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Neue Untersuchungen zum eingewanderten Asiatischen Marienkäfer
07. Juni 2013 - Dass sich ein Neuankömmling so rasch etabliert wie der Asiatische Marienkäfer, ist eher die Ausnahme. Schon früh wurden Befürchtungen laut, der Käfer mit wissenschaftlichem Namen Harmonia axyridis würde alteingesessene Marienkäferarten verdrängen. Nach ersten Erfahrungen aus den USA, wo Harmonia ebenfalls einwanderte, wurde zudem gemutmaßt, der Käfer könne im Obst- und Weinbau Schäden anrichten.
2007 traten die Käfer erstmals in deutschen Weinbaugebieten massenhaft auf und konnten später dabei beobachtet werden, wie sie vorgeschädigte Trauben kurz vor der Weinlese anfraßen. Auf der anderen Seite erweist sich der Käfer im Weinbau und in anderen Kulturen wie Obst und Getreide als effektiver Blattlaus- beziehungsweise Reblaus-Vertilger.
Feindabwehr: Bluten bei Bedarf
Immer wieder wird in den Medien kolportiert, die Käfer würden den Geschmack von Wein ruinieren. Ein einziger zusammen mit den Trauben gekelterter Käfer genüge, um hundert bis tausend Liter Wein zu verderben. Tatsächlich schmeckt die Körperflüssigkeit der Käfer, die sogenannte Hämolymphe, ausgesprochen bitter. Marienkäfer nutzen die Hämolymphe sogar zur Feindabwehr, indem sie per Reflexblutung einen Tropfen der Substanz ausscheiden. Wie schädlich der Asiatische Marienkäfer wirklich ist, hat nun das bundeseigene Julius-Kühn-Institut (JKI) untersucht.
Bei den über drei Jahre bis 2012 andauernden Freilanduntersuchungen stellte sich zunächst heraus, dass Harmonia axyridis in Wein- und Obstanlagen inzwischen die häufigste Marienkäferart ist. Andererseits konnten keine Anzeichen für eine Ausrottung heimischer Marienkäfer durch die invasive Art festgestellt werden. Der bisher im Weinbau dominante heimische Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) ist ebenfalls sehr konkurrenzstark und tritt seinerseits zum Beispiel in Nord-Amerika als invasive Art auf. Er war in den Weinbergs-Untersuchungen stets die zweithäufigste Art und ist, wie aktuelle Beobachtungen zeigen, gerade 2013 sogar oft häufiger anzutreffen als der asiatische Verwandte.
Bitterer „Marienkäferton“ auch durch den Siebenpunkt
Das Risiko, dass der Asiatische Marienkäfer den Weingeschmack negativ beeinflusst, erwies sich in umfangreichen Tests als deutlich geringer als die US-Berichte erwarten ließen. Die geschmacklich erkennbare Schwelle im Wein lag bei vier bis fünf Käfern pro Kilogramm bei der Rebsorte Riesling. Beim Spätburgunder betrug sie fünf bis sechs Käfer mit Maischeerhitzung; bei einer Maischegärung senkte sich die Schwelle auf drei Käfer je Kilogramm Trauben.
Die Untersuchungen zeigen, dass die gleiche Anzahl des heimischen Siebenpunkt-Marienkäfers sogar einen intensiveren Fehlton im Wein verursacht. Bei beiden Käferarten identifizierten die Wissenschaftler 2-Isopropyl-3-Methoxypyrazin (IPMP) als hauptverantwortliche Substanz für den sogenannten Marienkäferton.
Unser Wein ist nicht in Gefahr
Gesundheitschädlich ist der Marienkäferton nicht. In Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Sauvignon Blanc kommt IPMP sogar in den Trauben selbst vor – ganz ohne mitgekelterte Käfer. In Weinen aus Spätburgunder, Riesling oder Müller-Thurgau aber möchte man den Geschmack verständlicherweise nicht haben. Diese Weine können gegebenenfalls nicht mehr als Qualitätswein verkauft werden, da sie nicht sortentypisch schmecken.
Positiv trat der Asiatische Marienkäfer im Sommer als Gegenspieler der Blattreblaus in Erscheinung. Die Käfer suchten gezielt Reben mit Rebgallen auf. Sie wanderten auch später kaum in die Trauben ab. Von 3.000 untersuchten Reben wurde nur in einem Prozent Asiatische Marienkäfer in Trauben gefunden, die allerdings fast alle durch Essigfäule und Botrytis vorgeschädigt waren. Eine ernsthafte Gefahr für den Geschmack unseres heimischen Weins besteht demnach nicht.
In Obstbaukulturen verursacht Harmonia axyridis bisher nur vereinzelt Fraßschäden, vor allem an weichschaligem Obst. Die Beobachtungen zeigen andererseits, dass er als wichtiger Gegenspieler schädliche Insekten wie Blutlaus, Mehlige Apfelblattlaus oder Hopfenlaus in großem Umfang vertilgt.
Der asiatische Harlekin-Marienkäfer kommt heute nicht mehr nur in Japan und China vor, sondern auch in Nordamerika und Europa. Wegen seines großen Blattlaus-Appetits wurde der Käfer seit den 80er Jahren im großen Stil zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Mehr →
Der aus Asien stammende Harlekin-Marienkäfer gehört in Deutschland inzwischen zum festen Bestand der Insektenwelt. Nun haben Forscher entdeckt, dass der Käfer gegenüber Krankheitserregern weitgehend immun ist. Aus seinem Blut könnten künftig Medikamente hergestellt werden. Mehr →