Erkundung des Eisvogellebensraumes am Nufringer Weiher.
Zu Gast bei den Naturschutzmachern
NABU-Präsident Tschimpke auf Sommerreise
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Proteste des NABU-Thüringen gegen die Zerstörung der Werraaue.
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Olaf Tschimpke auf den Spuen des Luchses in Baden-Baden.
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Beobachtung von Kormoranen am Knielinger See.
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Im Biosphärenreservat Rhön.
Naturschutzprojekte in Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg und im Saarland standen in diesem Jahr auf dem Programm der Sommerreise des NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke. Sein Fazit am Ende der Tour: „Wir können stolz auf unsere NABU-Aktiven sein. Ohne ihr Engagement wäre es um den Naturschutz in Deutschland schlecht bestellt. Sie sind die wahren Naturschutzmacher!“
Erstes Ziel war die Werraaue bei Bad Salzungen. Dort informierte er sich mit Vertretern des örtlichen NABU-Gruppen und der Naturschutzbehörden über die Problematik der geplanten Werraquerung im Zuge der Ortsumgehung der B62.
Olaf Tschimpke teilte die Einschätzung, dass die derzeitig geplante Variante eines bis zu 15 Meter hohen und 60 Meter breiten Damms aus planungsrechtlichen Gründen nicht machbar und aus Gründen des Hochwasserschutzes auch nicht sinnvoll ist. Zumal die Zerstörung des ökologisch sensiblen Aueraums durch den Bau einer Brücke vermieden werden kann.
Nächstes Reiseziel war das Naturschutzzentrum „Alte Warth“ bei Gumpelstadt. Hier zeichnet der NABU-Präsident die NABU-Gruppe Leinefelde für ihr herausragendes Projekt zum Eisvogelschutz aus. Die NABU-Aktiven aus dem Obereichsfeld haben Eisvogelniströhren gebaut und im NABU-Wettbewerb „Flussjuwel 2009“ in der Kategorie Artenschutzmaßnahmen gewonnen.
Auch Landschaften, die auf Grund ihres einzigartigen ökologischen Wertes den Schutz als UNESCO-Biosphärenreservat genießen, können zum Spielball umweltfeindlicher regionalpolitischer Interessen werden. In der Rhön plant das Land Hessen den Bau einer neuen Bundesstraße und somit eine massive Landschaftszerstörung. Für Tschimpke steht das Straßenbauvorhaben im völligen Widerspruch zum nötigen Landschaftsschutz. Er ermutigte den NABU-Landesverband, sich weiter gegen die Straßenbaumaßnahme zu engagieren.
Im Rathaus der schwäbischen Gemeinde Nufringen zeichnete Tschimpke am nächsten Tage eine weitere Gewinnergruppe des Flussjuwel-Wettbewerbs aus. Die Naturschutzmacher um die Vorsitzende Elke Schabernack ließen es sich nicht nehmen, den Berliner Besuchern im Anschluss an die kleine Feier ihr Renaturierungsprojekt am Nufringer Eisweiher und am Brühlgraben zu präsentieren. Das Projekt wurde beste Renaturierungsmaßnahme "Flussjuwel 2009".
Einzigartige Naturerlebnisse bot der Besuch des neu eröffneten Luchspfades im Stadtwald von Baden-Baden. An 20 interaktiven Stationen können Besucher in der Rolle eines Luchses den Wald durchschleichen, Beute erspähen und die Ohren spitzen. Tschimpke lobte die gute Zusammenarbeit zwischen dem Stadtforstamt Baden-Baden, dem Naturpark Nordschwarzwald und dem NABU-Institut in Bühl, die den Naturerlebnispfad gemeinsam realisiert haben.
Beim Besuch des Naturschutzgebiets Knielinger See wich die Begeisterung über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Naturfreunden außerhalb des NABU jedoch schnell der Ernüchterung. Die im Verdichtungsraum von Karlsruhe gelegene ehemalige Altrheinschlinge beherbergt heute die größte baden-württembergische Kormorankolonie sowie eine Brutkolonie des Graureihers.
