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Briten wollen mit japanischem Blattfloh „Unkraut“ bekämpfen
10. März 2010 - Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Diesem alten Motto folgend, soll in den nächsten Wochen zum ersten Mal in der EU ein nicht einheimisches Insekt zur Bekämpfung einer unerwünschten Pflanzenart ausgesetzt werden. Ziel ist es, die Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs in Großbritannien zu stoppen, da dieser nach offiziellen Angaben Schäden von jährlich bis zu 180 Millionen Euro anrichtet.
Der Staudenknöterich gilt als eine der weltweit problematischsten invasiven Arten. Ursprünglich wurde die Art im 19. Jahrhundert als Zierpflanze für Gärten und Parkanlagen aus Japan und China nach Europa und Nordamerika eingeführt. Später entdeckten ihn Imker als ergiebige, spätblühende Bienennährpflanze und heute ist der schnellwüchsige und bis zu drei Meter hoch werdende Staudenknöterich bei uns in freier Natur weit verbreitet.
Unter Naturschützern umstritten ist, ob der Staudenknöterich und ähnlich problematische Arten auch dort bekämpft werden sollen, wo keine wirtschaftlichen Schäden vorliegen. Bekämpfungsversuche und -methoden gibt es zahlreiche, von der Giftspritze über intensive Mahd und Beweidung bis zum Ausgraben der Wurzeln und der Behandlung des Erdreichs mit Heißdampf. In Großbritannien soll es nun der zwei Millimeter große Blattfloh Aphalara itadori richten. Blattflöhe sind eng mit den Blattläusen verwandt und saugen wie diese mit Vorliebe Pflanzensaft. In Ostasien ist Aphalara itadori auf den Staudenknöterich als Wirtspflanze spezialisiert.
Fragt sich nur, ob der Feind des Feindes wirklich ein Freund ist und bleibt. Schon mehrfach wurden in der Vergangenheit Aussetzungen zur „biologischen Schädlingsbekämpfung“ unternommen und nur allzu oft hat dies die Probleme noch verstärkt. So brachten etwa die zur Rattenbekämpfung nach Australien importierten Mungos die Tollwut ins Land und wurden selbst zur Plage. Auch die Insektenbekämpfung auf Zuckerrohrplantagen durch aus Amerika eingeführte Aga-Kröten endete im Fiasko. Zahlreiche australische Arten wurden verdrängt, in manchen Regionen ist die giftige Kröte heute das häufigste Wirbeltier.
Ein Jahr lang hat die landwirtschaftliche Forschungseinrichtung Cabi rund 200 pflanzenfressende Insektenarten und 40 Pilzarten getestet, die die weitere Ausbreitung des Staudenknöterichs verhindern könnten. In Gewächshausversuchen hielt sich der am Ende ausgewählte Blattfloh streng an den Staudenknöterich, er befiel weder verwandte europäische Wildpflanzenarten noch gängige Zier- und Nutzpflanzen. Im April soll Aphalara itadori an zwei Stellen ins Freiland ausgebracht werden – unter strengster Beobachtung, wie die Cabi-Forscher versichern. Ob sich die vermehrungs- und sprungfreudigen Tierchen dauerhaft an die Staudenknöterich-Diät halten, wird sich zeigen. (elg)