Grasfroschlaich aus Langenhagen bei Hannover
Die ersten Zäune werden abgebaut
Krötenwanderung im Westen weit fortgeschritten / Mildere Nächte in Aussicht
Zur aktuellen Übersicht der Krötenwanderung
28. März 2014 – Alles ganz schön früh: Im Fußball kürt sich Bayern München diese Woche zum ersten März-Meister der Bundesligageschichte und an manchen Tümpeln legen die Erdkröten nach erfolgter Fortpflanzung schon wieder den Rückwärtsgang ein.
Dabei zeigte sich das Frühjahr die letzten Tage nicht gerade von der lieblichen Seite. Die Fußballer verzichteten nach dem Sieg im knackig kalten Olympiastadion denn auch auf die sonst übliche Weißbierdusche und verzogen sich zum Feiern in einen gut geheizten Berliner Club. Frösche und Kröten hatten diese Möglichkeit nicht. Bei verbreitet Frostgraden selbst im Flachland gruben sich die Tiere ein, nach Wandern war ihnen nicht zumute.
Die kommende Nacht wird es noch recht frisch bleiben, ab der Nacht von Samstag auf Sonntag dagegen pendeln sich die Temperaturen laut Deutschem Wetterdienst auf amphibiengängige fünf bis sieben Plusgrade ein – Höhenlagen natürlich ausgenommen. Auch wenn es trocken bleibt, dürften die Wanderungen daher am Wochenende wieder deutlich anziehen.
Soweit eben die Wanderungen nicht schon beendet sind. „Seit letztem Freitag hatten wir am Kamener Galgenberg keine Kröten mehr auf der Hin-Wanderung gesehen“, berichten etwa Elisabeth und Wolfgang Postler vom NABU Unna. „Aus dem Laichgewässer kommen jeden Abend bereits etliche Tiere zurück und wandern in die angrenzende Wiese.“ Ähnlich sah es in Monzingen an der Nahe aus. „Wie erwartet, kamen schon am Sonntagabend nur noch 105 Amphibien an unseren Schutzzaun bei Monzingen. Mit mittlerweile 2123 Tieren liegen wir leicht über dem Vorjahr“, so Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Kreuznach. Aufgruind der steigenden Zahl von Rückwanderern wurden dann auch zu Wochenbeginn der Zaun geöffnet.
Auch im niederbayrischen Oblfing haben Monika Habermann und Ihre Mitstreiter den Schutzzaun bereits abgebaut. „492 männliche und 105 weibliche Kröten konnten sicher über die Straße bringen. Die Weibchen sind im Vergleich zu 2013 im leichten Aufwärtstrend, die Männchen waren leider rückläufig“, bilanziert Habermann.
Frühlingsbeginn mit Frühlingsgefühlen
Bundesweit starker Amphibien-Wanderverkehr / Es wird wieder kälter
21. März 2014 – „Die Sonne geht, die Kröten kommen“, prognostizierten wir vor einer Woche. Genauso war es denn auch: Die Kröten kamen reichlich. Mittendrin meldete sich pünktlich zum Frühlingsanfang die Sonne zurück und die Kröten wanderten trotzdem weiter. Nun aber wird es wieder etwas ungemütlich.
Den Amphibien dürfte das zunächst durchaus gefallen, zum Wochenbeginn aber werden die Temperaturen empfindlich sinken und nachts verbreitet nur knapp über der Frostgrenze bleiben. Viele Amphibien dürften bei diesen Aussichten erst einmal eine Pause einlegen.
Dabei geht die Wanderung der Erdkröten mancherorts bereits in die Schlussetappe. Das gilt vor allem für den Rhein und seine Nebenflüsse sowie das nordwestdeutsche Flachland. „An unseren Zaun bei Monzingen kommen immer mehr Menschen – und Kröten“, berichtet zum Beispiel Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Sobernheim. „Mittwochabend war unter anderem eine Klasse der Grundschule Monzingen mit Lehrerin und Eltern vor Ort, insgesamt mehr als 40 Personen. Am Tag darauf waren wir immerhin auch 20 Amphibiensammler. Mehr als 400 Tiere haben wir vor den Autos gerettet, mit nunmehr 1848 Amphibien sind 90 Prozent des Vorjahreswertes gewandert. Rückläufer haben wir bisher noch nicht registriert. Wenn es nun am Wochenende feuchter wird, werden sie bei uns im Wesentlichen durch sein.