Artenschutzbeauftragter des NABU Karlsruhe, Carsten Weber, engagiert sich hier gemeinsam mit seinen Aktiven gegen die kormoranfeindlichen Initiativen des örtlichen Angelvereins. Weber erläuterte, dass der Angelsport massiv gegen den Kormoran Front macht und den Abschuss der Tiere fordert, obwohl die Ursachen für die Probleme um den Fischbestand wohl eher an der schlechten Wasserqualität liegen. Das hatten gewässerökologische Studien ergeben. Für Tschimpke ist dies Beleg dafür, wie haltlos die Anfeindungen der Angler gegenüber dem Kormoran sind. „Nicht der Kormoran und die anderen Fischfresser sind das Problem, sondern der schlechte Wasserzustand“, sagte der NABU-Chef. Er forderte die Angler daher auf, gemeinsam mit den Naturschützern an der Lösung der tatsächlichen Ursachen und der Renaturierung der Lebensräume zu arbeiten anstelle die Kräfte mit unsinnigen Konflikten mit dem Naturschutz zu verschwenden.
Etappenziele des dritten Reisetags waren die Saalbachniederung im nördlichen Landkreis Karlsruhe sowie die badische Binnendünen bei Schwetzingen. In der Saalbachniederung startete die NABU-Gruppe Hambrücken Mitte der 1980er Jahre eine Initiative zur Rettung der noch vorhandenen Wiesen. Seither erwirbt der Erste Vorsitzende, Franz Debatin, im Namen des NABU Wiesengrundstücke, die von den bisherigen Eigentümern aufgegeben wurden. Er organisiert mit seinen Helfern die naturschutzfreundliche Bewirtschaftung der mehr als 200 Einzelgrundstücke. Dieses einzigartige und überregional bedeutsame Projekt hatte vor einigen Jahren sogar die Aufmerksamkeit des Bundespräsidenten Horst Köhler gefunden und Franz Debatin eine Einladung zu den Umwelttagen im Schloss Bellevue beschert.
Im Naturschutzgebiet „Hirschacker-Dossenwald" erklärte der Landesvorsitzende Andre Baumann die ökologische Bedeutung der badischen Binnendünen. Die heute unter Naturschutz stehenden Flächen des Schwetzinger Sands, einem alten Truppenübungsplatz, werden vom Pflegetrupp des NABU Bezirksverband Rhein-Neckar-Odenwald freigehalten. Hier ist eine äußerst seltenen Lebensgemeinschaft zu finden: Sand-Strohblume und Sand-Strohblumeneulchen. Der kleine Schmetterling ist auf sie Sandstrohblume angewiesen, da seine Raupen ausschließlich auf dieser Pflanze leben.
Auf Einladung der Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Astrid Klug, stand zum Ende der Reise noch ein Besuch der saarländischen Projektregion "Landschaft der Industriekultur Nord" (LIK Nord) an. Die vom Bergbau geprägte Landschaft soll aufgewertet werden und eine neue regionale Identität bekommen. Der Geschäftsführer des LIK-Nord-Zweckverbands, Detlef Reinhard, erläuterte der Besuchergruppe, dass die Haldenschüttungen und Absinkweiher im Mittelpunkt der naturschutzfachlichen Planungen stehen. Die Bergehalden sollen durch Freistellung von Pionierstandorten, die Ausweisung von Sukzessionsflächen sowie die Initiierung und Förderung schutzzielkonformer Nutzungsformen gepflegt und erhalten werden. Vorhandene Waldflächen sowie Offenland- und Siedlungsbereiche sollen ebenfalls in das Konzept einbezogen werden. Sowohl die BMU-Staatssekretärin als auch der NABU-Präsident waren beeindruckt, wie schnell sich die Natur die Industriestandorte zurückerobert und die Wunden in der Landschaft vernarben. Inzwischen leben sogar Gelbbauchunken in einer ehemaligen Reifenwaschanlage für Lastwagen.
Nach vier Reisetagen, rund 2.000 meist in der Bahn zurückgelegten Kilometern, vielen Gesprächen mit NABU-Aktiven vor Ort, etlichen Interviews mit Journalisten und einer Vielzahl von Eindrücken aus NABU-Naturschutzprojekten kehrte der NABU-Präsident nach Berlin zurück. Sein Fazit: „Wir können stolz auf unsere NABU-Aktiven sein. Ohne ihr Engagement wäre es um den Naturschutz in Deutschland schlecht bestellt. Sie sind die wahren Naturschutzmacher!“