Hector-Delfine gebären nur alle zwei bis vier Jahre ein einziges Kalb. - Foto: Steve Dawson
Fünf tote Hector-Delfine angeschwemmt
Fischernetze im Schutzgebiet bedrohen aussterbende Delfine
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Hector-Delfine geraten häufig gefährlich nah an Fischtrawler heran. - Foto: NABU International
06. Februar 2013 - An der Ostküste der neuseeländischen Südinsel wurden Mitte Dezember erneut fünf tote Hector-Delfine angeschwemmt, darunter ein Muttertier und ihr Kalb. Ein herber Schlag für den Bestand der seltenen Tiere, von denen es vor diesem Küstenstreifen nur noch etwa 1.200 Individuen gibt. Da die neuseeländische Regierung diese Todesfälle seit über einem Monat nicht veröffentlicht hat, tritt NABU International mit exklusiven Fotos eines der toten Tiere an die Öffentlichkeit.
Weltweit gibt es insgesamt nur noch 7.200 Hector-Delfine. In den 1970er Jahren gab es noch etwa 30.000. Die ausschließlich in Neuseeland vorkommende Art ist vor allem durch Schlepp- und Stellnetze vom Aussterben bedroht, in denen sie als Beifang qualvoll ertrinken.
Das Gebiet, in dem die toten Hector-Delfine angeschwemmt wurden, wurde im Jahr 1988 als Schutzgebiet für die Meeressäuger eingerichtet. Jedoch ist der Name „Schutzgebiet“ irreführend, denn Schlepp- und Stellnetzfischer agieren nach wie vor ungehindert im Großteil des Gebietes, das sich außerdem nur über einen Bruchteil des Verbreitungsgebietes der Delfine erstreckt.
Während der Gebrauch von Stellnetzen in dem Schutzgebiet auf bis zu vier nautische Meilen verboten ist (auf der Karte unten hellgrün markiert), erstreckt sich das Verbot für Schleppnetze auf zwei nautische Meilen. Die Reservatsgrenze liegt allerdings bei zwölf nautischen Meilen und hat somit für den Schutz der Tiere keine Bedeutung. So sterben jedes Jahr etwa 23 Hector-Delfine in kommerziellen Stellnetzen in diesem Küstenbereich – ein dramatischer Verlust, denn die Population kann nur einen einzigen von Menschen verursachten Todesfall pro Jahr verkraften.
Die neuseeländische Regierung ist sich der Unzulänglichkeit des marinen Schutzgebietes bewusst, denn die Delfin-Sichtungen außerhalb des geschützten Bereiches (siehe Karte) sind seit fünf Jahren bekannt. Dennoch wurde nichts zum Schutz der Tiere unternommen. Anstatt die Problematik mit einem wissenschaftlich fundierten Erhaltungsprogramm anzugehen, hat die Regierung das einzige Programm, das Informationen zur Verbreitung und Anzahl der in Netzen getöten Delfine sammelt, abgeschafft. Dabei nennen Regierung und Fischereiindustrie den Mangel an Daten als einen der Hauptgründe, die Delfine nicht zu schützen.
Der einzige Weg, die Hector-Delfine vor dem Aussterben zu bewahren, besteht darin, sie vollständig vor schädlichen Fischereimethoden zu schützen. Die Grenzen des Schutzgebietes müssen ausgeweitet werden – an einigen Stellen bis zu einem Küstenabstand von 20 Seemeilen –, so dass das geschützte Gebiet mit dem natürlichen Lebensraum der Delfine übereinstimmt. Dies ist auch die Forderung der IUCN, der internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen. Auf dem IUCN-Naturschutzkongress im September 2012 in Korea stimmten 117 Länder und 459 Organisationen einer Resolution zu, die die neuseeländische Regierung zum sofortigen Handeln zum Schutz der Hector-Delfine auffordert. Die beiden einzigen Gegenstimmen kamen von Neuseeland. Diese Haltung steht gänzlich im Widerspruch zu dem allgemein verbreiteten „grünen“ Image Neuseelands als Vorreiter im Naturschutz.
Das Schutzgebiet
Erläuterung der Karte
Das für Hector-Delfine eingerichtete Schutzgebiet vor der Ostküste Neuseelands ist zu klein, um die Tiere vor dem Aussterben zu schützen. Hector-Delfine leben in dem gesamten „roten“ Bereich, der Küstengewässer bis zu einer Tiefe von 100 Metern kennzeichnet. Die als schwarze und graue Punkte markierten Delfin-Sichtungen durch Wissenschaftler (schwarz) und offizielle Beobachter (grau) außerhalb der hell – und dunkelgrünen Küstengewässer sowie außerhalb des durch eine blaue Linie beschriebenen Schutzgebietes beweisen, dass Hector-Delfine weit über die Grenzen des gegen Netze geschützten Bereichen hinaus vorkommen. (Quelle: Marine Science Department, Universität von Otago und Ministry of Primary Industries; bearbeitet)
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