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Jetzt NABU-Mitglied werden!Walschlachten auf Färöer
Jahr für Jahr werden tausend Grindwale und Delfine sinnlos getötet
10. Dezember 2009 - Jahr für Jahr wiederholt sich ein blutiges Schauspiel am nördlichen Rande Europas. Die Färinger – wie die Bevölkerung der zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln genannt wird – blasen zur Jagd auf die Wale. Obwohl die Waljagd durch Europäische Richtlinien und internationale Konventionen verboten ist, nutzen die Nachfahren der Wikinger ihren politischen Sonderstatus, um mit der Berufung auf alte, überholte Traditionen jedes Jahr bis zu tausend Grindwale und Delfine zu töten.
Kinder bekommen schulfrei für das Walmassaker
Für den Walfang auf den Färöer-Inseln, der vulkanische Inselgruppe im Nordatlantik zwischen Schottland und Island, gibt es weder vorgeschriebene Fangzeiten noch Fangquoten. Vielmehr bestimmen die Wetterbedingungen und die an der Küste vorbeiziehenden Wale den Zeitpunkt der Jagden und die Anzahl der Opfer. Höhepunkt der blutigen Tradition sind deshalb die Sommermonate Juni bis August.
Nähert sich eine Schule von Grindwalen, ein Familienverband von teilweise über hundert Tieren, der Küste und wird von den färingischen Fischern entdeckt, verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Die Fischer fahren mit ihren Booten aufs Meer, kreisen die Wale ein und treiben sie in Richtung einer ausgewählten Bucht. Angestellte bekommen Urlaub und Kinder schulfrei, um an dem grausigen Schauspiel mit Volksfestcharakter teilzunehmen. Es gibt insgesamt mehr als 17 Wal-Buchten, in denen das blutige Schlachten erlaubt ist.
Ist die Bucht erreicht, werden die Wale mit Hilfe von Netzen, Tauen und der Vielzahl an Booten auf den Strand getrieben wo sie stranden und ihr qualvolles Sterben beginnt. Eine Eigenart der Wale spielt den Jägern dabei in die Hände. Grindwale sind äußerst soziale Tiere, die ihrem Leittier auch in den Tod folgen und sich um kranke und verletzte Tiere der Gruppe kümmern. Aus diesem Grund fliehen keine Einzeltiere und die gesamte Walfamilie sitzt in der Falle.
Dann beginnt das Töten. Den Tieren werden stumpfe Fanghaken in das Blasloch gerammt, um sie orientierungslos zu machen und sie mit Hilfe von Seilen an den Strand zu ziehen. Getötet werden sie mit dem Grindmesser, mit dessen Hilfe das Rückenmark und die das Gehirn versorgende Schlagader durchtrennt werden. Das Massaker dauert oft Stunden, einzelne Tiere ersticken an ihrem Blut, andere warten im Blut ihrer Artgenossen auf den grausamen Tod. Die Behörden der Färöer sprechen von einem Sekundentod, die jährlichen Bilder sprechen dabei eine andere Sprache. Moderne Waffen und Tötungsmethoden sind aus traditionellen Gründen verboten.
Färinger fühlen sich durch Walfang als richtige Männer
Die Waljagd geht bis ins 16. Jahrhundert zurück und war lange Zeit ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. Heute macht Walfleisch noch knapp zehn Prozent der Nahrung aus, obwohl die Färöer-Inseln einen der höchsten Lebensstandards Europas haben. Das Fleisch und der Speck werden nicht verkauft, sondern unter den Inselbewohnern aufgeteilt. Notwendig wäre diese Art der Subsistenzwirtschaft heute nicht mehr, in den Geschäften gibt es jegliche Form von Lebensmittel, zum Teil stark subventioniert von Dänemark.
