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Jetzt NABU-Mitglied werden!Neue Etappe im Kampf gegen den Vogelmord
Ägypten: Internationaler Aktionsplan wird umgesetzt
19. September 2014 - Jetzt kommen die Zugvögel wieder über das Meer, jetzt werden sie wieder mit Netzen abgefangen, sobald sie in Ägypten das Land erreichen. Der September ist der Höhepunkt des Vogelzugs und leider auch der Höhepunkt des Vogelmords an der nordafrikanischen Küste. Diesmal ist ein Team der ägyptischen BirdLife-Organisation Nature Conservation Egypt (NCE) vor Ort und erhebt systematisch Daten über Lage und Länge von Netzen und Fallen und die darin verendeten Vögel. Es wird vom NABU unterstützt und finanziert. Gleichzeitig erhebt ein zweites Team Informationen über die rechtlichen und sozio-ökonomischen Hintergründe und Motivationen des Vogelfangs. Beides liefert wichtige Voraussetzungen, um im Kampf gegen den Vogelmord an den richtigen Stellen ansetzen zu können.
Im vergangenen Jahr hatten Reporter des Bayerischen Rundfunks das erschreckende Ausmaß dieses Vogelfangs dokumentiert. Der NABU wurde daraufhin aktiv und hat ein Programm für den Kampf gegen den Vogelmord in Ägypten gestartet. Über 120,000 Unterschriften besorgter Bürger konnten im vergangenen Dezember an die ägyptische Botschaft in Berlin übergeben werden.
Die NABU-Aktion hat auch die Bundesregierung zum Handeln bewegt. Sie finanzierte eine internationale Konferenz in Bonn, an der Ende November 2013 Vertreter der Umweltministerien von Ägypten und Libyen, dortige BirdLife-NGOs, der NABU, BirdLife International, das Bundesumweltministerium sowie wichtige Vertreter der relevanten internationalen Naturschutzabkommen teilnahmen. Auf der Konferenz wurde ein gemeinsamer Aktionsplan zur Bekämpfung des illegalen Zugvogelfangs in Ägypten erarbeitet. Im April dieses Jahres wurde dieser Plan von allen Seiten beschlossen und durch das Afrikanisch-Eurasische Wasservogelabkommen (AEWA) veröffentlicht. Eine internationale Arbeitsgruppe wacht nun über seine Umsetzung. Der NABU unterstützt und finanziert ein kleines Team in seiner Partnerorganisation NCE, das vor Ort die Umsetzung der geplanten Maßnahmen koordiniert. Zusätzliche Geldgeber konnten im Laufe des Jahres für deren Arbeit gewonnen werden, so dass die dringendsten Maßnahmen inzwischen beginnen konnten.
Die Kampagne des NABU und die Verabschiedung des Aktionsplans hat das Thema auf die internationale Agenda gehoben. Die ägyptische Regierung war beeindruckt von der Aufmerksamkeit die diesem Thema von ausländischen Regierungen und Botschaften gewidmet wurde. Nach der Konferenz in Bonn versprach die damalige Umweltministerin Laila Iskandar, dass die ägyptische Regierung zu diesem Thema aktiv werden würde, indem sie die bestehenden Gesetze verbessern und besser umsetzen würde. Erschwert wurden hochrangige politische Kontakte durch die politischen Veränderungen im Land, die bereits zur dritten Regierung seit Beginn des NABU-Programms geführt haben. NABU, NCE und die anderen Mitglieder der Arbeitsgruppe werden die Schritte der neuen Regierung genau verfolgen, auf die Einhaltung der gemachten Zusagen dringen und die staatlichen Stellen dabei mit notwendigen Informationen und Empfehlungen versorgen.
Die derzeit laufende Bestandsaufnahme des Vogelfangs ist eine Grundvoraussetzung, um die Folgen für die Vogelwelt besser einschätzen zu können, politischen Druck aufzubauen und um in den kommenden Jahren Verbesserungen dokumentieren zu können. Nach der Zugsaison werden Ornithologen die Daten auswerten können, um abzuschätzen, welche Veränderungen in der Brutvogelwelt Europas sich mit den Auswirkungen des Vogelfangs in Nordafrika erklären lassen und welche Arten dadurch besonders bedroht sind. Die sozio-ökonomische Studie wird erklären können, welcher Teil des Vogelfangs als Hobby-Jagd betrieben wird, welcher Anteil als kommerzielle Aktivität, und ob es tatsächlich noch Regionen gibt, in denen der Vogelfang für die Nahrungsversorgung der lokalen Bevölkerung wichtig ist. Sie wird auch die Einstellung der Ägypter gegenüber Vögeln und dem Vogelfang dokumentieren und damit wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung eines Umweltbildungsprogramms liefern, mit dessen Hilfe die soziale Kontrolle gegenüber Vogelwilderern verstärkt werden kann. Eine Studie zur komplizierten bestehenden Rechtslage wird klären, welcher Teil des Vogelfangs bereits nach geltendem ägyptischen Recht illegal ist und welcher Teil zwar internationalen Naturschutzabkommen widerspricht, in Ägypten aber erst noch zu verbieten ist. Darauf basierend können der Regierung Vorschläge für verbesserte Regelungen gemacht werden.
Der besonders starke Rückgang der Langstreckenzieher unter unseren Zugvögeln ist bedrohlich. Neben Lebensraumverlust und Auswirkungen des Klimawandels ist der massive Fang von Vögeln mit Sicherheit eine wichtige Ursache. Der NABU wird den Kampf gegen den Vogelmord in Ägypten daher weiter unterstützen – genauso wie die Arbeit gegen die immer noch anhaltende Vogelverfolgung innerhalb Europas und der EU. Auch vor der legalen und illegalen Jagd auf Zugvögel in Deutschland wird der NABU seine Augen nicht verschließen.