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Jetzt NABU-Mitglied werden!Greifvögel und Windkraft
Forschungsverbund unter Leitung des NABU veröffentlicht neue Studie
18. November 2014 -
Greifvögel gehören weltweit zu den häufigsten Opfern von Windkraftanlagen. In Deutschland sind es unter anderem Rotmilane, Wiesenweihen und Seeadler, die in den Rotoren verunglücken. Vorkommen dieser Arten sind deshalb oft Ablehnungsgründe für Windparkstandorte und verursachen regelmäßig gerichtliche Auseinandersetzungen. Die vom Bundesumweltministerium finanzierte Studie des Michael-Otto-Instituts im NABU, der BioConsult SH und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung sowie weiterer Partner analysiert die Umstände, unter denen Greifvögel an Windrädern ums Leben kommen und soll so zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.
„Greifvögel verunglücken an Windkraftanlagen tagsüber und bei bester Sicht; sie scheinen die Risiken zu unterschätzen“ berichtet Dr. Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU. In Deutschland besonders problematisch sind die Verluste von Rotmilanen, da der größte Teil des globalen Bestandes (weltweit etwas über 20.000 Paare) dieser sehr seltenen Art in unserem Land brütet.
Kern des Projektes war das genaue Studium des Verhaltens von Greifvögeln in Bezug auf Windkraftanlagen. Dazu wurden Rotmilane (vom Projektpartner Ökotop in Halle/S.), Wiesenweihen (vom Projektpartner BioConsult SH) und Seeadler (vom Projektpartner Institut für Zoo- und Wildtierforschung) mit kleinen Sendern versehen, die eine genaue Verfolgung der Tiere im Freiland ermöglichten. Alle Arten besaßen Streifgebiete von vielen Quadratkilometern. Ihre Flugrouten wurden oft durch besonders attraktive Nahrungsquellen bestimmt und führten regelmäßig quer durch Windparks. Besonders bei Rotmilanen und Wiesenweihen war jedoch eine Konzentration der Aktivitäten im Horstbereich festzustellen. Modellrechnungen legen nahe, dass das Kollisionsrisiko bei Rotmilanen in einem Bereich bis 1.250 Meter um den Horst besonders hoch ist. 75% der Ortungen der besenderten Rotmilane außerhalb des Nestes selber stammen aus einem Radius von 1500 Metern um den Horst.
Weitere Themen der Studie, an der sich außer den genannten Institutionen noch die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest, die Staatliche Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg sowie der Förderverein für Ökologie und Monitoring von Greifvogel- und Eulenarten beteiligten, waren mögliche Verdrängungen von Greifvögeln durch Windkraftanlagen, der Einfluss von Gittermasten auf das Kollisionsrisiko und die Klärung der Fundumstände toter Greifvögel in der Nähe von Windkraftanlagen.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass für den Schutz der Greifvögel innerhalb oder in der Nähe von Windparks keine besonderen Anziehungspunkte für diese Vögel geschaffen werden sollten. Dazu zählen Mist- und Komposthaufen und Brachen an den Mastfüßen. Auch die Anlage frühzeitig zu mähender Kulturen wie etwa Grünroggen sollte im Bereich von Windparks vermieden werden. Entscheidender Faktor bleibt allerdings der Standort: Windparks sollten in einen ausreichend großen Abstand von Rotmilanhorsten und nicht innerhalb von Schwerpunkträumen von Wiesenweihen und Seeadlern angelegt werden.
In diesem Zusammenhang unterstützt der NABU auch aufgrund der Ergebnisse der nun vorgelegten Studie ausdrücklich den derzeit diskutierten Entwurf eines aktualisierten Fachpapiers der Länderarbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwarten zu Empfehlungen für Mindestabstände zwischen Windkraftanlagen und Vogelvorkommen. Darin empfehlen die Experten einen Mindestabstand von 1500 m zwischen Horsten von Rotmilanen und neu zu errichtenden Windkraftanlagen.