Auch in Deutsch Evern im Kreis Lüneburg sind laut Andrea Szymanski vom „Haus der kleinen Forscher“ die Wanderungen weit vorangeschritten: „Schon am letzten Wochenende hatte ich 822 Amphibien, Erdkröten, Frösche, Teich-, Faden- und Kammmolch in den Eimern - der Andrang war so groß – 75 Tiere pro Eimer –, dass sie es geschafft haben, per ‚Räuberleiter‘ wieder aus den Eimern zu flüchten. Hier ist die Wanderung wahrscheinlich bald vorbei. Zwei Drittel der Erdkröten wandern als Doppeldecker – die kleineren Weibchen sind schon vor zwei Wochen gewandert und die jetzt noch wandernden Männchen umklammern alles, was sich so zeigt.“
Selbst im Nordosten geht es einigermaßen rund. „Temperaturmäßig ist alles bestens, nur der Regen fehlt“, meint Thorsten Schönbrodt vom NABU Müncheberg im Kreis Märkisch Oderland. „Das hindert etliche Amphibien aber nicht daran, zu wandern. Am Donnerstagabend waren es am Rohrpfuhl je 100 Knoblauchkröten und Moorfrösche.“ Dabei beginnen die Moorfrösche nun zu rufen, zunächst „zwar leise, aber es werden langsam mehr.“
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Frisch manikürter Kammmolch aus Müncheberg
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Junger Teichfrosch, ebenfalls aus Müncheberg
Während im Osten die Moorfrösche sich warmrufen, sind die Grasfrösche im Westen deutlich weiter. Sie haben vielerorts abgelaicht und aus dem Südwesten werden erste geschlüpfte Kaulquappen gemeldet.
Die Sonne geht, die Kröten kommen
Ab dem Wochenende ist mit erhöhtem Wanderaufkommen zu rechnen
14. März 2014 - „Es müsste dringend regnen!“ Diesen Stoßseufzer von Lieselotte Oster aus dem mainfränkischen Karlstein teilen momentan viele Amphibienschützer. Das trockene Wetter und die immer noch kalten Nächte bremsen die Laichwanderungen bisher stark ab. „Wir haben Tagtemperaturen bis 17 Grad Celsius, aber nachts ist es bis vorgestern an der Böschung immer noch gereift gewesen“, schreibt Oster. „Trotzdem jeden Tag drei bis sechs Kröten, also muss jeden Morgen kontrolliert werden.“
Die Kröten jedenfalls sind willig und drängeln. „In Geeste im Kreis Emsland waren wir sehr überrascht, dass sich trotz Trockenheit und Raureif morgens 94 Kröten in den Eimern fanden, darunter auch etliche Paare“, berichtet Heinke Glameyer-Fleischmann. Auch in Düren (NRW) laufen „seit Anfang der Woche trotz kühler Nächte sowie trockener Witterung die ersten Erdkröten. Bisher sind es fast nur Männchen, doch auch die Weibchen bemühen sich und wandern in geringen Zahlen schon mit“, so Achim Schumacher vom NABU-Kreisverband Düren. „Am Schutzzaun Pierer Wald und Merkener Busch dürften schon wenige Tausend Tiere gewandert sein. Bei Grasfrosch und Springfrosch geht es auch los. Erste Laichballen sind im Kreis schon gesehen worden. Bei den Molchen wandern bisher fast nur Teichmolche. Berg- und Fadenmolche machen sich noch rar.“
Während das aktuell (noch) trockene Wetter Deutschland eint, ist der Zustand der Böden und der Wasserstand sehr unterschiedlich. „Bezüglich Trockenheit ist vermutlich in ganz Baden-Württemberg genau das Gegenteil der Fall wie im Norden und Osten“, meint Silke Weber aus Ubstadt-Weiher. Nach den Frühlingshochwässern gingen „Sommer und Spätjahr überdurchschnittlich nass weiter, so dass hier überall jede Menge Wasser steht. Wir haben also gerade ein paar Tümpel mehr als sonst. Mal schauen, ob die spontan besiedelt werden – hoffentlich trocknen sie nicht ausgerechnet dann wieder aus.“
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Teichmolch aus Düren
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Erdkröte aus Düren
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Grasfroschpaar aus Düren
Ganz anders sieht es in der niedersächsischen Elbtalaue aus. Hierzu hat Christian Fischer einen beeindruckenden Fotovergleich zwischen März 2012 und März 2014 gemacht (siehe unten). Die Fotos zeigen ein sogenanntes Qualmgewässer, „also ein auf der Binnenseite des Elbedeiches gelegenes Gewässer, das durch das Grundwasser indirekt mit dem Wasserstand des Flusses korrespondiert. Gerade dieser Typ Gewässer ist für Amphibien besonders wertvoll und wird schwerpunktmäßig von Moorfröschen, Rotbauchunken oder auch Laubfröschen besiedelt“, erläutert Fischer. „Ein Austrocknen spät im Jahr findet häufig statt – was auch wichtig ist, damit sich keine Fressfeinde wie Fische ansiedeln können. Aktuell ist in vielen Auengewässern bei uns aber schon so wenig Wasser vorhanden wie sonst im Sommer; flachere Tümpel sind bereits jetzt völlig ausgetrocknet.
Wenn sich an der Situation nichts Grundlegendes mehr ändert, wird es in vielen dieser Gewässer 2014 keinerlei Amphibiennachwuchs geben. Zum Glück war das vorige Jahr mit dem Jahrhunderthochwasser im Juni für die hiesigen Lurche wohl eher vorteilhaft; es gab wahrscheinlich überdurchschnittlich viele Jungtiere in der – nicht direkt überfluteten – Elbaue. Wenn sich solche trockenen Winter wie jetzt und andere Extremwetterlagen aber in Zukunft weiter häufen, dürften gerade die empfindlicheren Auenbewohner damit arge Probleme bekommen. Erdkröten mit ihrer Vorliebe für tiefere, konstante Teiche sind dagegen sicherlich viel weniger betroffen.“
Zum Wochenende steht ein Wetterwechsel an. Dabei wird das derzeitige Hoch von einem Sturmtief abgelöst. Das Tief bringt zunächst in der Nordhälfte und später in ganz Deutschland Regenschauer, was den Amphibien natürlich entgegenkommt. Gleichzeitig weht aber ein frischer, teils stürmischer Wind. In offenen Lagen wird das die Amphibien bremsen, in geschützten Lagen ist aber ab der Nacht zu Sonntag mit einer deutlichen Zunahme der Wanderungen zu rechnen. Vor allem entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse dürften ideale Bedingungen herrschen.
Kühle Nächte bremsen die Laichwanderungen
Derzeit mancherorts noch mehr Krötenretter als Kröten / Trockenheit an der Elbe
10. März 2014 – Wie zu erwarten, hängen die Wanderaktivitäten momentan stark vom Kleinklima vor Ort ab. In den nahezu wolkenlosen Nächten kühlt die Luft noch stark ab. „Am Samstagabend wurden über die 25 angereisten Amphibienfreunde enttäuscht“, berichtet zum Beispiel Karl-Heinz Fuldner vom NABU Bad Soberheim. „Nach dem schön warmen Nachmittag kühlte es am Krötenzaun am Alten Steinbruch bei Monzingen so rasch auf vier Grad Celsius ab, dass nur zehn Erdkröten zu finden waren. Den eifrigen Sammlern ist dabei bestimmt kein Tier entgangen.
Trotzdem gab es einen Grund zur Freude: Die Amphibienschutzgruppe konnte das 120.000ste Tier begrüßen, das wir seit 1986 vor dem Straßentod bewahrt haben – nur die Hinwanderer gezählt. Michelle und Selina setzten die Erdkröte auf der Maulwurfswiese aus; von 20 Augenpaaren beobachtet, grub sich Herr Bufo bufo rasch in den weichen Boden ein.“ Auch am Sonntag ließen sich in Monzingen nur elf Kröten sehen.
