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Jetzt NABU-Mitglied werden!Weniger Luftverschmutzung durch Schiffe
EU unterstützt Pläne zur Reduzierung der Luftverschmutzung
01. Juni 2012 - Fast ein Jahr wurde in der EU über die Umsetzung des MARPOL Annex VI der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) der Vereinten Nationen in europäisches Recht verhandelt. Etliche Staaten und Industriegruppen haben dabei versucht, Ausnahmen und Verschiebungen zu erreichen. Nun haben am 22. Mai die Repräsentanten der Mitgliedsstaaten eine vorläufige Übereinkunft zwischen dem Europäischen Parlament und der dänischen Präsidentschaft zur Umsetzung des MARPOL Annex VI in die EU-Direktive 1999/32 bestätigt und angenommen, die entscheidend zu weniger Luftverschmutzung durch die Schifffahrt auf europäischen Meeren beitragen wird.
Zentral in der Direktive ist die Festlegung von Schwefelgrenzwerten im Schiffstreibstoff. Je höher der Schwefelgehalt, desto schmutziger ist der Treibstoff und das Abgas. Die Übereinkunft legt nun fest, dass ab 2015 in den sogenannten Schwefelemissions-Kontrollgebieten (SECAs) ausschließlich Treibstoff mit einem maximalen Schwefelgehalt von 0,1 Prozent verwendet werden darf. Das betrifft in Europa bisher allerdings nur die Nord- und Ostsee sowie den Ärmelkanal. Ebenso übernimmt die Übereinkunft den Grenzwert von maximal 0,5 Prozent Schwefelgehalt im Schiffstreibstoff ab dem Jahr 2020 in ganz Europa (außerhalb der SECAs).
Dieser Grenzwert wird den Einsatz von Marinediesel anstelle von Schweröl deutlich erhöhen und damit zur Verbesserung der Luftqualität beitragen– zu Gunsten der menschlichen Gesundheit und des Klimas. Im Gegensatz zur IMO, die nach einer Überprüfung im Jahr 2018 festlegen wird, ob der 0,5 Prozent Grenzwert in 2020 oder doch erst 2025 kommt, legt sich die EU auf die Einführung des Grenzwertes im Jahr 2020 fest. Sie schafft damit für Motorenbauer, Raffinerien und Reeder Planungssicherheit und unterstützt damit ein konsequentes Vorgehen gegen die hohe Luftverschmutzung durch Schiffe. Aktuell beträgt der Schwefelgehalt in Schiffstreibstoffen (außerhalb SECAs) durchschnittlich 2,7 Prozent - der neue Wert ab dem Jahr 2020 führt so zu einer Reduzierung um 85 Prozent. Die Emissionen aus dem derzeit verwendeten Schweröl führen zu massiven Gesundheitsschäden und werden für bis zu 50.000 vorzeitige Todesfälle in Europa verantwortlich gemacht. Sie tragen außerdem zur Klimaerwärmung bei, verursachen sauren Regen und eine Überdüngung von Meeren und Böden.
Sehr bedauerlich ist, dass auf Grund der starken Lobbyaktivitäten für Passagierschiffe keine ambitionierteren Grenzwerte erreicht werden konnten, so dass sie weiterhin mit 1,5-prozentigem Treibstoff fahren dürfen bis die neuen Grenzwerte in Kraft treten. Der NABU fordert deshalb umso mehr von den Kreuzfahrtreedern, bereits jetzt auf einen saubereren Treibstoff umzustellen, um die Gesundheit von Passagieren und Küstenbewohnern zu schonen und sich so für die Erhaltung von Klima und Umwelt einzusetzen.
Entscheidend für die Wirksamkeit der überarbeiteten Richtlinie wird ihre Durchsetzung sein. Nur wenn die Einhaltung des Grenzwertes konsequent überprüft und Verstöße geahndet werden, können die Verbesserungen für Umwelt und Gesundheit auch erreicht werden. Um den Gesetzgebungsprozess abzuschließen, müssen noch die Umweltminister und das Europäische Parlament der Übereinkunft zustimmen.
Nach diesem wichtigen Schritt zur Senkung umwelt-, klima- und gesundheitsschädigender Emissionen muss die EU nun schnell weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Europa einleiten, um im Jahr 2013, dem „Jahr der Luft“ deutliche Verbesserungen zu erzielen. Dazu gehört die Ausweisung weiterer SECA auf europäischen Meeren (vor allem im Mittelmeer) sowie die Einführung von Stickoxid-Kontrollgebieten, so genannter NECA.