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Jetzt NABU-Mitglied werden!Erfreulich große Apfelernte in diesem Jahr
Streuobstbewirtschaftung bleibt trotzdem schwierig
12. August 2011 -
Nach Schätzungen des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst wird die deutsche Apfelernte im Streuobstbau in diesem Jahr zwischen 900.000 und einer Million Tonnen liegen. „Wir haben eine richtige Massenernte – die Bäume hängen in vielen Regionen noch brechend voll“, sagt Markus Rösler, Sprecher des NABU-BFA Streuobst. Damit liegt die Ernte über dem Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2010 (knapp 800.000 Tonnen). Dennoch sieht der NABU die Streuobstbewirtschaftung in einer schwierigen ökonomischen Situation, die zu dem anhaltenden Rückgang der ökologisch wichtigen Streuobstwiesen beiträgt. So fordert der NABU ein bundesweites Monitoring für den Streuobstanbau, der nicht nur ein Wirtschaftszweig mit Qualitätsprodukten für die Konsumenten ist, sondern auch eine herausragende Bedeutung für die biologische Vielfalt hat.
„Die Apfelernte im Streuobstbau fällt 2011 nahezu überall sehr hoch aus. Es gab dieses Jahr fast keine Hagelschäden und der eher feuchte Sommer verhindert einen Ernteverlust durch Trockenheit, wie in den vergangenen Jahren“, erklärt Rösler. Nach der sehr geringen Apfelernte von rund 500.000 Tonnen im Jahr 2010 warten die Tanklager der Keltereien nun auf Nachschub. Zugleich ruft der NABU die Keltereien auf, besonders auf gute Qualität zu achten und möglichst erst Mitte September mit der Obstannahme zu beginnen, da die Oechslewerte und damit die Qualität des Obstes im Verlauf des Herbstes steigen. Daher sei es auch sinnvoll, wenn die Preise für das Streuobst im Verlauf der Ernte ebenfalls steigen. „Rentabel sind für die Streuobst-Bewirtschafter nach Kalkulationen des NABU 20 Euro je Doppelzentner“, erklärt Rösler.
Es fehlt ein Monitoring für den Streuobst-Anbau
Der NABU kritisiert, dass es generell keine verlässliche Daten für diesen Wirtschaftszweig mit Milliarden-Umsätzen und seiner herausragenden Bedeutung für die biologische Vielfalt gibt: Die letzte bundesweite Erhebung des Streuobstanbaus fand in der Bundesrepublik 1965 und auf dem Gebiet der neuen Länder 1938 statt. So fordert der NABU Bundesagrarministerin Ilse Aigner und Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf, sich für eine bundesweite Flächenerhebung des Streuobstanbaus einzusetzen.
Die Streuobstwiesen in Deutschland sind mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie rund 3.000 Obstsorten ein „Hot Spot“ der biologischen Vielfalt und zugleich ein wirtschaftliches Standbein für Obstbauern und Keltereien. Nach Schätzungen des NABU gibt es in Deutschland noch etwas mehr als 300.000 Hektar Streuobstbestände. In mehr als 120 Regionen Deutschlands kooperieren Naturschutz, Keltereien und Landwirte in der so genannten Streuobst-Aufpreisvermarktung. Sie erzeugen auf der Basis fairer Preise rund acht Millionen Liter Getränke mit einem Marktwert von weit über 20 Millionen Euro.
Die Verwertung der Äpfel im Streuobstbau erfolgt regional sehr unterschiedlich. Rund 40 Prozent der Streuobstäpfel bundesweit werden durch Keltereien erfasst und zu Getränken verarbeitet. Das ergibt rund 240 bis 300 Millionen Liter im Jahr. 30 bis 40 Prozent der Streuobst-Äpfel gehen in die Eigenverwertung von Privathaushalten. Rund zehn Prozent werden als Tafelobst vermarktet, je fünf Prozent werden zu Obstbränden beziehungsweise zu Sonderprodukten wie Mus und Dörrobst verarbeitet. Bei starken Ernten und niedrigen Preisen werden oft mehr als zehn Prozent gar nicht abgeerntet.
Für Rückfragen:
Dr. Markus Rösler
NABU-Bundesfachausschuss Streuobst
0151 / 53755861