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Bilanz der „Stunde der Wintervögel“ belegt Rückgang der Amseln
27. Januar 2012 - 01. Februar 2012 - Nach der Auswertung von rund 40.000 Einsendungen mit mehr als 1,6 Millionen Vogelbeobachtungen liegen heute die Ergebnisse der Mitmach-Aktion „Stunde der Wintervögel“ vor. In diesem Jahr verlor die Kohlmeise ihren Spitzenplatz als häufigster Wintervogel unserer Städte und Dörfer an den Haussperling. Auf den Plätzen drei und vier folgen Blaumeise und Feldsperling.
„In milden Wintern kommen tendenziell weniger Vögel an die Futterstellen, solange sie in Wald und Feld noch genügend zu fressen finden“, kommentiert Vogelschutzexperte Dr. Markus Nipkow den Rückgang, der nicht nur bei Kohlmeisen zu beobachten war. Davon konnte offenbar der sehr ortstreue Hausspatz profitieren, der rund ums Jahr die Nähe zu den Menschen sucht.
Futter hin oder her – nach Amseln hielten viele Vogelfreunde diesmal vergeblich Ausschau. Bundesweit ging deren Zahl um etwa ein Drittel zurück. Die Wintervogelzählung lässt damit Rückschlüsse auf das „Amselsterben“ im vorigen Sommer zu. Dabei wurden besonders im Südwesten Deutschlands auffallend viele tote Amseln gefunden und auch solche mit zerrupftem Kopfgefieder. Tropenmediziner hatten bei ihnen eine Infektion mit dem zuvor bei uns unbekannten Usutu-Virus nachgewiesen. Die Zählung im Januar zeigt nun einen deutlich reduzierten Winterbestand von Südwestdeutschland Richtung Nordosten. Mit 54 Prozent haben Amseln gegenüber dem Vorjahr am stärksten in Rheinland-Pfalz abgenommen, gefolgt von Hessen mit minus 43 Prozent und Baden-Württemberg mit minus 40 Prozent. Traurige Spitzenreiter sind in Hessen der Landkreis Bergstraße mit einem Verlust von 65 Prozent und Groß-Gerau von 55 Prozent, in Baden-Württemberg im Rhein-Neckar-Kreis büßte der Bestand 66 Prozent ein und in Heidelberg 70 Prozent.
„Die Meldungen der Vogelfreunde sind ausgesprochen hilfreich und zeigen wie wertvoll diese Form von „Citizen Science“ für die Forschung sein kann“, betont Markus Nipkow. Die Viruskrankheit ist aber nicht die einzige Ursache für den Amselrückgang: Das Frühjahr 2011 war in vielen Regionen extrem niederschlagsarm. Knochentrockener Boden erschwerte es den Amseln, an Regenwürmer heranzukommen. Der dadurch geringe Bruterfolg spiegelt sich nun ebenfalls im Winterbestand wider.
Neben den hier heimischen Vögeln ließen sich auch typische Wintergäste aus dem Norden beobachten. Hier führen Bergfinken, Wacholderdrosseln und Erlenzeisige die Liste an. Die größten Schwärme an Bergfinken versammelten sich am nördlichen Rand der Schwäbischen Alb. Dort gelang die Beobachtung von mindestens hunderttausend dieser „Invasionsvögel“. In manchen Wintern entfliehen sie in Massen ihren nordischen Brutgebieten und durchstreifen dann in großen Schwärmen die milderen Regionen in Mittel- und Südeuropa. Hier fressen sie am liebsten Bucheckern, die sie auf dem Waldboden finden. Solange der Schnee ausbleibt, herrschen dann ideale Bedingungen für das Finkenvolk.
Zu den Besonderheiten des Winters zählen seit einiger Zeit auch Zugvögel, die unsere Breiten im Winter normalerweise verlassen, wie Mönchsgrasmücken, Hausrotschwänze oder Stare. Trotz der milden Temperaturen setzte sich der Überwinterungstrend dieser Arten diesmal nicht fort – oder sie wussten sich besonders gut zu verstecken.
Vogelzählungen im Rahmen von „Citizen-Science“-Aktionen haben prominente Vorbilder. Bereits im Jahre 1900 rief der amerikanische Vogelkundler Frank Chapman erstmals zu einem „Christmas Bird Count“ auf. Die Aktion findet seither jährlich statt. Auch der britische NABU-Partner, die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), veranstaltet seit inzwischen mehr als 30 Jahren einen „Big Garden Birdwatch“. Diese Langzeitstudien haben Vogelschützern bis heute eine Fülle wertvolle Informationen zum Schutz der Artenvielfalt geliefert.
Wer hat den Schnabel vorn?
Aufholjagd der Wintergäste bei „Stunde der Wintervögel“
16. Januar 2012 - Bisher sind Beobachtungen von 50.000 Naturfreunden eingegeben. 2011 lag bei der „Stunde der Wintervögel“ die Kohlmeise vorn, in diesem milden Winter flatterte der Haussperling auf Platz 1. Die Arten, die wir sonst so häufig am Futterhäuschen beobachten, haben sich nicht so oft blicken lassen.
Dafür holen nun die Wintergäste auf: Am Rande der Schwäbischen Alb versammelten sich am Aktionswochenende mindestens einhunderttausend Bergfinken. Zwei Vogelfreunde aus Heubach im Landkreis Ostalb (Baden-Württemberg) konnten den riesigen Schwarm zwischen zwei Bergrücken am Albaufstieg über längere Zeit beobachten, und schrieben, dass er sich auch noch in den folgenden Tagen in der näheren Umgebung aufhielt. Ein Teil der Vögel – etwa 1.000 Bergfinken - rastete in nahe gelegenen Bäumen und konnte dort genauer gezählt werden. Dadurch gelang eine ungefähre Hochrechnung auf den Gesamtbestand.
Bergfinken gehören zu den sogenannten Invasionsvögeln. In manchen Wintern entfliehen sie in Massen ihren nordischen Brutgebieten und durchstreifen dann in großen Schwärmen die milderen Regionen in Mittel- und Südeuropa. Die Brutgebiete der Bergfinken reichen von Südnorwegen und Mittelschweden bis in den hohen Norden Skandinaviens und Russlands. Dort leben sie in lichten Nadelwäldern der sibirischen Taiga, weiter südlich auch in den angrenzenden, schier endlosen Birkenwäldern. Bei uns fressen sie am liebsten Bucheckern, die sie auf dem Waldboden finden. Besonders nach einer Vollmast ist der Waldboden übersät mit den kleinen, eckigen Früchten der Buche. Solange der Schnee ausbleibt, herrschen dann ideale Bedingungen für das Finkenvolk.
Vor Einbruch der Dunkelheit versammeln sich die Bergfinken zu wahren Massenschlafplätzen. Vogelkundler aus Tübingen berichten ebenfalls von einem solchen Naturschauspiel, das sich kürzlich im nördlichen Vorland der Schwäbischen Alb, diesmal bei Tübingen, bot. Dort stieg die Zahl der versammelten Wintergäste in die Millionen.
Deutlich weniger Amseln in Deutschland
Erste Ergebnisse der Wintervogelzählung von NABU und LBV
11. Januar 2012 - Der NABU hat eine Zwischenbilanz der „Stunde der Wintervögel“ gezogen. Nach Auswertung von bislang 25.000 Einsendungen mit mehr als einer Million Vogelbeobachtungen zeichnen sich erste Trends unter den Vogelarten ab, die im Mittelpunkt der bundesweiten Mitmach-Aktion vom vergangenen Wochenende stehen. „Vielerorts fehlen die typischen Wintergäste aus dem Norden, wie Bergfinken oder Erlenzeisige“, sagte Vogelschutzexperte Markus Nipkow am Mittwoch in Berlin. Die Erklärung dafür liegt im bisher sehr milden Verlauf des Winters. Dieser lockt zudem weniger Vögel an Winterfütterungen, wo vielfach gezählt wurde.
Besonders auffallend ist, dass auch Amseln um etwa ein Drittel weniger registriert wurden als noch vor einem Jahr. „Die stärksten Rückgänge gibt es im Dreiländereck zwischen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen und damit genau dort, wo im letzten Sommer eine Viruskrankheit zu einem Amselsterben geführt hatte“, erläuterte Nipkow die Zahlen und eine interaktive Karte, die auf den Internetseiten des NABU zu finden ist. Die Wintervogelzählung macht nun deutlich, wo und in welchem Ausmaß die Amselpopulation davon betroffen war und ist. Das in Deutschland bisher unbekannte Usutu-Virus wird in der warmen Jahreszeit von Stechmücken übertragen. Weshalb beinahe ausschließlich Amseln daran starben, ist bis heute unbekannt.
