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Seidenschwanz-Einflug nach Deutschland / Beobachtungen dem NABU-Naturgucker melden
21. November 2012 - Wer in diesen Tagen einen hohen, fein zwitschernden Vogelruf vernimmt, sollte sich genau umschauen. Denn es sind wieder Seidenschwänze zu Gast, die aus den Weiten der Taiga den Weg nach Deutschland gefunden haben.
Wie auch Tannenhäher oder Bergfinken sind Seidenschwänze sogenannte Invasionsvögel, die alle paar Jahre massenhaft aus ihren nördlichen Brutgebieten abwandern. Dabei sind die Ursachen solcher Massenwanderungen noch nicht vollständig geklärt. Ein Auslöser ist wahrscheinlich früh einsetzender Frost und Schneefall, der die im Winter ohnehin herrschende Nahrungsknappheit derart verschärft, dass sich die Vögel in großen Scharen auf den Weg machen, um neue Nahrungsquellen zu finden.
Während Seidenschwänze im Sommerhalbjahr vor allem Insekten fressen, steigen die Vögel in der kalten Jahreszeit komplett auf Früchte um. In Trupps von 10 bis 50 Vögeln, manchmal aber auch 200 und mehr, machen sie sich bei uns in Gärten und Parks über Bäume und Sträucher her. Neben Ebereschen, Ligusterbeeren, Hagebutten, Äpfeln und Birnen mögen sie besonders die weißen Früchte der Misteln.
Es gibt sogar einen engen Zusammenhang zwischen Seidenschwanz-Invasionen und der periodischen Vermehrung der in Laub- und Nadelbäumen als Schmarotzerpflanzen wachsenden Misteln. Wahrscheinlich sind Magen und Darm der Seidenschwänze besonders gut geeignet, die Mistelfrüchte so zu verdauen, dass die Samen nach Ausscheidung mit dem Kot erfolgreich keimen.
Die exotisch anmutenden Seidenschwänze – mit wissenschaftlichem Namen Bombycilla garrulus – sind in den nördlichen Waldgebieten von Sibirien bis Skandinavien beheimatet. Sie sind etwa starengroß, mit einer großen, spitz zulaufenden Kopfhaube und einem kurzen Schwanz. Die Gefieder-Oberseite ist rötlichbraun, die Unterseite dagegen graubraun. Besonders auffällige Merkmale sind die gelbe Schwanzspitze, gelb-weiße Farbtupfer an den Flügelspitzen sowie leuchtend rote Hornplättchen an den inneren Armschwingen; im ersten Lebensjahr fehlen die roten Plättchen oft noch. Ihren Namen haben die Vögel von der sehr weichen und seidigen Federstruktur.
Vereinzelte Seidenschwänze lassen sich in jedem Winter bei uns blicken. Manchmal kommt es zu starken Ein- und Durchflügen, so in den Winter 2005/06 und 2008/09. Der aktuelle Einflug deutete sich bereits Ende Oktober an, als erste Seidenschwänze auf Helgoland und gleich darauf in Cuxhaven gesichtet wurden. Im November tauchten dann Einzelvögel und Trupps in Stärken bis zu 50 Vögeln vor allem in Schleswig-Holstein und im Großraum Hamburg auf. Inzwischen liegen Meldungen aus zahlreichen Bundesländern vor, darunter Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen.
Wer Seidenschwänze sichtet, kann diese online beim NABU-Naturgucker melden.
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