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Studie: Die großen Greife sind keine Konkurrenz für Fischerei
24. Juli 2015 - Die im „Journal of Ornithology“ veröffentliche Studie erlaubt auch wichtige Einblicke in das Jagdverhalten des Seeadlers und dafür relevante Schutzmaßnahmen. Seeadler jagen hauptsächlich in Uferzonen von Seen. Ihre bevorzuge Beute sind Fische in der Größenklasse von 30 bis 50 Zentimetern. Seeadler sind insbesondere auf den Fang von Brachsen spezialisiert, eine Fischart, die vom Menschen kommerziell nur wenig genutzt wird. Sie passen ihr Beutespektrum den Wetterbedingungen sowie dem Nahrungsvorkommen an. Neben Fischen gehören auch Wasservögel – insbesondere langsam fliegende Arten wie Blässhühner – und Aas von Wildtieren wie Rehen, Hirschen, Wildschweinen zu ihrem Nahrungsspektrum. Folglich stellen Seeadler keine Konkurrenz für die Fischerei dar.
Der Seeadler ist eine der größten europäischen Greifvögel. Innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte hat sich die Population aufgrund intensiver Schutzmaßnahmen vom Rand des Aussterbens erholen können. Dennoch gibt es eine Reihe von Gefährdungsursachen, die lokal zu erheblichen Verlusten unter den Adlern führen. Ursachen hierfür sind Bleivergiftung, Kollision mit Zügen und Stromleitungen.
Bleivergiftungen stellen insbesondere im Winter ein erhöhtes Risiko für die Tiere dar. In dieser Jahreszeit sinkt die Erfolgsquote beim Beutefang aufgrund eines geringeren Nahrungsvorkommens und die Tiere müssen ihr Jagdgebiet und ihre Flugzeiten ausdehnen, um auf opportunistischen Konsum von Aas zurückgreifen zu können. Da das Wild jedoch häufig mit bleihaltiger Jagdmunition beschossen wurde, oder die Innereien mit den Resten der bleihaltigen Geschosse in der Natur liegengelassen werden, birgt der Konsum von Aas ein erhebliches Risiko für die Seeadler in sich.
Seeadler jagen hauptsächlich durch die sogenannte Ansitzjagd: Sie sitzen und warten, bis sie die Beute entdecken und zuschlagen. Die aktuelle Studie zeigt, dass Seeadler etwa 80 Prozent ihrer Zeit mit dieser Tätigkeit verbringen und nur sieben Prozent ihrer Zeit für Flugaktivitäten aufwenden. Die Ansitzjagd ist für die großen und schweren Tiere die ökonomischste Art der Nahrungssuche, da es ihnen die höchste Trefferquote aufgrund von Überraschungsangriffen ermöglicht. Da die Tiere Sitzplätze für dieses Jagdverhalten benötigen, sind Uferwälder und einzeln stehende Bäume ein Schlüsselelement für die Nahrungssuche des Seeadlers.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine hundert Meter breite Zone mit Uferbewaldung obligatorisch sein müsste, um Sitzmöglichkeiten und die Kernzonen der Jagdgründe des Seeadlers zu erhalten“, sagt Dr. Oliver Krone, Wissenschaftler am IZW. Auch künstliche Sitzstangen wie Pfähle können als effektives Managementwerkzeug eingesetzt werden, wenn sie nicht zu nahe an Rad- oder Wanderwegen aufgestellt sind.
Publikation: Nadjafzadeh M, Hofer H, Krone O (2015): Sit-and-wait for large prey: foraging strategy and prey choice of white-tailed eagles. J Ornithol; DOI: 10.1007/s10336-015-1264-8
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