Storch „Hobor“ mit Sender auf dem Rücken.
Alles klar für die Reise in den Süden
Die Störche Hobor, Gertrud und Helmut sind mit Sendern ausgerüstet
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Storchenbetreuer Rolf Zietz holt Hobor aus der Falle und beruhigt den Vogel mit einer Decke über dem Kopf.
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Mit speziellen Schnüren wird der nur 35 Gramm schwere Solarsender auf dem Rücken des Storches befestigt.
Es ist Donnerstag, der 2. Juli 2009. Endlich geht NABU-Storchenbetreuer Rolf Zietz im schleswig-holsteinischen Linden-Pahlkrug bei Bergenhusen der erste Storch in die selbstgebastelte Falle. Das Storchenmännchen „Hobor“ – so nennt man den Storch auf Plattdeutsch – brütet wie schon in den vergangenen Jahren auf einem Mast im Zietzschen Garten und zieht zusammen mit der Gattin vier Junge auf. Wochenlang hat Rolf Zietz den Storch mit Futter angelockt und an die Falle gewöhnt.
Die Besenderung selbst dauert dann nur knapp eine halbe Stunde. Der Vogel wird aus der Falle geholt und mit einer Decke über dem Kopf beruhigt. Mit speziellen Schnüren wird der nur 35 Gramm schwere Solarsender auf dem Rücken des Storches befestigt. Weder beim Fliegen noch bei der Aufzucht der Jungtiere wird dieser „Rucksack“ den Vogel behindern, da er fast völlig im Gefieder verschwindet. Nur die Solarzelle und die flexible Antenne sind zu sehen. Minütlich gibt der Sender ein Signal ab, das etwa alle zwei Stunden von einem Satelliten empfangen wird. Der Satellit leitet die empfangenen Signale an eine Erdstation weiter und so kann die Position des Vogels ermittelt werden.
Nach Hobor sollen rasch zwei weitere Störche besendert werden. Doch drei von vier Storchenpaaren, die für eine Fangaktion mit Futter angelockt werden, haben während eines Starkregens ihre Jungen verloren. Nun ist zusätzliches Futter nicht mehr attraktiv für die Störche und ein Fang unmöglich.
Glücklicherweise findet sich Ende Juli sich eine Alternative. Bei Familie Gülck in Eddelak bei Brunsbüttel zieht ein Storchenpaar zwei Junge auf. Den Gülcks ist es gelungen, das Storchenpaar mit zusätzlichem Futter in eine Voliere zu locken. Mit Hilfe eines Seiles lässt sich dann die Tür schließen und der Storch ist gefangen. So jedenfalls die Theorie. Doch plötzlich wird die Störchin misstrauisch. Liegt es an den Fremden, die dort in der Ferne lauerten? Bis das Weibchen endlich gefangen ist, dauert es mehr als sechs Stunden. Nun kann Dr. Michael Kaatz, assistiert von NABU-Storchenbetreuer Uwe Peterson und Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut im NABU, den Sender wie einen Rucksack auf dem Rücken der Störchin befestigen. Nachdem sie noch einen Ring der Vogelwarte Helgoland erhalten hat, wird die Störchin auf einer nahen Wiese freigelassen. Sie kehrt sofort zu Nest und Jungen zurück.
Dass auch noch der Storchenmann in die Falle gehen wird, hat das NABU-Team fast schon nicht mehr zu hoffen gewagt, denn er ist sehr viel scheuer als das Weibchen. Aber am nächsten Morgen läuft auch er in die Falle. Gertrud und Helmut werden die beiden Eddelaker Störche getauft.
Helmut ist für die Storchenschützer kein Unbekannter, denn es trägt bereits einen Ring. Er stammt auch aus Schleswig-Holstein und ist nur zwei Jahre alt. Es ist ungewöhnlich, dass bereits zweijährige Störche erfolgreich Junge aufziehen. Normalerweise kommen erst Dreijährige in die Brutgebiete zurück, um Junge aufzuziehen. Für sogenannte Westzieher ist allerdings bereits häufiger nachgewiesen worden, dass sie im Alter von zwei Jahren zu brüten beginnen.
Kai-Michael Thomsen hält es deshalb für möglich, dass Helmut über die Westroute zum Überwintern fliegt. Die Vermutung bewahrheitet sich später. Tatsächlich trennen sich die Wege des Paares, Gertrud fliegt über den Balkan und den Nahen Osten nach Afrika, während Helmut über die Niederlande, Belgien und Frankreich die Iberische Halbinsel ansteuert.
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