Schon im vorigen Winter war die erste bundesweite „Stunde der Wintervögel“ mit mehr als 56.000 Einsendungen und rund 2,6 Millionen gemeldeten Vögeln ein großer Erfolg. Nun waren Naturfreunde erneut aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen. Beobachtungen können noch bis zum 16. Januar online oder per Post gemeldet werden. Die vollständigen Ergebnisse sind Ende Januar zu erwarten.
Finken nehmen ab, Spatzen nehmen zu
„Stunde der Wintervögel“: Die erste Million ist in Sicht / Noch bis 16. Januar melden
09. Januar 2012 - Bis zum späten Montagnachmittag haben sich bei NABU und LBV 31.500 Naturfreunde an der „Stunde der Wintervögel“ beteiligt. Sie notierten in 22.000 Gärten rund 900.000 Vögel. Mit 41 Vögeln pro Garten bleibt das Ergebnis leicht hinter dem Vorjahr zurück.
In der Top-10-Liste rückte die Amsel nach dem Wochenende immerhin um einen Rang auf Position fünf vor. Sie gehört mit einem Rückgang von einem Drittel gegenüber dem Vorwinter aber unverändert zu den Verlierern. Der Haussperling führt weiterhin vor der Kohlmeise – Siegerin 2011 – und es sieht ganz so aus, als könnte er den Vorsprung halten.
Vogel-Top-10: Durchschnittszahl pro Garten und Änderung zum Vorjahr in Prozent | ||
---|---|---|
1. Haussperling | 6,11 | plus 7 |
2. Kohlmeise | 5,38 | minus 19 |
3. Blaumeise | 4,12 | minus 7 |
4. Feldsperling | 3,83 | plus 1 |
5. Amsel | 3,18 | minus 32 |
6. Grünfink | 3,06 | minus 11 |
7. Buchfink | 1,6 | minus 39 |
8. Elster | 1,48 | plus 47 |
9. Rabenkrähe | 1,12 | plus 62 |
10. Rotkehlchen | 0,89 | minus 25 |
Der Spatz hält weiter die Spitze
Bisher mehr als eine halbe Million Vögel gemeldet
08. Januar 2012 - Große Vogelarten, die gerne in Schwärmen auftreten, scheinen die Gewinner der diesjährigen Stunde der Wintervögel zu werden. Liegt es daran, dass sie sich vermehrt haben, dass sie vermehrt in die Ortschaften und Städte einfliegen oder fallen sie bei dem verbreitet trüben Wetter nur stärker auf als Kleinvögel? Jedenfalls zeigen die Beobachtungszahlen bei Raben-, Nebel- und Saatkrähe ebenso klar nach oben wie beim Vogel des Jahres 2012, der Dohle.
Aufsteiger des Winters ist die Wacholderdrossel – ebenfalls groß und gerne in Gruppen unterwegs. Sie wurde bisher gut dreimal mehr gesichtet als 2011. Dabei treten die höchsten Dichten in den Mittelgebirgen auf, etwa im Harz, in Nordhessen, im Thüringer Wald und im Fichtelgebirge.
Auch die anderen Drosseln haben zugelegt, einzige Ausnahme: die „Schwarzdrossel“, also die Amsel. Sie notiert gegenüber dem Vorwinter weiter um fast ein Drittel schlechter. Dazu hat sicher der Ausbruch des tropischen Usutu-Virus im Spätsommer am Oberrhein beigetragen, doch auch in anderen Regionen geht der Trend für die Amsel nach unten.
Bei NABU und LBV sind inzwischen 600.000 Vögel aus mehr als 14.000 Gärten gemeldet worden. An der Grundtendenz hat sich dabei seit Freitag nichts geändert. Mit durchschnittlich gut 42 Vögel pro Garten ist ein Rückgang von lediglich acht Prozent zu verzeichnen. Das heißt auch: Arten, die weniger als acht Prozent verlieren oder gar zulegen, verbessern sich in der Rangfolge, wer mehr als acht Prozent abnimmt, gehört rechnerisch zu den Verlieren. Deutliche Verluste von einem Drittel bis zur Hälfte müssen zum Beispiel Buchfink, Kleiber, Eichelhäher und Buntspecht hinnehmen.
