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Volkswirt Hans-Werner Sinn erhält den „Dinosaurier des Jahres 2009“
29. Dezember 2009 -
„Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch Hans-Werner Sinn zurückgekommen. Seitdem verbreitet er hemmungslos seine veralteten Theorien vom alles regulierenden Markt und lässt kaum eine Gelegenheit aus, die moderne Umweltpolitik in der Öffentlichkeit zu attackieren“, begründete NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Wahl. Sinn sei ein „Dampfplauderer mit egoistischem Sendungsbewusstsein“, der dem Ansehen und den Verdiensten des Natur- und Umweltschutzes nachhaltig schade.
Mit bewusst markigen Sätzen versuche Sinn in seinen Büchern, Artikeln und öffentlichen Auftritten Umweltschützer als „grüne Ideologen“ abzutun sowie die Mär von angeblich so effizienten Marktlösungen zu verbreiten, die keinerlei Vorgaben von staatlicher Seite benötigten. Besonders giftet Volkswirt Sinn dabei gegen die Förderung erneuerbarer Energien. Er spricht sich gegen Windräder und Solarzellen aus, weil sie seiner Meinung nach nicht helfen, klimaschädliches Kohlendioxid einzusparen, und er bestreitet die wirtschaftlichen Potenziale erneuerbarer Energien. Statt für bessere Wettbewerbsbedingungen im Energiemarkt streitet der ifo-Chef lieber ganz im Sinne der großen Stromkonzerne für das Festhalten an der Risikotechnologie Atomkraft.
Sinn-Sprüche
„Das ganze Land steckt in der Klimafalle." „Mittlerweile ist grüne Politik zur Staatsdoktrin avanciert.“ „Der Politik geht es bei den Solardächern und Windflügeln schon lange nicht mehr um den Treibhauseffekt, sondern um die Schaffung von Sakralbauten für das neue Glaubensbekenntnis.“ „Die heutigen Atomkraftwerke sind Druckwasserreaktoren mit höchster Sicherheit, die Wasser für die Kernreaktion brauchen und daher bei einem Leck zum Stillstand kommen. Mit dem Graphitreaktor aus Tschernobyl haben sie wenig gemein. Deutschland verfügt mit Gorleben zudem über einen Salzstock, der hundert Millionen Jahre lang stabil war und eine der besten auf Erden verfügbaren Lagerstätten darstellt. Das alles spricht dafür, den Bau neuer Atomkraftwerke nicht länger zu verbieten und es dem Markt zu überlassen, die beste Reaktion auf die hohen Preise der Emissionszertifikate zu finden.“
„Wohin der von Hans-Werner Sinn propagierte Marktradikalismus geführt hat, haben wir gesehen: geradewegs in die organisierte Verantwortungslosigkeit in einer globalisierten Finanzwirtschaft“, so Tschimpke weiter. Dies habe die Steuerzahler in aller Welt Hunderte Milliarden an Staatshilfen gekostet und Millionen von Menschen finanziell ruiniert. Angesichts dieser Entwicklung sollten Politik und Unternehmen alarmiert sein und sich umgehend auf ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften einstellen, das nicht leichtfertig die Existenzgrundlagen für unsere und nachfolgende Generationen verspiele.
„Wenn wir dem Emissionshandel alleine die Suche nach den kurzfristig günstigsten Klimaschutzmaßnahmen überlassen, werden wir Scheinlösungen bekommen, nur in Trippelschritten vorankommen und bei der notwendigen Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes in den Industrieländern um bis zu 95 Prozent bis 2050 versagen“, erklärte der NABU-Präsident. Grundlegende Veränderungen wie eine dezentrale und intelligente Infrastruktur für die Energieversorgung, der Erhalt von kohlenstoffreichen Mooren und Feuchtgebieten oder die die Modernisierung unserer öffentlichen Verkehrssysteme hätten nach Sinns Markt-Ideologie schlicht keine Chance.
„Die theoretischen Modelle und politischen Forderungen aus dem Elfenbeinturm von Herrn Sinn und seinen Kollegen sind deshalb so gefährlich, weil sie regelmäßig an unserer komplexen Realität scheitern. So lassen sich nicht unsere natürlichen Lebensgrundlagen sichern. Gehen diese aber verloren, werden wir alle zu leiden haben – genau wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise“, kritisierte Tschimpke. Wer ohne Sinn und Verstand gegen die Förderung Erneuerbarer Energien predige, verkenne völlig die wirtschaftspolitische Bedeutung von zukunftsträchtigen Umwelttechnologien, mit denen innerhalb weniger Jahre allein in Deutschland rund 300.000 neue Jobs geschaffen wurden. Diese Erfolge hätten die politische Akzeptanz für die Durchsetzung ehrgeiziger Reduktionsverpflichtungen für den Ausstoß an Treibhausgasen im Emissionshandel überhaupt erst ermöglicht.
„Hans-Werner Sinn handelt verantwortungslos, wenn er zentrale Klimaschutzinstrumente wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz infrage stellt, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke gutheißt und eine ökologisch ausgerichtete Politik pauschal als schädlich verteufelt. Damit hat er sich diese besondere Auszeichnung in diesem Jahr redlich verdient“, so Tschimpke.
Mit dem „Dinosaurier des Jahres“, der aus Zinn gegossenen und 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben. Weitere prominente Dino-Preisträger waren unter anderem der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerhard Sonnleitner, Air Berlin-Chef Joachim Hunold, und Ex-Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, der die Trophäe im vergangenen Jahr erhielt.