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Bundesweite Lösung für lebendige Flüsse wird umgesetzt
10. Januar 2014 - Lange schon hatte es der NABU gefordert: ein Bundesprogramm „Blaues Band“ für lebendige Flüsse. Nun ist eine wichtige Hürde genommen. Etwas versteckt, im Unterkapitel zum Hochwasserschutz, findet sich im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung folgende Aussage: „Es wird ein Bundesprogramm ‚Blaues Band‘ aufgelegt, um die Renaturierung von Fließgewässern und Auen zu fördern.“ Das Programm kommt also, und das ist gut so.
In welcher Form ist zwar noch ungewiss, der Handlungsbedarf ist aber zweifellos da. Und dem Bund kommt dabei eine besondere Verantwortung zu, nicht zuletzt mit Blick auf die als Bundeswasserstraßen genutzten Flüsse und Flussabschnitte. Denn um die ist es schlecht bestellt: An den großen Strömen in Deutschland sind bis zu 90 Prozent der ursprünglichen Auen bereits verschwunden – eingedeicht, vom Fluss abgeschnitten, bebaut oder intensiv landwirtschaftlich genutzt.
Der verbliebene Rest ist vom natürlichen Zustand weit entfernt, gut drei Viertel sind deutlich bis stark verändert, nahezu 20 Prozent der Auenrelikte an Bundeswasserstraßen sogar sehr stark. Auch um die besonders bedeutsamen, nach der europäischen FFH-Richtlinie geschützten gewässer- und auentypischen Lebensräume steht es schlecht: Weich- und Hartholzauenwälder, Schlammbänke mit ihrer charakteristischen Vegetation, nährstoffreiche, vom Hochwasserregime der Flüsse abhängige Stillgewässer – sie alle sind in einem weitgehend unzureichenden oder gar schlechten Erhaltungszustand. Dies ist eines der Ergebnisse der vom NABU in Auftrag gegebenen Studie „Das Blaue Band – Naturschutz als Chance für die Wasserstraßenreform“.
Die Erstellung dieser Studie wurde durch Veolia Deutschland gefördert.
Die Studie beleuchtet den aktuellen Zustand der Flüsse, zeigt die bestehenden Defizite auf und formuliert Ansatzpunkte für einen zukunftsorientierten Gewässerschutz an Bundeswasserstraßen. Für 15 ausgewählte Flüsse werden in Steckbriefen die relevanten Fakten und Handlungserfordernisse übersichtlich aufbereitet. Mit dieser Broschüre schafft der NABU eine Grundlage für all jene Akteure, die die inhaltliche Ausgestaltung des Bundesprogramms zum Blauen Band verhandeln oder sich für den Gewässerschutz und die ökologischen Chancen der Wasserstraßenreform interessieren.
Jetzt werden die Weichen für eine zukünftig freiere Entfaltung unserer Flüsse gestellt, damit diese wieder lebendiger werden können. Sehr gelegen kommt dabei die laufende Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Sie kann mit reduzierter Gewässerunterhaltung und abgestuften Nutzungskategorien dazu beitragen, den Druck auf die Fließgewässer zu reduzieren. Der NABU wird sich selbstverständlich weiterhin aktiv in die Debatten zur Ausgestaltung des Bundesprogramms „Blaues Band“ und zu den ökologischen Chancen der Wasserstraßenreform einbringen und deren Umsetzung kritisch begleiten.
Neue Akzente in der Flusspolitik notwendig
Der NABU fordert ein Bundesprogramm „Blaues Band” für lebendige Flüsse
20. März 2013 - Der NABU appelliert an die Politik, mehr Einsatz für die Wiederherstellung lebendiger Flüsse in Deutschland zu zeigen. „Der von der Wasserrahmenrichtlinie geforderte gute Zustand für alle Flüsse in Deutschland bis 2015 ist in weiter Ferne. Umso wichtiger sind nun vehemente Anstrengungen der Politik, um diese Zielsetzungen nicht vollends aus den Augen zu verlieren“, betont NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Dem Bund als Eigentümer aller als Bundeswasserstraßen eingestuften Flüsse kommt nach Ansicht des NABU bei dieser Aufgabe eine besondere Vorbildrolle zu. So müssen im Zuge der laufenden Wasserstraßenreform alle Bundeswasserstraßen auf ihre volkwirtschaftliche Effizienz und ihre Umweltverträglichkeit getestet werden.
Auch ist zu prüfen, ob alle ineffizienten Bundeswasserstraßen bis 2015 aus der Nutzung genommen werden können. „Die Renaturierung dieser Flüsse könnte dann über ein neu zu schaffendes Bundesprogramm ‚Blaues Band‘ erfolgen, das in der Zuständigkeit der Bundeswasserstraßenverwaltung in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und Umweltverbänden umgesetzt wird“, erläuterte Tschimpke die Vorstellungen des NABU für eine zukunftsorientierte Flusspolitik.
Nur zehn Prozent im guten Zustand
Nach Angaben des Bundesumweltministeriums hatten bis 2009 nur rund zehn Prozent der Gewässer in Deutschland einen guten ökologischen Zustand erreicht. In jenem Jahr wurden auch die Bewirtschaftungspläne veröffentlicht, in denen Konzepte und Maßnahmen für die Ziele bis 2015 festgeschrieben sind. „Selbst wenn diese Pläne umfassend umgesetzt werden, erreicht bis dahin trotzdem nicht einmal jedes fünfte Gewässer den geforderten guten Zustand“, bilanziert NABU-Naturschutzexperte Till Hopf. Hauptprobleme seien immer noch der diffuse Eintrag von Nährstoffen, zum Beispiel aus der Landwirtschaft, sowie die Veränderung der Gewässerstruktur durch Begradigung, Uferbefestigungen und Wehre. Hier gebe es bundesweiten Handlungsbedarf.
Wie eine Flussrenaturierung praktisch funktionieren kann, zeigt der NABU in Europas größtem Renaturierungsprojekt an der Unteren Havel. Auf einer Strecke von 90 Kilometern schließt der NABU mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz Altarme an, baut Uferbefestigungen zurück, aktiviert Flutrinnen und begründet neuen Ufer- und Auenwald. Zudem sollen Deichabschnitte zurückgebaut und dem Fluss wieder mehr Raum gegeben werden, was sich auch positiv auf den Hochwasserschutz auswirkt.