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Die Ergebnisse der Dohlenkartierung 2012
19. November 2012 - Im Rahmen der Aktion „Vogel des Jahres“ haben NABU und LBV im Jahr 2012 naturbegeisterte Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, im Zeitraum von Februar bis Juni Städte und Landschaften nach Brutpaaren der Dohle abzusuchen. Über das Web-Portal ornitho.de des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) sollten Brutplätze gemeldet werden, zudem waren die Kartierer aufgerufen, über einen speziellen Fragebogen zusätzliche Informationen zu den Brutplätzen direkt an den NABU zu senden.
Zur Verbreitung
Der in Vorbereitung befindliche neue Atlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) veranschaulicht die Verbreitung der Dohle in den Jahren 2005 bis 2009. Insgesamt wird der deutsche Bestand auf rund 100.000 Brutpaare geschätzt. Nur im Nordwesten Deutschlands ist die Dohle noch flächendeckend mit größeren Beständen anzutreffen. Im Rest des Landes, insbesondere im Osten – zum Beispiel in Brandenburg – gibt es größere Verbreitungslücken.
Ein grundsätzlich ähnliches Verbreitungsbild liefert die Sammlung von Brutnachweisen des Jahres 2012 über ornitho.de. Es handelt sich dabei jedoch überwiegend um Zufallsbeobachtungen, die teilweise auch die Aktivität einzelner Gruppen und Einzelpersonen widerspiegelt. So scheinen anhand dieser Karte die Vorkommen in Teilen Hessens und von Rheinland-Pfalz ähnlich groß wie die Bestände im Nordwesten Deutschlands. Die Verbreitungskarte aus ornitho.de ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie mit der Unterstützung einer großen Gemeinschaft von Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachtern innerhalb kurzer Zeit beeindruckende Ergebnisse erzielt werden können. Gerade bei Brutvögeln können sie aber systematische Erfassungen nicht ersetzen, wie der Vergleich mit der Karte aus ADEBAR verdeutlicht.
Meldungen von Brutvorkommen der Dohle aus dem Jahr 2012. Dargestellt ist die Summe aller gemeldeten Individuen je Ort, für die ein sogenannter Brutzeitcode angegeben war, die nach möglichem, wahrscheinlichem und sicherem Brüten zusammengefasst sind. Durch Mehrfachzählungen können einzelne Punkte größer erscheinen. Quelle: www.ornitho.de.
Bei mehr als der Hälfte aller NABU-Meldebögen machten sich die Kartierer die Mühe, komplette TK-Viertel (TK = Topografische Karte, in diesem Fall im Maßstab 1:25.000, auch als „Messtischblatt“ bekannt), Landkreise oder Städte nach Dohlenvorkommen abzusuchen. Auf Grundlage dieser vollständigen Erfassungen konnte eine durchschnittliche Siedlungsdichte von 0,16 Brutpaaren pro Quadratkilometer berechnet werden. Da es sich bei den Meldungen jedoch nur um Stichproben handelt, ist dieser Wert nicht repräsentativ, zum Vergleich mit der durchschnittliche Dichte für ganz Deutschland jedoch trotzdem interessant. Die deutschlandweite Dichte liegt bei 0,28 Brutpaaren pro Quadratkilometer.
Zur Wahl der Brutplätze
Im Spätsommer, nach dem Ende der Brutzeit lagen uns 36 detaillierte Meldebögen mit 120 kartierten Brutplätzen vor, erstellt von 63 engagierten Kartierern aus acht Bundesländern.
Verbreitung der Dohle in Deutschland. Dargestellt ist die Zahl der Brutpaare je Kartenblatt der Topographischen Karte 1:25.000 (rund 120 Quadratkilometer). Quelle: Atlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR), mit freundlicher Genehmigung des DDA und der Stiftung Vogelmonitoring Deutschland.
