NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann stoßen mit dem NABU-Streuobstcuvée auf 50 Jahre NABU Baden-Württemberg an. - Foto: Thomas Wagner
Goldenes Jubiläum im Ländle
Der NABU Baden-Württemberg feiert seinen 50. Geburtstag
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Werden die Roten Listen kürzer sein, werden Wölfe durch den Schwarzwald streifen, wird die Landwirtschaft ohne Pestizide auskommen oder wird die Feldlerche ausgstorben sein? Die Gäste des Jubiläumsempfangs konnten ihre Vision vom Zustand der Natur im Jahr 2065 notieren. Diese wurden in einer Kapsel verschlossen, die dann zum 100. Geburtstag des Landesverbandes wieder geöffnet werden soll. - Foto: Thomas Wagner
18. Juni 2015 - Der NABU-Landesverband Baden-Württemberg wird 50. Im Rahmen eines Festaktes würdigten Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn sowie NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller am Dienstag im Naturkundemuseum Stuttgart den Einsatz des mitgliederstärksten Naturschutzverbandes im Land. Erfolge wie der erste Nationalpark des Landes, die Rettung des Wanderfalken vor dem Aussterben sowie die Verdienste im Bereich Umweltbildung und Naturerlebnis standen dabei ebenso im Fokus wie die Frage nach der weiteren Ausrichtung eines wirkungsvollen Naturschutzes.
Keimzelle und Spätstarter
War Baden-Württemberg schon als Bundesland Spätstarter – gegründet 1952 –, harrten die Badener, Hohenzollern und Württemberger im damaligen Bund für Vogelschutz noch ein weiteres Jahrzehnt getrennt aus, bis sie sich am 4. September 1965 zu einem Landesverband zusammenschlossen. Von damals 18.000 wuchs der Landesverband auf heute mehr als 80.000 Mitglieder, er ist damit der mitgliederstärkste. Bundesweit zählt der NABU über 560.000 Mitglieder und Förderer.
Der Verband hat im Südwesten eine wesentlich ältere Geschichte, als das Silberjubiläum ausweist, denn hier war die Keimzelle des späteren NABU. Er wurde bereits am 1. Februar 1899 in Stuttgart von Lina Hähnle ins Leben gerufen. Vom Königreich Württemberg aus dehnte sich der Verband dann rasch in die anderen deutschen Regionen aus. Nach dem Weltkrieg zunächst als Bund für Vogelschutz fortgeführt, entstand schließlich im Zuge der staatlichen Wiedervereinigung unter Einschluss zahlreicher DDR-Naturschützer der Naturschutzbund Deutschland (NABU).
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NABU Baden-Württembergs sind seit nunmehr 50 Jahren verlässliche Fürsprecherinnen und Fürsprecher für diejenigen, die nicht sprechen können: für Tiere, Pflanzen und natürliche Lebensräume“, betonte Ministerpräsident Kretschmann in seinen Grußworten. „Das große ehrenamtliche Engagement wird hierzulande ja meist bescheiden und ohne große Öffentlichkeit erbracht. Und doch ist es von größter Bedeutung – auch für unseren Umgang mit der Natur und für die Bewahrung unseres blauen Planeten. Dies lässt sich exemplarisch an der Geschichte des NABU zeigen.“
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller betonte in seiner Rede die wichtige Rolle des Landesverbandes für die Organisationsentwicklung des NABU: „Die Baden-Württemberger haben früh erkannt, dass erfolgreicher Naturschutz auch feste Strukturen braucht, und sie waren immer wieder bereit, mit gutem Beispiel voranzugehen. Dass etwa ein Umweltverband eine Geschäftsstelle hat, erscheint heute als selbstverständlich. Baden-Württemberg war hier ebenso Pionier wie bei der Herausgabe einer Mitgliederzeitschrift. Selbst der ‚Vogel des Jahres‘ absolvierte zunächst im Südwesten einen Probelauf, bevor diese so außerordentlich erfolgreiche Kampagne ab 1971 bundesweit durchstartete.“
Deshalb wollte Miller das „Mir gäbet nix!“ der in Zeiten der Eurokrise gern zitierten „schwäbischen Hausfrau“ für den NABU nicht gelten lassen. „Wenn es für eine gute Sache ist, dann gebt Ihr reichlich. Das hat schon unsere Gründerin Lina Hähnle gezeigt, die vor hundert Jahren ihre ganze Kraft in den Aufbau des Vogelschutzbundes steckte und landauf, landab erfolgreich Spenden warb, um die ersten Schutzgebiete zu kaufen. An diese gute Tradition hat der Landesverband später immer wieder angeknüpft.“
„Es hat lange gedauert, bis mit der Schwäbischen Alb endlich auch in Baden-Württemberg ein erstes Biosphärengebiet entstand, und noch länger bis zum Schwarzwald-Nationalpark. Auf der Strecke nicht aufgegeben zu haben, ist eine große Qualität,“ lobte Miller die Hartnäckigkeit der baden-württembergischen Naturschützer. „Ich bin sicher, dass Ihr bei einer der nächsten großen Aufgaben genauso langen Atem habt, nämlich die Rückkehr des Wolfes zu begleiten. Wildkatze und Luchs sind schon da, der Wolf wird unweigerlich folgen. Lebensraum findet er selbst im dicht besiedelten Südwesten – man muss ihn nur gewähren lassen und mit ihm umzugehen wissen.“