Das erste Bild des Westerwald-Wolfes wurde Ende Februar geschossen.
Identität des erschossenen Wolfs geklärt
Wolf aus dem Westerwald lebte schon ein Jahr bei uns
14. Juni 2012 -
Der im April bei Hartenfels im Westerwald erschossene Wolf ist mit höchster Wahrscheinlichkeit identisch mit dem Tier, das ein Jahr zuvor bei Gießen angefahren worden war. Befunde des Landesuntersuchungsamtes Rheinland-Pfalz, die dem NABU Hessen und NABU Rheinland-Pfalz vorliegen, weisen nach, dass der getötete Wolf an seinem rechten Hinterfuß eine Verletzung aufwies. Damit liege es nahe, dass es sich um den ebenfalls humpelnden Gießener Wolf handelte. Denn auch die genetischen Analysen zeigten in beiden Fällen, dass es sich um ein Tier aus der Wolfspopulation in den südeuropäischen Alpen handelte – also aus Italien oder Südfrankreich.
„Es war eine richtige Entscheidung der Behörden, den hinkenden Wolf im letzten Jahr nicht einzufangen. Selbst verletzte Tiere können in unserer Kulturlandschaft problemlos überleben“, erklärt Wolf-Experte Mark Harthun vom NABU Hessen. Wölfe benötigten keine Wildnis zum Verweilen, eine vielfältige Kulturlandschaft reiche für ihre Rückkehr und Wiedereinbürgerung vollkommen aus. Es sei schon erstaunlich, dass sich der „Gießener“ Wolf ein Jahr fast unentdeckt im Westerwald aufgehalten habe, so Harthun. Zwar gingen beim NABU-Hessen im letzten Winter mehrere Sichtmeldungen eines humpelnden Wolfes im Randgebiet des Westerwaldes ein, diese konnten aber nicht zweifelsfrei bestätigt werden.
Selbst für ein verletztes Tier ist es offensichtlich kein Problem, in den heimischen Wäldern zu überleben, da es genug jagdbare Beute oder auch an Straßen getötete Tiere gibt. „Wenn der nächste Wolf auftaucht, sollte er von Anfang an in Ruhe gelassen werden“ erklärte Olaf Strub, Naturschutzreferent des NABU Rheinland-Pfalz. Wichtig sei es, die Bevölkerung besser über die Rückkehr des großen Beutegreifers zu informieren und unnötige Ängste vor dem faszinierenden Tier abzubauen.
Mutmaßlicher Täter stellt sich
71-jähriger Jäger aus Nordrhein-Westfalen hat den Wolf erschossen
27. April 2012 -
Die DNA-Untersuchungen sind inzwischen abgeschlossen. Es handelt sich bei dem am vorigen Wochenende erschossenen Tier tatsächlich um einen Wolf. Ein 71 Jahre alter Jäger aus dem Raum Köln hat sich bereits der Polizei gestellt. Er gibt an, den Wolf erschossen zu haben, weil er diesen für einen Hund gehalten habe, der Rehe hetzte. Nachdem er mit seinem Jagdgewehr geschossen habe, sei das Tier davongelaufen. Er war daher nicht davon ausgegangen, getroffen zu haben. Aus den Medien habe er dann vom Tod des Tieres erfahren. Ob die Angaben stimmen, prüft die Staatsanwaltschaft momentan.
„Dass der Jäger den Wolf mit einem Hund verwechselte, ist eine schlechte Ausrede. Zwar dürfen in Ausnahmefällen wildernde Hunde geschossen werden, doch laut des Bundesjagdgesetzes ist es zwingend erforderlich, vor dem Erlegen sicher zu sein, um welche Tierart es sich handelt. Solange Unsicherheit herrscht, darf nicht geschossen werden“, erklärt NABU-Wolfsexperte Markus Bathen.
Der Jäger hätte mit einem Wolf rechnen müssen
„Der Westerwälder Wolf war in den allgemeinen Medien und in der Jagdpresse so bekannt, dass jeder Jagdpächter im Großraum mit dem Auftreten eines Wolfes rechnen musste. Taucht im Jagdrevier ein wolfsähnlicher Hund auf, hätte jeder Jäger auf den Schuss verzichten müssen. Ich sehe in diesem Fall die vorgebrachte Verwechslung daher als groben Verstoß der Weidgerechtigkeit an, die letztlich den vollständigen Einzug des Jagdscheines zu Folge haben müsste“, so Bathen.
„Auch nach dem Schuss hat sich der Jäger nicht korrekt verhalten. Er hätte den toten Hund fachgerecht entsorgen müssen. Doch er hat den Kadaver weder geborgen noch hat er der Polizei oder der Jagd- oder Naturschutzbehörde Bescheid gegeben. Erst als eine Belohnung ausgelobt wurde und der NABU Strafanzeige stellte, hat er sich selbst angezeigt“, erläutert der NABU-Wolfsexperte.
Verwechslungen könnten einfach verhindert werden
Um solche fälschlichen Abschüsse in Zukunft zu verhindern, wäre es sinnvoll, eine Genehmigungspflicht für den Abschuss wildernder Hunde durch die Naturschutzbehörde gesetzlich zu installieren. Erst wenn diese durch Untersuchungen ausschließen kann, dass es sich um einen Wolf handelt, dürften dann wildernde Hunde geschossen werden.
Jagdpraktisch ist das nicht abwegig, da Hunde üblicherweise erst dann erschossen werden, wenn sie wiederholt beim Wildern entdeckt wurden. Der Zeitverzug durch eine behördliche Prüfung der Tierart wäre daher unbedeutend.
Wolf in Rheinland-Pfalz wieder ausgerottet
NABU stellt Strafanzeige wegen Tötung des Westerwald-Wolfes
24. April 2012 -
Am Wochenende fanden Spaziergänger einen Tierkadaver im Revier Hartenfels im Westerwald. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dem Tier, das offensichtlich erschossen wurde, um den Wolf im Westerwald. Ein Foto des am weitesten westlich umherwandernden Wolfes ging Ende März durch die Presse. Nicht mal einen Monat später ist der Rüde tot.
Der NABU hat Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Unbekannt gestellt. „Die Tötung des Wolfes ist eine hinterhältige Tat. Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und hoffen, dass der Schütze rasch ermittelt werden kann und hart bestraft wird“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Tötung eines Wolfes stelle einen eklatanten Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz dar. „Es handelt sich um eine streng geschützte Tierart, dem Täter droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren“, betonte Olaf Strub vom NABU Rheinland-Pfalz.
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Knapp einen Monat später musste der Rüde sterben.
Wölfe besiedeln seit 2000 erfolgreich wieder Deutschland. Aus diesen ersten Wölfen sind bis heute 14 Rudel entstanden. Dies überwiegend in dünner besiedelten Regionen. Einzelne Wölfe tauchen auch in den westlichen Bundesländern auf. Sie sind die ersten Rückkehrer zukünftiger Wolfsrudel, die nach Einschätzung des NABU langfristig in allen Flächenbundesländern vorkommen werden. Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz von 2007 fand bundesweit für den Wolf geeignete Lebensräume. Angesichts dieser Prognose sollte eine absichtliche Tötung des ersten rheinland-pfälzischen Wolfes mit der gezielten Ausrottung der Art gleich gesetzt werden.
Der NABU begleitet seit 2005 die selbstständige Rückkehr des Wolfes nach Deutschland. In einem Projektbüro im Wolfsgebiet Lausitz werden die Erfahrungen mit dem Wolf in unserer Landschaft gesammelt. Bundesweit informiert der NABU über die Rückkehr des scheuen Beutegreifers.