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Jetzt NABU-Mitglied werden!Der Kampf um den Schutz der Wale
Neueste Vorschläge bringen Meeressäuger erneut in Gefahr
21. April 2010 -
Jahrhundertelang wurden Wale massiv bejagt. Zur Blütezeit des Walfangs Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden jährlich Zehntausende der faszinierenden und sanften Riesen der Meere getötet – so groß war die Nachfrage nach Speck, Tran, Ambra und später auch Fleisch. Seit den 1930er Jahren waren die Bestände so dezimiert, dass sich 1946 in Washington D.C. 42 Nationen zum Internationalen Übereinkommen zur Regelung des Walfangs (ICRW) zusammenschlossen, welches eine „angemessene und wirksame Erhaltung der Walbestände“ garantieren und die Ausrottung einzelner Walarten verhindern sollte. Als ausführendes Organ war und ist die Internationale Walfangkommission (IWC) für die Umsetzung der beschlossenen Fang-, Handels- und Schutzbeschlüsse verantwortlich.
30.000 Wale wurden seit 1986 getötet - trotz Verbots
Der Durchbruch für den Schutz der Wale gelang 1986 als ein internationales Walfangmoratorium jegliche kommerzielle Jagd auf die Meeressäuger verbot. Ausgenommen war nur die traditionelle Jagd indigener Bevölkerungsgruppen in Nordamerika, Russland oder Grönland. Doch nicht alle Länder halten sich an das Abkommen. Trotz des Verbotes wurden seitdem mehr als 30.000 Wale getötet. Während Norwegen und seit 2006 auch Island das Verbot einfach ignorieren und aufgrund ihres Einspruchs gegen das Moratorium weiterhin Wale töten, versteckt Japan seine Waljagd hinter dem Deckmantel der Wissenschaft – einem weiteren Schlupfloch des Moratoriums. Denn die IWC erlaubt, Wale für die wissenschaftliche Forschung zu töten. Doch die wahren Motive liegen woanders: das Walfleisch aus dem wissenschaftlichen Programm wird in japanischen Supermärkten und Restaurants verkauft! Die IWC hat bereits deutlich herausgestellt, dass das Töten von Walen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse bringt. Es existieren inzwischen moderne nicht-tödliche Verfahren, die gleichwertige und bessere Daten zur Biologie der Wale liefern.
Scharf kritisieren Naturschützer und Veterinäre auch die Praxis der Waljagd. Denn entgegen der Aussagen der Walfänger dauert der Todeskampf der Riesen häufig mehr als 30 Minuten und ist mit unvorstellbaren Schmerzen und Leiden verbunden. Auch die modernen Harpunen, die über eine Explosion große Wunden in den Walkörper reißen, führen nur selten zum sofortigen Tod des Tieres. Oft werden sterbende Wale über Taue zum Fangschiff geschleppt und verbluten oder ertrinken dabei qualvoll.
Die Kommission will den Walfang wieder legalisieren
Die IWC hat heute 88 Mitglieder und ist ein anerkanntes wissenschaftliches Gremium. Es beschäftigt sich neben dem Walfang auch mit Fragen des Klimawandels und zahlreichen anthropogenen Bedrohungen für Wale – der Umweltverschmutzung, Schifffahrt, Unterwasserlärm und den Auswirkungen zunehmender Lebensraumverluste. Doch die IWC hat ein Problem. Seit Jahren stehen sich die Lager der Walfanggegner und Walfangbefürworter unversöhnlich gegenüber. Entscheidungen zum Schutz der Wale wie zum Beispiel die Einrichtung von Schutzgebieten sind aufgrund der Patt-Situation unmöglich. Deshalb halten auch Umweltverbände eine Reform der IWC für unumgänglich. Doch die derzeitige Entwicklung lässt nichts Gutes erahnen.
Seit 2009 arbeiten einige Länder unter der Führung der USA an einem Kompromissvorschlag, der die IWC wieder handlungsfähig machen soll. Was auf den ersten Blick wie eine positive Notwendigkeit klingt, ist bei näherer Beleuchtung eine für die Wale tödliche Initiative. Wale sollen wieder legal gejagt werden dürfen. Und das obwohl zahlreiche Bestände sich noch lange nicht von der jahrhundertelangen Verfolgung erholt haben und heute durch eine Vielzahl menschlicher Einflüsse zusätzlich gefährdet sind.