Ein begrenzter Teil der Färinger betrachtet die blutige Jagd jedoch als kulturelles Erbe, ein Teil ihrer Identität. Gerade heranwachsende Männer betonen, dass sie sich beim Grindadráp als richtige Männer fühlen. Nicht alle Bewohner der Färöer befürworten jedoch diese Form der Waljagd, doch hält sich die Opposition oft aus Angst und Einschüchterung in ihrer Kritik zurück.
Der Ruf der Grindwale
(Forschungsanstalt der Bundeswehr für Wasserschall und Geophysik)
Auch Delfine werden Opfer der Walhatz
Gejagt werden in erster Linie Langflossen-Grindwale (Globicephala melas), daneben gibt es eine zweite Art, den Kurzflossen-Grindwal (Globicephala macrorhynchus). Grindwale, auch Pilotwale genannt, gehören zu den sozialsten Vertretern der Cetaceen. Sie bilden Schulen von bis zu 100 Tieren, die häufig sehr enge Verwandtschaftsverhältnisse aufweisen und von nur einem oder wenigen Leittieren geführt werden.
Männchen werden deutlich größer als Weibchen und besitzen eine längere Rückenflosse. Langflossen-Grindwale weisen charakteristisch längere Brustflossen auf als ihre „kurzflossigen“ Verwandten und bevorzugen kühlere Gewässer. Schätzungen zufolge gibt es im Nordatlantik noch etwa 750.000 Tiere.
Da sich häufig verschiedene Delfinarten und Schnabelwale mit den großen Schulen der Grindwale assoziieren und über weite Strecken mit wandern, werden auch sie gelegentlich Opfer der Walhatz auf den Färöer-Inseln.
Grindwale sind wie alle Vertreter der Familie der Cetaceen durch die Berner Konvention zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen streng geschützt. Ebenso hat Dänemark die Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten unterzeichnet. Dennoch entzieht sich Dänemark der Verantwortung, das Töten zu beenden, unter Berufung auf den autonomen Status und die kulturelle Eigenständigkeit der Färöer-Inseln. Umso unverständlicher, dass Dänemark andere wichtige Staatsfunktionen der Färöer inne hat, so die Justiz und die Verteidigung.
Stoppt das unsinnige Töten!
International wird immer wieder scharf gegen das jährliche Blutbad protestiert und verschiedene Arten- und Tierschutzorganisationen haben zum Teil spektakuläre Aktionen gestartet. Beendet werden konnte das Töten bisher nicht.
Hauptkritikpunkt der Protestbewegung ist die besonders grausame Art des Tötens. Entgegen offizieller Stimmen dauert das Sterben oft über Stunden an, da bei großen Walschulen nicht alle Tiere gleichzeitig an den Strand gezogen und getötet werden können. Fast barbarisch mutet es an, wenn man bedenkt, dass viele Tiere über Stunden im blutigen Wasser auf „ihre Erlösung“ warten müssen, sie hören die Schreie ihrer Familienmitglieder, welches zusammen mit den Rufen der Fischer und den Motoren der Boote in einem für die Tiere infernalischem Lärm untergeht.
Es werden ganze Familienverbände ausgelöscht, wodurch ein unwiederbringbarer Verlust für den gemeinsamen Genpool und damit die genetische Vielfalt der Grindwale im Nordatlantik entsteht.
Angesichts der heutigen Versorgungslage sind der Grindwalfang und der Verzehr des Fleisches überflüssig. Vielmehr kann der übermäßige Genuss von Walfleisch ernsthaft die Gesundheit bedrohen. Da Zahnwale am Ende der Nahrungskette stehen, reichern sich in ihrem Fleisch- und Fettgewebe vermehrt Umweltgifte wie Quecksilber, DDT oder PCBs an, die für den Menschen schädlich sind. Im Jahr 2008 riet die färöische Gesundheitsbehörde erstmals offiziell davon ab, Walfleisch zu essen. Als Grund wurde ein erhöhtes Risiko für die Parkinsonkrankheit aufgrund der Quecksilberbelastung genannt. Doch noch immer wird weiter getötet.