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Jetzt NABU-Mitglied werden!Halbzeitbilanz zum Jahr der Luft
Umweltkommissar Potocnik skizziert erste Ziele künftiger Luftreinhaltepolitik
Obwohl sich die Luftqualität in Europa in den vergangen Jahren deutlich verbessert hat, leben dennoch bis zu 95 Prozent der europäischen Bevölkerung mit Luftschadstoffkonzentrationen, die laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesundheitsschädlich einzustufen sind. Rußpartikel, Schwefel- und Stickoxide sowie Ammoniak aus Landwirtschaft, Industrie, privaten Haushalten und dem Verkehrssektor schaden nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern auch der Umwelt, der Biodiversiät und dem Klima massiv. Dieselruß etwa ist nicht nur krebserregend, sondern nach CO2 auch der stärkste Klimatreiber. Schwefelemissionen sind maßgeblich für die Versauerung von Böden und Gewässern verantwortlich und hohe Stickstoffeinträge führen zu Überdüngung.
Die Europäische Kommission hat errechnet, dass allein in Europa jedes Jahr 420.000 Menschen vorzeitig an den Folgen zu hoher Schadstoffkonzentrationen in ihrer Atemluft sterben. Hinzu kommen immense Folgekosten für medizinische Behandlungen, Krankheitstage und damit verbundene Produktivitätseinbußen, die sich laut Europäischer Umweltagentur (EEA) auf einen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von rund 800 Milliarden Euro jährlich. Dabei berücksichtigt diese gigantische Zahl noch nicht einmal alle externen Kosten luftqualitätsbedingter Umweltschäden. Der Verlust von Biodiversität, reduzierte Ökosystemdienstleistungen, Ernteausfälle oder Folgen eines beschleunigten Klimawandels wie Hochwasser, Stürme oder Dürren verursachen ebenfalls riesige volkswirtschaftliche Schäden. Schlechte Luftqualität gefährdet auch vergangene und aktuelle Investitionen in den Naturschutz: Derzeit sind rund zwei Drittel der europäischen Natura-2000-Gebiete zu hohen Luftschadstoffkonzentrationen ausgesetzt.
Die EU-Kommission hat das Jahr 2013 zum „Jahr der Luft“ ernannt und angekündigt, im Herbst ein umfassendes Gesetzespaket zur Verbesserung der Luftqualität auf den Weg zu bringen. In den vergangenen Monaten konnten sich Bürger und Experten an verschiedenen Konsultationsverfahren beteiligen, um ihre Anliegen in den Gesetzgebungsprozess einzuspeisen. In diesem Zusammenhang engagiert sich der NABU gemeinsam mit anderen Umweltschutzverbänden dafür, dass bestehende Grenzwerte weiter verschärft werden, ihre Einhaltung strenger überwacht und alle Sektoren gleichermaßen an der Emissionsreduktion beteiligt werden. Nach Auffassung des Naturschutzbundes müssen geltende Schadstoffhöchstmengen garantieren, dass weder Mensch noch Tier- und Pflanzenwelt geschädigt werden.
Die drei Ziele des EU-Kommissars
EU-Umweltkommissar Potočnik verfolgt nach eigenem Bekunden drei Ziele bei der anstehenden Revision der Luftqualitätspolitik: Die effektive Einhaltung bereits bestehender Grenzwerte, ihre Verschärfung für die Zeit nach 2020, mit der Maßgabe, zumindest den Empfehlungen der WHO-Luftqualitätsrichtlinie nachzukommen, sowie die Identifizierung konkreter Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Eine ambitionierte Luftqualitätspolitik und damit verbundene Umwelttechnologien könnten künftig zur treibenden Kraft von Innovation und mehr Wettbewerbsfähigkeit werden, so Potočnik weiter.
Um erfolgreiche Ansätze zur Verbesserung der Luftqualität europaweit bekannter zu machen, engagiert sich der NABU im LIFE+-Projekt „Clean Air“, das unter anderem Best-Practice-Beispiele zur Emissionsminderung zusammenträgt, um sie auch in anderen Städten und Regionen eines EU-weiten Netzwerks umzusetzen. Die Aktivitäten des NABU konzentrieren sich auf die internationale Schifffahrt, deren Abgase einen immer größeren Anteil an der globalen Luftverschmutzung haben. Daneben stehen aber auch Emissionsquellen in Häfen im Fokus, da diese oftmals in großer Nähe zu stark besiedelten Ballungsräumen und Städten liegen und hier die lokale Luftqualität massiv beeinträchtigen.