Die angeschossene Steppenweihen vor seinem Abflug von der Mittelmeerinsel Malta.
Operation der Steppenweihe gut verlaufen
Wird der seltene Vogel aus Malta wieder fliegen können?
12. Mai 2011 -
Die Steppenweihe wurde inzwischen operiert und ihr Zustand ist seitdem stabil. Mit Hilfe von Nägeln haben die Ärzte Teile des oberen Flügelknochens von außen fixiert. Wie gut der durch die Schussverletzung entstande Bruch heilen wird, muss sich noch zeigen. Vier bis sechs Wochen bleibt die Stützkonstruktion am Flügel. Anschließend wird der Greif seine Brustmuskulatur trainieren müssen, um wieder erste Flugversuche machen zu können. Erst dann lässt sich einschätzen, ob der Vogel wieder ausgewildert werden kann oder nicht.
„Optimal sind die Bedingungen für eine vollständige Heilung nicht, denn die Wunde ist mindestens eine Woche alt gewesen, als man das verletzte Tier fand. Das heißt, die Fraktur war durch die Schussverletzung die ganze Zeit offen. Zudem befindet sich die Wunde sehr weit oben am Flügel und der Vogel war stark abgemagert“, erklärt Tierärztin Kerstin Müller. „Diese nicht optimalen Bedingungen lassen aber noch keine Rückschlüsse zu, wie sich der Vogel regenerieren wird“, betont sie.
Interessant ist, dass es sich bei der verletzten Steppenweihe entgegen erster Einschätzungen nicht um ein Weibchen, sondern um ein Männchen handelt. Der von BirdLife Malta „Victoria“ getaufte Vogel muss also umbenannt werden. „Kopfzeichnung und Mauser zeigen, dass es sich um einen vorjährigen Vogel handelt, die Irisfärbung und übrigens auch das Gewicht sind diagnostisch für ein Männchen“, erläutert der zur Klärung hinzugezogene Greifvogelspezialist Rainer Altenkamp.
Brutale Zugvogeljagd auf Malta geht weiter
NABU bringt angeschossene Steppenweihe in Berliner Tierklinik
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LKW am Cargoterminal des Flughafens Berlin-Tegel. Hier kommt die verletzte Steppenweihe nach dem Flug aus Malta an.
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NABU-Vogelexperte Markus Nipkow nimmt die Transportkiste mit der verletzten Weihe entgegen.
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Und weiter geht es per Pkw quer durch die Stadt zur Tierklinik.
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Ankunft an der Tierklinik der Freien Universität Berlin
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Es ist schon 20 Uhr, aber Obertierärztin Dr. Kerstin Müller erwartet uns...
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Was für ein kleines Kerlchen: Die Weihe bringt nur ein halbes Pfund auf die Waage, das ist für Steppenweihen am unteren Rand der Gewichtsskala.
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Nach einer ersten Untersuchung wird zunächst der Verband erneuert und die Steppenweihe erhält eine schmerzstillende Spritze.
09. Mai 2011 - Auch sieben Jahre nach dem Beitritt Maltas zur Europäischen Union genießen Zugvögel dort nicht den vorgeschriebenen Schutz vor jagdlicher Verfolgung. „Die Frühjahrsjagd auf Vögel, die sich auf dem Weg in ihre Brutgebiete befinden, ist ein klarer Verstoß gegen die Vogelschutzrichtlinie“, kritisierte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Zu deren Einhaltung hat sich auch Malta verpflichtet. Mit einem vom NABU unterstützten Vogelschutzcamp kontrollierten Naturschützer die erneut eröffnete Jagdsaison und dokumentierten eine Vielzahl illegaler Abschüsse von gefährdeten Vogelarten, die in anderen Teilen Europas auf der Roten Liste stehen.
Aus rein „sportlichen“ Gründen wurde vor wenigen Tagen auch eine Steppenweihe angeschossen, die zu den seltensten Vogelarten Europas zählt. In der Hoffnung, das Tier retten zu können, organisierten der NABU und sein maltesischer BirdLife-Partner den Transport in eine auf Greifvögel spezialisierte Tierklinik nach Berlin. „Die Weihe hat eine größere Schussverletzung, doch zum Glück keine offene Fraktur“, erklärte NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow, der die Steppenweihe am Tegeler Flughafen in Empfang nahm. Sofern die Rehabilitation gelingt, soll der Vogel in einem geeigneten Brutgebiet wieder freigelassen werden.
Angesichts der unkontrollierten Jagd auf Malta fordert der NABU von der Brüsseler Politik ein wirksameres Einschreiten. Der politische Druck müsse erhöht werden, sonst drohe eine Fortsetzung oder gar Ausweitung der Vogeljagd, die die Schutzbemühungen anderer Staaten konterkariere, so Leif Miller.
Durch seine exponierte Lage auf der zentralen Vogelzug-Route über das Mittelmeer ist Malta alljährlich ein Anziehungspunkt für Millionen Zugvögel. Hier rasten viele ein letztes Mal vor der weiteren Überquerung des Wassers.