Eindrucksvoller sind da schon die Zahlen vom Kamener Galgenberg. „Das schöne Wetter hat nicht nur die Menschen nach draußen gelockt, sondern auch die Erdkröten. Wir konnten am Samstag die ersten Doppeldecker (Paare) begrüßen. Insgesamt zählten wir am Wochenende über 400 Kröten“, freuen sich Elisabeth und Wolfgang Postler vom NABU Unna. Auch in Hemmingen bei Hannover war das Wochenende ertragreich. „In zwei Nächten hatten wir rund 200 Erdkröten in den Eimern. Von Massenwanderung aber kann noch nicht die Rede sein, da mit 300 Tieren insgesamt erst rund ein Zehntel der Gesamt-Population gewandert ist“, erläutert Inge Scherber.
In den nächsten Tagen bleibt das Wetter zunächst unverändert. Spannend wird es aber am Wochenende. Bereits in der Nacht zu Samstag (14. auf 15. März) soll es sich im Norden bewölken und erster Regen fallen. Ab Samstag wird es dann für einige Tage bundesweit wechselhaft und feucht zugehen. Zumindest in geschützten Lagen sind daher Amphibienwanderungen in größerem Ausmaß zu erwarten.
Nicht nur auf dem Weg zu den Laichgewässern ist es momentan recht trocken, auch die Gewässer selbst leiden in einigen Regionen an den Folgen des niederschlagsarmen Winters. „Die Dürre macht uns allmählich große Sorgen. Manche Laichtümpel waren bei der gestrigen Begehung bereits ausgetrocknet“, berichtet Christian Fischer aus der niedersächsischen Elbtalaue. „Für die Jahreszeit sind die Wasserstände in vielen Auengewässern um mindestens einen halben Meter zu niedrig. Erfahrungsgemäß werden örtliche Niederschläge nicht ausreichen, um die Wasserstände noch einmal nennenswert anzuheben – wir brauchen das obere Einzugsgebiet der Elbe. Eine Schneeschmelze dürfte es dort aber nicht mehr geben, so dass wir in diesem Frühjahr in vielen Laichhabitaten der Elbaue eine sehr prekäre Situation bekommen könnten.“
Die weiteren Aussichten: Sonnig und warm
Winterrückkehr unwahrscheinlich / Kein „Kältereservoir“ in Nordeuropa
05. März 2014 – Hoher Freizeitwert, Amphibienwanderaussichten aber eher gedämpft: Zum Wochenende hin bildet sich über Deutschland eine „Hochdruckbrücke“ aus, die für viel Sonnenschein sorgt. „Aus heutiger Sicht bleibt uns das sonnige Frühlingswetter mit wenigen Ausnahmen auch über das kommende Wochenende erhalten“, verspricht der Deutsche Wetterdienst (DWD). „Dann sind verbreitet Temperaturen bis 15 Grad zu erwarten, im Westen und Südwesten sind vor allem am Sonntag bis zu 18 Grad, vielleicht sogar bis zu 20 Grad möglich.“
Die Wetterfrösche weisen darauf hin, dass es 2013 ganz ähnlich aussah, dann aber nach wenigen Tagen der Winter mit Macht zurückkam. 2014 ist dies laut DWD „eher unwahrscheinlich, denn in diesem Jahr konnte sich selbst über dem Norden Europas kein beständiges Kältereservoir ausbilden. Somit sind die Voraussetzungen für einen markanten Kaltlufteinbruch im Gegensatz zum letzten Jahr nicht gegeben.“
Die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen dafür, dass die Wanderbedingungen für Amphibien immer noch nicht ideal sind. Die Wanderfreudigkeit unterstützender Regen ist nicht in Sicht.
Blick auf die erste saisonhälfte
Der Startschuss für die Wanderungen ist in den meisten Regionen nun gefallen. Wetter und Temperaturen passen schon ganz gut, aber für die großen Massenwanderungen der Erdkröten ist es noch etwas zu früh. Die Saison dürfte sich also in die Länge ziehen. Mehr →