In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Jagdgesetze müssen ökologischer werden
Umfrage: Mehrheit für mehr Naturschutz im Jagdrecht
18. März 2015 - Anlässlich der anstehenden Novellierungen der Jagdgesetze in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hat der NABU eine repräsentative Umfrage beim Meinungsforschungsinstitut forsa in Auftrag gegeben. Die klare Mehrheit (84 Prozent) der 1.000 Befragten hält es für sehr wichtig oder wichtig, dass die Aspekte des Natur- und Tierschutzes durch die Jagdgesetze gestärkt werden.
„Wir fordern die Politik auf, die Jagdgesetze konsequent zu ökologisieren – auch wenn viele Jagdverbände mit Gesetzen aus dem letzten Jahrhundert lieber weiter in der Vergangenheit leben wollen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Baden-Württemberg fährt die Jägerschaft schwere Geschütze gegen zaghafte ökologische Verbesserungen der Jagdgesetze auf. So beharren die Jagdverbände weiterhin darauf, Tiere mit Fallen töten zu dürfen und streng geschützte und bedrohte Tierarten wie Krick- oder Tafelente zu bejagen.
„Wollen Jägerinnen und Jäger gesellschaftsfähig bleiben, müssen sie sich den sozialen und ökologischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte öffnen. So könnte der Wolf zum Lackmus-Test werden: Der Umgang mit dem Rückkehrer wird zeigen, ob die Jägerschaft in der Gegenwart ankommt oder weiter Positionen aus der Märchenzeit aufrecht erhalten will“, sagte Miller.
Der NABU hatte erst vor Kurzem die Umweltverträglichkeit des deutschen Jagdrechts überprüft und festgestellt, dass dieses den Anforderungen des Tier- und Naturschutzes nicht einmal mehr ansatzweise genügt. „Die Entwürfe der Jagdgesetze aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die einzigen, die ein Stück weit in die Zukunft wiesen“, erklärte der NABU-Bundesgeschäftsführer.
Miller kritisierte allerdings, dass sich die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg dem Druck der Jäger beugen und stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Entenarten möglicherweise zur Jagd freigeben möchte. In der Durchführungsverordnung zum neuen Jagd- und Wildtiermanagementgesetz war dies in den ersten Entwürfen nicht vorgesehen. „Die Umfrage des NABU zeigt klar, wohin die Richtung gehen muss: Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr Natur- und Tierschutz im Jagdrecht – und kein Einknicken der Politiker vor anachronistischen Forderungen der Jägerschaft“, so Miller.
An die Jagdverbände richtete der NABU-Bundesgeschäftsführer ein konkretes Angebot: „Angesichts der massiven Herausforderungen – die biologische Vielfalt geht immer dramatischer zurück im Wald und vor allem auf Feldern – sollte die organisierte Jägerschaft ihrem eigenen Anspruch gerecht werden: Zeigen Sie den Naturschützern nicht die Faust, sondern verhalten Sie sich wie ein anerkannter Naturschutzverband. Wir reichen Ihnen die Hand, um gemeinsam gegen die Bestandsrückgange bei bedrohten Arten vorzugehen und ihre Lebensräume zu entwickeln. Auf lokaler Ebene funktioniert eine solche Zusammenarbeit schon sehr gut – jetzt muss nur noch die gesamte Jägerschaft nachziehen. Die Gesellschaft erwartet von den Jagdverbänden, dass sie aus den verstaubten Jagdzimmern ins 21. Jahrhundert treten und sich für den Naturschutz einsetzen.“
Zur Umfrage
Datenbasis: 1.000 Befragte ab 18 Jahren, darunter 204 Befragte in Baden-Württemberg (für das repräsentative Gesamtergebnis wurde der Anteil von Baden-Württembergern ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend gewichtet). Erhebungszeitraum: 11. bis 16. März 2015. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte. Auftraggeber: NABU. Durchführung: forsa.
Reaktion und Gegenreaktion zur Umfrage
„Getroffene Hunde bellen“ - Mit diesem Fazit antwortet NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller auf den offenen Brief des Deutschen Jagdverbandes. Unter dem Titel „Geht´s noch Herr Miller?“ attackierte dieser den NABU jüngst ebenso scharf wie unsachlich. Mehr →
Mehr zum Thema Jagd
In seinem Positionspapier bekennt sich der NABU ausdrücklich zu einer naturverträglichen Jagd – vorausgesetzt, sie entspricht den Kriterien der Nachhaltigkeit und den ethischen Prinzipien. So muss das erlegte Tier zum Beispiel sinnvoll genutzt werden. Mehr →
Bleifreie Jagdmunition ist gesundheitlich und tierschutzrechtlich unbedenklich. Neue Forschungsergebnisse bestätigen, dass es keinen Grund gibt, an bleihaltiger Jagdmunition festzuhalten. Daher fordert der NABU ein umgehendes bundesweites Verbot von Bleimunition. Mehr →