RWE-Chef Großmann stellt sich der Diskussion mit NABU-Präsident Olaf Tschimpke und NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Ist nachhaltige Energieversorgung möglich?
Streitgespräch mit „Energie-Dinosaurier” RWE-Chef Großmann
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Tschmipke und Großmann diskutierten über die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland.
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Nach der Ernennung zum Dinosaurier des Jahres am 29. Dezember 2010, wurde der Preis nun an RWE-Chef Jürgen Großmann übergeben.
Jürgen Großmann, der Chef des Energiekonzerns RWE nahm heute in der NABU-Bundesgeschäftstelle in Berlin „Deutschlands peinlichsten Umweltpreis“ den „Dinosaurier des Jahres“ entgegen. Im Anschluß diskutierte er in einem Streitgespräch mit NABU-Präsident Olaf Tschimpke über die Zukunft der Energieversorgung. „Mit Ihnen, Herr Großmann, zeichnet der NABU einen wahren Dinosaurier der Energiepolitik aus, der aggressiv die offensichtlich nicht beherrschbare Atomkraft verteidigt, statt konstruktiv an einer ökologischen Energiewende mitzuwirken“, sagte Olaf Tschimpke bei der Übergabe.
„Wir wollen möglichst schnell eine Energieversorgung auf Basis regenerativer und CO2-armer Energie, ohne dabei den Industriestandort Deutschland und seine Wirtschaftskraft zu schwächen. Denn wir wollen auch sichere Arbeitsplätze und Wohlstand für möglichst alle Bürger. Zu diesem Umbau gehört, eine Phase des Übergangs mit den vorhandenen Kraftwerken zu akzeptieren. Dazu gehören vordringlich auch Investitionen in Netze und Speicher, namentlich in einen drastisch beschleunigten Netzausbau. Wir haben dafür einige Milliarden Euro zurückgelegt“, so Großmann.
Der NABU begrüßte die von Jürgen Großmann signalisierte Bereitschaft, dass nun auch RWE an einer Energiewende mitwirken wolle. „Wir haben konstruktive Konzepte vorgelegt für einen naturverträglichen Ausbau insbesondere der Netzkapazitäten und sind gesprächsbereit“, betonte NABU-Präsident Tschimpke. Er forderte RWE auf, den Worten Taten folgen zu lassen. „Tatsächlich haben die deutschen Steuerzahler die Atomkraft schon mit mehr als 200 Milliarden Euro subventioniert und jetzt klagt RWE gegen das Moratorium der Bundesregierung, damit wir Ihnen auch noch das Abschalten bezahlen sollen.“ RWE-Chef Großmann sagte: „Wir klagen nicht gegen das Moratorium. Wir begrüßen die von der Politik eingeleiteten Sicherheitsüberprüfungen der Kernkraftwerke. Wir wollen jedoch gerichtlich klären, ob die rechtliche Grundlage für die Abschaltung der Kraftwerke in Biblis gegeben war. Das tun wir auch im Interesse unserer Aktionäre.“
Der NABU warf dem RWE-Chef vor, mit der Klage und dem intensiven Lobbying für eine Laufzeitverlängerung, den längst bestehenden gesellschaftlichen Konsens zum Ausstieg aus der Atomkraft aufgekündigt zu haben. „Zugleich gewinnt RWE bis heute lediglich fünf Prozent seiner Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien“, kritisierte Tschimpke. „Zudem ist die angeblich drohende Stromlücke in Wirklichkeit eine Stromlüge, an der RWE weiter strickt, statt endlich in den dezentralen Ausbau der regenerativen Energiegewinnung zu investieren.“ Das sei auch im Interesse der kommunalen RWE-Aktionäre.
Der NABU hat RWE-Chef Jürgen Großmann mit dem „Dinosaurier 2010“ – Deutschlands peinlichstem Umweltpreis – ausgezeichnet. Der Vorstandsvorsitzende des Essener Stromkonzerns erhält die Trophäe für die Aufkündigung des Atomkonsenses in Deutschland. Mehr →