Häher und Spechte bleiben lieber im Wald
Ingesamt trotz Regenwetters aber stabile Garten-Vogelzahlen
07. Januar 2012 - Nach mehr als 200.000 bei NABU und LBV gemeldeten Vögeln bestätigen sich die Trends des ersten Beobachtungstags. Obwohl das Wetter bundesweit betrachtet sogar noch unfreundlicher geworden ist, zeigen sich die Vögel ähnlich häufig wie im Vorjahr. Pro Garten wurden bisher nur sechs Prozent weniger Vögel gesichtet.
Dabei entwickeln sich die einzelnen Arten allerdings sehr unterschiedlich. Während beide Spatzenarten zugenommen haben, mussten Amsel und Buchfink jeweils rund 30 Prozent Verluste hinnehmen. Ob die Vögel wirklich weniger geworden sind oder ob sie sich aufgrund von Wetter und natürlichem Nahrungsangebot nur nicht am gewohnten Platz aufhalten, muss zunächst dahingestellt bleiben. Auffällig ist, dass Amsel und Buchfink bereits im Frühjahr bei der „Stunde der Gartenvögel“ zu den Verlierern zählten, wenn auch in geringerem Ausmaß als nun im Winter.
Vogel-Top-10: Durchschnittszahl pro Garten und Änderung zum Vorjahr in Prozent | ||
---|---|---|
1. Haussperling | 6,33 | plus 10 |
2. Kohlmeise | 5,8 | minus 13 |
3. Blaumeise | 4,41 | unverändert |
4. Feldsperling | 4,22 | plus 11 |
5. Grünfink | 3,37 | minus 2 |
6. Amsel | 3,32 | minus 29 |
7. Buchfink | 1,76 | minus 33 |
8. Elster | 1,55 | plus 53 |
9. Rabenkrähe | 1,42 | plus 112 |
10. Rotkehlchen | 1,04 | minus 13 |
Ebenso und noch deutlicher im Minus sind vertraute Futterhausbesucher wie Kleiber (minus 28 Prozent), Eichelhäher (minus 48 Prozent) und Buntspecht (minus 54 Prozent).
Wie bereits im letzten Winter ist kein nennenswerter Einflug nordischer Gäste zu verzeichnen. Seidenschwänze kommen nur in wenigen Exemplaren vor und die Bergfinkenschwärme sind vergleichsweise klein. Eine Ausnahme sind die in Trupps umherstreifenden Wacholderdrosseln, ihre Zahl hat sich gegenüber dem Vorwinter fast verdreifacht.
Spatz vor Kohlmeise, Verluste für Amsel und Buchfink
Eine Zwischenbilanz nach dem ersten Tag der „Stunde der Wintervögel“
06. Januar 2012 - Ein Bilderbuchwinter sieht anders aus. Doch rechtzeitig zum Beginn der „Stunde der Wintervögel“ ist wenigstens Sturmtief „Andrea“ die Puste ausgegangen, so können sich Meisen, Spatzen und Rotkehlchen wieder aus der Deckung wagen. Im Vorfeld der Aktion hatten zahlreiche Vogelfreunde beklagt, es kämen in diesem Winter kaum Vögel an die Futterstellen im Garten. Der erste Tag der „Stunde der Wintervögel“ relativiert diese Beobachtung. Mit 41 Vögeln pro Garten gegenüber 46 im Vorjahr ist bisher lediglich ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
Bereits jetzt wurden 105.000 Vögel aus mehr als 100 verschiedenen Arten gemeldet. An der Spitze steht zunächst der Haussperling, gefolgt von Kohl- und Blaumeise. Der Spatz legte pro Garten zwar nur um fünf Prozent zu, da die Kohlmeise aber gleichzeitig 20 Prozent einbüßte, fiel sie gegenüber 2011 einen Rang zurück. Als größte Verlierer zeichnen sich momentan Amsel und Buchfink ab, die beide glatte 30 Prozent verloren. Auch bei Kleiber, Buntspecht und Eichelhäher müssen überdurchschnittliche Rückgänge hinnehmen.