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Gen-Pflanzen schaden Umwelt und Wirtschaft / Landwirte müssen zahlen
04. November 2009 - Erst vor wenigen Tagen hat die EU-Kommission drei neue gentechnisch veränderte Maisvarianten für die Einfuhr nach Europa zugelassen. Doch ist bis heute wissenschaftlich nicht gesichert, wie sich die Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen langfristig auf Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft auswirkt. Der NABU und andere Umweltverbände bezweifeln, dass die geschönte Rechnung der Biotechnologie-Industrie aufgeht: „Werden betriebswirtschaftliche Auswirkungen und gesellschaftliche Risiken eingerechnet, so könnte der großflächige Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen den Menschen und der Wirtschaft mehr schaden als nutzen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Folgen des Gentechnik-Einsatzes würden in Deutschland und den meisten EU-Ländern weitgehend ausgeblendet. Landwirten beispielsweise entstünden erhebliche Zusatzkosten, um Kontaminationen durch genmanipulierte Pflanzen zu vermeiden.
Der NABU und andere Verbände begrüßen daher den aktuellen Vorstoß der EU-Umweltminister, künftig auch sozioökonomische Aspekte bei der Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen zu berücksichtigen. Die EU-Mitgliedstaaten sollen dazu bis Januar 2010 Kriterien erstellen. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung werden jedoch die ethischen und sozialen Aspekte der Agrogentechnik ausgespart. Schwarz-Gelb sieht die Gentechnik vielmehr als einen wichtigen Beitrag zur Welternährung und will Futtermittelimporte mit gentechnisch veränderten Soja- und Maisvarianten vereinfachen. „Das ist genau die Linie der Biotechnologieindustrie, deren Produkte angeblich nicht nur das betriebswirtschaftliche Wohl des Patentinhabers befördern, sondern ebenso große Gewinne für die Volkswirtschaft abwerfen – ein Irrglaube“, so Tschimpke. Der Weltagrarbericht und auch eine Studie der Deutschen Bank haben jüngst herausgestellt, dass der ökologische Landbau einen entscheidenden Beitrag zur besseren Versorgung der Menschen weltweit leistet und zudem klimafreundlicher ist als die großindustrielle Landnutzung.
NABU-Gentechnikexpertin Dr. Steffi Ober: „Der Import von gentechnisch verändertem Soja aus Brasilien fördert die Abholzung der Regenwälder, schädigt durch den hohen Einsatz von Breitbandherbiziden Mensch und Natur und verdrängt die Kleinbauern. Wer diese Aspekte berücksichtigt, muss eine ganz neue Kosten-Nutzen-Bilanz beim Thema Gentechnik aufstellen.“ Der NABU hat zusammen mit dem Institut für Arbeit und Wirtschaft (IAW), dem BUND, dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), dem Gen-ethischen Netzwerk (GeN) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ein Hintergrundpapier erarbeitet, das die betriebs- und volkswirtschaftlichen Dimensionen der Gentechnik-Debatte aufzeigt.