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Jetzt NABU-Mitglied werden!Ein neuer alter Wurm im Wattenmeer
Wattwurm-Zwilling nach 30 Millionen Jahren endlich entdeckt
6. November 2009 - Wattführer, Angler, Forscher und Friesen müssen sich von einer bequemen Wahrheit verabschieden: Der allgegenwärtige und scheinbar unverwechselbare Wattwurm ist nach neuesten Erkenntnissen keine einheitliche Art, sondern ein Paar von zwei sehr ähnlich aussehenden Arten. Dieses wurde nun durch Untersuchungen niederländischer Wattforscher bekannt.
Wie die Schutzstation Wattenmeer mitteilt, unterscheiden sich die beiden Wattwürmer genetisch und ökologisch so deutlich voneinander, dass es keinen Zweifel an der Verschiedenheit der Wurm-Geschwister gibt. Schon vor über 30 Millionen Jahren haben die Zwillingsarten sich genetisch aufgespalten. „Schwarzer Wattwurm“ wird die bisher übersehene Art in Großbritannien genannt, wo wissenschaftlich die gültige Artbeschreibung veröffentlicht wurde.
Der wissenschaftliche Artname Arenicola defodiens heißt übersetzt „hinab grabender Sandbewohner“ und beschreibt eine der Besonderheiten des Schwarzen Wattwurms: seine Wohngänge im Sand reichen bis zu 70 Zentimetrer tief. Damit ist er der am tiefsten im Nordseegrund wühlende Wurm und lebt etwa doppelt so tief wie der Gewöhnliche Wattwurm. Außerdem wird der „neue“ Wattwurm bis zu 40 Zentimeter lang und damit fast doppelt so groß wie der Gewöhnliche Wattwurm (Arenicola marina).
Angler besser informiert als die Meereskundler
Britische Angler kannten den großen „Black Lug“ schon länger als die Meereskundler, verrieten aber nicht gerne, wo die besonders großen Angelwürmer zu finden sind. Eine Beruhigung für Wattführer und Wattforscher mag sein, dass der Schwarze Wattwurm das Trockenfallen nicht mag und meist außerhalb der Wattflächen im Flachwasser lebt. Deshalb wurden die beiden Wattwurmarten in der Praxis bisher wohl nicht allzu oft verwechselt.
Nach neuesten Erkenntnissen niederländischer Wattforscher kommt der Schwarze Wattwurm weit verbreitet in Nordsee und Kattegat vor. In Aquarien lässt er sich nur schwer halten, weil er offensichtlich empfindlicher ist als der Gewöhnliche Wattwurm.
Alle Wattführer, die sich nun auf die Suche nach dem „Neuen“ machen wollen, sollten im Grobsand nahe der Niedrigwasserlinie „gaaanz“ tief graben. An dort gefundenen dicken Wattwürmern muss man am Vorderkörper zwischen dem zweiten und dritten Paar der Borstenfüße die Bauchringe zählen: der Gewöhnliche Wattwurm hat dort drei Körperringe, der Schwarze Wattwurm nur zwei. Richtig schwarz ist der Schwarze Wattwurm nicht, nur meist etwas dunkler als der Gewöhnliche Wattwurm, der aber gelegentlich auch fast schwarz sein kann.
Seine Kotschnüre aus Sand legt der Schwarze Wattwurm ordentlich als Kringel ab, während der Gewöhnliche Wattwurm die bekannten, eher unordentlichen Sandspaghetti ausscheidet. Dieser Unterschied in der Form der Kothaufen bestätigt ein altes Zitat von Helmut Kohl: Es kommt drauf an, was hinten raus kommt.