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Jetzt NABU-Mitglied werden!Sie haben den Adler abgeschossen!
Ein Erlebnisbericht vom Raptor-Camp 2011
Die maltesische Vogelschutzorganisation BirdLife Malta und der NABU hatten vom 14. September bis 2. Oktober wieder Freiwillige dazu aufgerufen, beim Greifvogelschutz-Camp – dem Raptor Camp 2011 – mitzuarbeiten. Der Grund dafür ist offensichtlich: eine Vielzahl der maltesischen Jäger möchte die kurze Jagdsaison nutzen, um sich neben der Frühjahrsjagd einmal mehr ihrem zweifelhaftem Sport zu widmen.
Von den 31 jagdbaren Arten, die hauptsächlich während der Zugzeit auf Malta vorkommen, gehören Wachtel und Turteltaube zu den beliebtesten Zielen der Jäger. Doch sie schießen leider nicht nur die erlaubten Arten! Es ist ihnen egal, ob es sich um eine kleine Rauchschwalbe handelt oder um einen seltenen Schlangenadler – die beide durch EU-Richtlinien streng geschützt sind. Schlimmer noch: Je seltener, desto besser! Ganz besonders schlimm erwischt es jedes Jahr aufs Neue die Greifvögel, die in großer Zahl durchziehen. Wenn sie am Nachmittag erschöpft und oftmals tieffliegend die Insel erreichen, werden sie schon erwartet …
So zum Beispiel auch der Schlangenadler, der während des Camps die Insel erreichte. Die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Via Mobiltelefon wussten schnell alle Teams Bescheid. Ein Team hatte den Adler während der Autofahrt auf einem Feld erspäht und dabei aufgescheucht. Gerade einmal fünf Meter trennten sie von dem imposanten und majestätischen Greifvogel.
Das Team verfolgte den Adler eine Stunde lang, um sicher zu gehen, dass er unbeschadet einen Schlafplatz findet. Der Adler zog weiterhin seine Kreise und das Team hatte einen Punkt gefunden, von dem es das Tal relativ gut überblicken konnte. Als der Vogel dann in Richtung größerer Bäume flog, fiel plötzlich ein Schuss ..., dann ein zweiter ... und mit dem dritten Schuss sah das Team diesen so stolzen Vogel zu Boden fallen ...
Der Politist blieb untätig - er war selber Jäger!
Als der Anruf kam und uns mitgeteilt wurde „They shot the Short-toed Eagle down!!!“ (Sie haben den Schlangenadler abgeschossen!!!) war die zuvor ausgelassene Stimmung wie weggewischt. Die Tatsache, dass der Adler nicht viel länger als eine Stunde auf der Insel verbracht – oder noch schlimmer ausgedrückt – überlebt hatte, machte einen nachdenklich. Die gerufene Polizei kam nicht nur sehr spät, sonder war dann auch noch inkompetent und nicht willig, den Fall ordnungsgemäß zu bearbeiten. Es wäre schon spät und dunkel, man könnte das auch morgen untersuchen – so die Aussage des Polizisten. Später stellte sich heraus, dass der Polizist selbst Jäger war. Dieser Vorfall erschien dann auch in der „ The Sunday Times“ mit einem großen Bericht und mit der Bitte an die Bevölkerung, jegliche Hinweise der Polizei zu melden. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit wird es leider dabei bleiben ...
Wahrscheinlich steht jetzt die Frage im Raum – warum gehen immer noch so viele Jäger der Vogeljagd nach? Der Ernährung dient es jetzt schon lange nicht mehr, einige wollen eine Jagdtrophäe im Wohnzimmer haben, aber die meisten Jäger machen es schlicht und ergreifend aus Spaß ...
Für mich stand schon bei meiner Abreise eines fest: Nächstes Jahr werde ich wieder nach Malta reisen! Nicht nur wegen der Vögel, auch die vielen Gleichgesinnten, die Atmosphäre und die vielen Erlebnisse sorgen für eine Wiederholungstat!
von Klaus Peters
Lesen Sie hier die ganze Geschichte von Klaus Peters Aufenthalt auf Malta: