngsten Vorwürfe für die Kooperation mit VW?
Die von der US-Umweltbehörde nachgewiesenen Manipulationen sind beschämend und haben unser Vertrauen in die Glaubwürdigkeit VWs stark erschüttert. Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung. Umweltstandards sind zwingend einzuhalten und nicht durch etwaige technische Möglichkeiten zur Manipulation zu umgehen. Die lückenlose Aufklärung der Manipulationen sowie eine deutliche Stärkung der Managementstrukturen im Bereich Nachhaltigkeit und Verantwortung ist Voraussetzung für die Fortsetzung der Kooperation.
Ist es richtig, dass viele Autohersteller tricksen, um die geforderten Grenzwerte zwar bei der Typzulassung, nicht aber im realen Fahrbetrieb einhalten zu müssen?
Es stehen seit Jahren Vorwürfe im Raum, dass viele Hersteller bei einigen ihrer Fahrzeuge systematisch tricksen, um die geforderten Grenzwerte einzuhalten. Der International Council on Clean Transportation (ICCT) hat dazu gerade erst im vergangenen Jahr eine Studie vorgelegt, die 15 Fahrzeuge von sechs Herstellern hinsichtlich ihrer realen Emissionen überprüft hat und zu dem Ergebnis kommt, dass gerade einmal zwei Fahrzeuge mit den gültigen Abgasstandards konform sind. Auch wenn damals nicht bekannt wurde, um welche Fahrzeuge welcher Hersteller es sich handelte, hat die Untersuchung den Missstand in der Branche klar aufgezeigt. Der NABU hat sich stets dafür stark gemacht, dass alle Hersteller die geforderten Standards einhalten und dass dies flächendeckend im realen Betrieb überwacht wird.
Seit langem fordern wir deshalb im Verbund mit den anderen Umweltverbänden die entsprechende Überprüfung der Fahrzeuge auf der Straße durch behördliche Kontrollen, namentlich das Kraftfahrbundesamt, in Form von sogenannten PEMS-Messungen (Portable Emission Measurement System). Siehe dazu auch das umfangreiche Aktionsprogramm „Saubere Luft für Deutschland“.
Ist der NABU durch seine Partnerschaft mit VW und insbesondere die finanziellen Zuwendungen des Konzerns zurückhaltend, was Kritik am Konzern angeht?
Nein, die Einnahmen aus der Kooperation sind für uns kein Grund, Zurückhaltung zu üben. Im Gegenteil: Der kritische Dialog ist zentraler Teil dieser Kooperation. Sowohl nach außen als auch in der Zusammenarbeit mit VW haben wir die inhaltliche Auseinandersetzung nie gescheut.
Welche Erfolge gab es im Rahmen der Kooperation von NABU und Volkswagen?
Hauptziel der Kooperation ist die gemeinsame Entwicklung nachhaltiger Mobilitätslösungen, außerdem geht es um die Umsetzung von Naturschutzprojekte vor Ort.
Als wesentlichen Erfolg unserer Zusammenarbeit sehen wir das von der Konzernspitze ausgegebene Ziel, bis 2018 umweltfreundlichster Automobilhersteller der Welt zu werden. Diese Ausrichtung hat sich unter anderem in der frühzeitigen und deutlichen Positionierung des Volkswagenkonzerns in den Verhandlungen um Verbrauchsgrenzwerte für Pkw auf europäischer Ebene bewährt, indem es die Argumentationslinie der Umweltverbände gestärkt hat. Volkswagen hatte sich nach vielen Gesprächen mit dem NABU als erster Hersteller überhaupt zu den CO2-Grenzwerten von 95 Gramm je gefahrenem Kilometer im Jahre 2020 bekannt. Dies wurde von allen Umweltverbänden gewürdigt. Auch bei der schon einige Jahre zurückliegenden Diskussion um den flächendeckenden Einsatz von Dieselpartikelfiltern hat Volkswagen die Position des NABU übernommen und auf die umweltfreundliche Filtertechnik gesetzt.
Mit der Volkswagen Financial Services AG haben wir außerdem ein Umweltprogramm ins Leben gerufen, das die Durchdringung großer Fahrzeugflotten mit effizienten Modellen (BlueMotion und Ecofuel) zum Ziel hat und so auch die Verfügbarkeit verbrauchsarmer Modelle auf dem Gebrauchtmarkt erhöht. Fanden sich vor Beginn der Kooperation so gut wie keine effizienten Fahrzeuge im Flottenpool, erhöhte sich ihr Anteil in den letzten Jahren sukzessive, so dass mittlerweile rund 250.000 Pkw aus den Fuhrparks von Unternehmen besonders spritsparend unterwegs sind.
Im Laufe der Jahre konnten mit Hilfe der Volkswagen AG eine Reihe von Naturschutzprojekten auf den Weg gebracht werden, die nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Bindung von Treibhausgasemissionen, sondern auch zum Erhalt wertvoller Ökosysteme oder Arten leisten. Mit der Gründung des Deutschen und des Internationalen Moorschutzfonds engagieren sich der NABU und Volkswagen für den Moorschutz. Dazu zählt die Wiedervernässung niedersächsischer Moore wie Theikenmeer, Lichtenmoor und Großes Moor sowie des Königsdorfer Weidfilz in Bayern. Mit diesen Projekten können auf lange Sicht eine Million Tonnen klimaschädliche Treibhausgase vermieden werden.
Neben dem Moorschutz unterstützt Volkswagen den NABU bei der Renaturierung von Flussauen wie an der Unteren Havel sowie beim Projekt „Willkommen Wolf!“.
Durch die Manipulation der Emissionswerte in Millionen Autos hat VW auch beim Kooperationspartner NABU das über Jahre aufgebaute Vertrauen schwer erschüttert. Ob die Kooperation noch eine Zukunft hat, beantwortet Dietmar Oeliger, NABU-Teamleiter Verkehrspolitik. Mehr →
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