In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Das Wandern ist des Wolfes Lust
Studie offenbart spannende Details über die Lebensräume von Wölfen
28. Oktober 2011 - Ein vor kurzem abgeschlossenes Forschungsvorhaben des Bundesamt für Naturschutz offenbart spannende Details über Wölfe und ihre zum Teil beachtlichen Wanderleistungen. Im Rahmen des Projektes wurden in der sächsischen Lausitz sechs Wölfe mit GPS-Sendern ausgestattet, um herauszufinden, wie und wann Jungwölfe ihr elterliches Rudel verlassen, um sich einen Paarungspartner zu suchen und ein eigenes Territorium zu besetzen. Die Funkdaten wurden zwischen 2009 und 2011 gesammelt und ausgewertet.
172 Quadratkilometer Lebensraum
„Das ist die erste Studie in Mitteleuropa, bei der die Wanderbewegungen mittels Satellit verfolgt und der Aufenthalt von Wölfen in ihrem Territorium untersucht wurden“ sagte BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Resultate haben auch viele Fachleute verblüfft. Wölfe können mehr als 70 Kilometer pro Tag zurücklegen. „Dabei überwinden sie nicht nur Flüsse und Autobahnen sondern sie fühlen sich auch in einer Vielzahl von Lebensräumen wohl, sofern man sie in Ruhe lässt“, so Frau Professor Jessel.
Die Studie zeigt individuelle Unterschiede im Wanderverhalten der Tiere. Während ein junger Rüde nach 12 Monaten das Rudel verließ und in etwa zwei Monaten 1.550 Kilometer weit nach Weißrussland wanderte, blieb einWeibchen auch noch nach mehr als zwei Jahren bei seiner Familie. Auch beim Raumbedarf zeigten sich die untersuchten Wölfe sehr individuell: Zwischen 49 und 375 Quadratkilometer Fläche wurden von ihnen genutzt, was einer durchschnittlichen Territoriumsgröße von 172 Quadratkilometer entspricht.
Wölfe können in ganz Deutschland heimisch werden
Innerhalb ihrer Territorien waren die Wölfe sehr anpassungsfähig und hielten sich nicht nur in Waldgebieten sondern auch in offenem Gelände wie Heideflächen auf. Selbst längere, wenngleich seltenere Aufenthalte entlang von Verkehrswegen konnten nachgewiesen werden. Ein neben den Jungwölfen ebenfalls mit Sender ausgestattetes erwachsenes Weibchen legte keine 500 Meter von einer vielbefahrenen Strasse sogar mehrere Höhlen zur Aufzucht ihrer Jungen an. „Wölfe brauchen also keine Wildnis, sondern sie können sich auch in unserer Kulturlandschaft sehr rasch ausbreiten und an die unterschiedlichsten Lebensräume anpassen“, so die BfN-Präsidentin.
„Man sollte sich deshalb überall in Deutschland auf das Erscheinen des Wolfes einstellen und auf der Grundlage von Managementplänen ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Menschen und Wölfen sicherstellen.“