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Jetzt NABU-Mitglied werden!Tödliche Falle für Seevögel
Studie von BirdLife International schätzt 400.000 tote Vögel durch Stellnetze
16. Mai 2013 - Eine heute veröffentlichte Studie des NABU-Dachverbandes BirdLife International zeigt, dass weltweit jährlich bis zu 400.000 Seevögel als ungewollter Beifang in den Stellnetzen der Fischerei enden. Allein in der Ostsee sterben jährlich etwa 76.000 Vögel, insbesondere Meeresenten, aber auch Tauchenten und Säger. Der NABU fordert daher seit Langem, dass die für Seevögel gefährlichen Stellnetze in den bekannten Konfliktregionen und in Schutzgebieten schnellstmöglich durch alternative, umweltschonende Techniken ersetzt werden und führt dazu aktuell ein eigenes durch das Bundesamt für Naturschutz gefördertes Forschungsprojekt durch.
Über mehrerer Jahre trug der Autor der Studie, der bekannte Meeresbiologe Ramunas Zydelis, Daten zu Seevogelbeifängen zusammen. Im Mai 2012 organisierten der NABU, die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB, UK) und BirdLife International eine begleitende Fachveranstaltung in Berlin, bei der Wissenschaftler aus aller Welt Forschungsprojekte und neue Beifangzahlen vorstellten und Lösungsansätze diskutierten. Mit der jetzt veröffentlichten Studie: „The incidental catch of seabirds in gillnet fisheries: a global review“ liegen erstmalig vergleichbare wissenschaftliche Zahlen vor, die den dringenden Handlungsbedarf noch einmal deutlich machen.
Im November 2012 hatten sich die EU-Mitgliedsstaaten zu einem Aktionsplan verpflichtet, welcher den sinnlosen Tod der Vögel in der Fischerei beenden soll. Der Plan sieht neben der weiteren Datenerfassung und der Schulung von Fischern auch die Umsetzung von Sofortmaßnahmen vor. Während sich in der Langleinenfischerei einfache Maßnahmen wie mit Gewichten beschwerte Leinen oder Scheuchvorrichtungen auf den Schiffen bereits bewähren, müssen Maßnahmen zur Vermeidung von Beifängen in der Stellnetzfischerei noch weiter entwickelt werden. Nach Meinung des NABU müssen die positiven Ansätze des Aktionsplans jetzt zu verbindlichen Regeln und Programmen im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU führen.
In der Stellnetzfischerei werden für Meerestiere nahezu unsichtbare Netzwände aus Nylonmaschen Kilometer lang am Meeresboden verankert. Neben Fischen verenden jedoch immer wieder Seevögel und auch Schweinswale in den Netzen, da sie sich bei der Nahrungssuche darin verfangen und ersticken. Da viele der betroffenen Arten bedroht und streng geschützt sind, steht diese Form der Fischerei vielerorts im Konflikt mit dem nationalen und europäischen Arten- und Naturschutzrecht. Deutschland hat seit 2008 etwa 45 Prozent seiner Meeresgebiete in Nord- und Ostsee unter den Schutz des Natura-2000-Netzwerks gestellt. Aktuell werden für die insgesamt zehn Gebiete der Ausschließlichen Wirtschaftszone (200-Seemeilen-Zone) Schutzgebietsverordnungen und Managementpläne entwickelt.