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Jetzt NABU-Mitglied werden!Je schwerer das Auto, desto einfacher wird es grün
Pkw-Verbrauchslabel ab 1. Dezember ist Etikettenschwindel
29. November 2011 - Ab dem 1. Dezember bekommen Neuwagen ein ähnliches Energieeffizienzlabel wie man es bereits von Haushaltsgeräten kennt. Positiv ist, dass dem Verbraucher das Label bereits bekannt ist und er es daher gut wahrnehmen kann. Außerdem sind neben Angaben zum Verbrauch des jeweiligen Modells auch die zu erwartende Kfz-Jahressteuer und die Energieträgerkosten abgebildet, so dass sich ein vermeintlich günstiges Auto an der Tankstelle nicht plötzlich als Kostenfalle und Klimasünder entpuppen kann. „Insgesamt profitieren Kunde und Umwelt vom neuen Pkw-Verbrauchslabel jedoch nur bedingt“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die Einteilung in verschiedene Effizienzklassen A+ bis G erfolgt trotz massiver Kritik von Umwelt- und Verbraucherverbänden unter Berücksichtigung des Fahrzeuggewichtes, was mitunter zu absurden Effekten führt.“
Je schwerer ein Auto ist, desto leichter ist es für das jeweilige Modell, eine grüne Effizienzklasse zu erreichen. So erhält beispielsweise der Audi-SUV Q7 mit einem CO2-Ausstoß von 189 Gramm je Kilometer und einem Gewicht von 2345 Kilogramm das grüne Effizienzlabel B, während der Kleinwagen Toyota Aygo bei Emissionen von 105 Gramm CO2 je Kilometer und 930 Kilogramm Gewicht trotz deutlich geringerem CO2-Ausstoß nur ein die Klasse C schafft. „Ein Auto, das im Jahre 2012 Emissionen von über 180 Gramm CO2 je Kilometer ausstößt, darf kein grünes Label bekommen. Egal, wie vergleichsweise effizient ein gewaltiger Motor eine schwere Karosse bewegt. Das ist Etikettenschwindel“, kritisiert Miller. Der NABU empfiehlt Kaufinteressierten daher, neben der farbigen Klasseneinteilung vor allem auch auf den absoluten CO2-Wert zu achten.
Das Effizienzlabel hat bei Kühlschränken dazu geführt, dass innerhalb kurzer Zeit ein Modell mit der Effizienzklasse B unverkäuflich wurde. Dies wollte die Politik vielen Autoherstellern offensichtlich nicht zumuten. Die Angst vor der Entscheidung des Kunden spiegelt sich auch in der Entscheidung der Politik wider, auf Forderungen nach einer farbigen Einteilung der Klassen in der Werbung zu verzichten.
„Bereits zur Einführung des Labels wird rund die Hälfte der 20 meistgekauften Fahrzeuge jedes Segments – von Minis bis zum Sportwagen – eine ‚grüne Klassifizierung‘ erhalten. Um den Herstellern Anreize zu einer Verbrauchsoptimierung zu geben, müssen die Werte regelmäßig verschärft werden. Darüber hinaus ist in jedem Fall die Überwachung und Kontrolle des neuen Labels wichtig“, so NABU-Verkehrsexperte Oeliger.