Insgesamt liegen von 516 Brutpaaren Informationen zum Brutplatz vor: 68 Prozent der gemeldeten Paare brüteten an Gebäuden, 29 Prozent in Wäldern und drei Prozent an Felsen oder Steinbrüchen. Sowohl in Wäldern und Gehölzen als auch an Gebäuden brüteten mit 36 Prozent der gemeldeten Brutpaare ein großer Teil der Dohlen in speziell bereitgestellten Nistkästen. Daneben sind Gebäudenischen mit 31 Prozent, Baumhöhlen mit 25 Prozent und offene Nester mit acht Prozent die wichtigsten Neststandorte. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig der aktive Schutz der Art durch Bereitstellen von Nistkästen oder das Zugänglichmachen von Gebäudenischen inzwischen ist.
Intelligent, sozial und treu
Die Dohle ist ein sehr geselliger und sozialer Vogel. Sie lebt meist in Kolonien in der sich die einzelnen Vögel gegenseitig unterstützten. So helfen Altvögel Brutpaaren bei der Beaufsichtigung ihres Nachwuchses, gemeinsam werden Feinde in die Flucht geschlagen und erkrankt ein Vogel wird dieser liebevoll gepflegt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nur ein Zwanzigstel aller im Rahmen der Kartierung erfassten Dohlen als Einzelpaare brüteten, der Rest in Kolonien. Die durchschnittliche Größe der Kolonien betrug laut Meldebogen 4,3 Brutpaare. Die größte Kolonie wurde innerhalb der NABU-Kartierung in Obereichsfeld in Thüringen festgestellt, wo 30 Brutpaare in einer Industrieanlage nisteten.
Bestandsentwicklung
Die Daten des Monitorings häufiger Brutvogelarten des DDA geben uns einen Einblick in die Entwicklung des deutschlandweiten Brutbestandes der Dohle. Hierbei zeigt sich, dass nach einem leichten Anstieg der Brutpopulation in den Jahren 1990 bis 2000 eine stetige Abnahme folgte. Insgesamt hat sich die Anzahl an Dohlen von 1990 bis 2010 um 21 Prozent verringert, entsprechend einer durchschnittlichen jährlichen Abnahme von 1,85 Prozent.
Durch Renovierung oder Abriss von Gebäuden werden den Dohlen wichtige Nistplätze und somit ihre Lebensgrundlage genommen. Dies ist neben sinkender Nahrungsverfügbarkeit auf landwirtschaftlichen Flächen und der Jagd auf Rabenvögel der Hauptgrund für die Populationsabnahme in Deutschland, die unter anderem dazu führt, dass die Dohle in mehreren Bundesländern bereits auf der Roten Liste oder der Vorwarnliste zu finden ist.
Artenschutzmaßnahmen
Durch das Anbringen von Nistkästen kann jeder Hilfsbereite den Dohlen einfach und sinnvoll helfen. Zusätzlich ist ein Umsteuern der Agrarpolitik zurück zur naturnahen Bewirtschaftung dringend von Nöten.
Zudem erweckte der NABU in Zusammenarbeit mit dem Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen im Jahre das 2007 das Projekt „Lebensraum Kirchturm“ zum Leben. Hierbei werden Kirchengemeinden, die sich aktiv durch Maßnahmen für den Artenschutz einsetzen, ausgezeichnet. Fünf Jahre nach Beginn der Aktion konnten bereits 622 Kirchen in Deutschland ausgezeichnet werden, wovon während dem Jahr der Dohle allein 120 hinzu kamen.
Bei Hilfsmaßnahmen kann es sich um eine Wiederöffnung von Einfluglöchern und Gebäudenischen, dem Entfernen von Taubengittern oder das Anbringen von Nistkästen handeln. Von diesen Veränderungen profitieren neben der Dohle, die aufgrund ihrer Vorliebe für Kirchtürme früher auch „des Pastors schwarze Taube“ genannt wurde, auch Kirchturmbewohner wie Turmfalken, Schleiereulen und Fledermäuse.
Mehr zur Dohle
Gesellig ist die Dohle, treu und überaus intelligent - dennoch ist sie, wie die meisten Rabenvögel, nicht besonders beliebt. Im Mittelalter hieß es, der schwarze Vogel mit den silbrig-weißen Augen bringe Pest und Tod. Mehr →