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Jetzt NABU-Mitglied werden!Tagung zum Vogel des Jahres 2009
Am 28. März drehte sich alles um den „fliegenden Edelstein“
Auf der Fachtagung zum Eisvogel am 28. März 2009 drehte sich alles um den „fliegenden Edelstein“, wie der Vogel des Jahres 2009 wegen seiner Schönheit und Farbenpracht auch bezeichnet wird. Er steht für lebendige Flüsse und Auen. Mit seiner Wiederwahl zum Jahresvogel wollen NABU und LBV neuen Schwung in die Debatte um den Schutz unserer Gewässer bringen.
Schlange stehen vor'm Essen
Zu Beginn der Tagung stellte Ulrich Lanz vom LBV in faszinierenden Bildern das Leben des Eisvogels dar und würzte bereits diesen einführenden Vortrag mit überraschenden Fakten: Wer wusste schon, dass junge Eisvögel sich nicht wie andere Jungvögel um den besten Platz zur Futterübergabe durch die Eltern balgen? Sie rücken jedes Mal einen Platz vor bis sie dran sind und stellen sich dann wieder hinten an.
Dr. Achim Zedler, NABU Gießen und Sprecher der hessischen AG für Ornithologie und Vogelschutz, präsentierte langjährige Kartierungsergebnisse und stellte fest, dass Eisvögel ihr Revier meist auch außerhalb der Brutzeit ganzjährig nutzen. Er gab zudem die Empfehlung, Kanuverleihern Informationsmaterial für Freizeitpaddler zur Verfügung zu stellen, damit sich diese in Eisvogelrevieren rücksichtsvoll verhalten.
Bootfahrer sind größter Störfaktor
Dass dies oftmals nötig ist, bestätigte Frank Göken, der im niedersächsischen Landkreis Oldenburg freizeitbedingte Störreize auf das Brutverhalten des Eisvogels untersucht hatte. Mit 82 Prozent stellten Bootfahrer die häufigste Störung in den untersuchten Eisvogelrevieren dar. Allerdings empfahl er, auch Angler über ihr Störpotenzial aufzuklären. Vielfach ohne sich dessen bewusst zu sein, verweilten sie oft lange Zeit in der Nähe einer Eisvogelbrutröhre und hielten dadurch die Vogeleltern davon ab, ihre Jungen zu füttern.
Empfehlungen aus der Praxis brachte Christa Glauser vom Schweizer Vogelschutzverband SVS mit. Dort werden bereits seit längerem Kriterien zur Neuanlage von Brutwänden an Steilufern erarbeitet. Sie gab aber nicht nur Ratschläge für die Gestaltung des Brutplatzes, sondern konnte anhand eindrucksvoller Beispiele belegen, wie wichtig es ist, die gesamte Flussaue als Lebensraum in die Betrachtungen einzubeziehen.
Eivögel aus Soest fliegen nach Mallorca
Von 30 Jahren Forschungsarbeit im Landkreis Soest berichteten Margret Bunzel-Drüke und Olaf Zimball von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz. Eindrucksvoll waren insbesondere die Ergebnisse zum Fortpflanzungsverhalten. Bei Eisvögeln gibt es fast alles: Saisonehe, Vielweiberei und Vielmännerei sowie Partnerwechsel und Schachtelbruten. Auch dass Zweidrittel aller brütenden Eisvögel einjährig sind, war den meisten Teilnehmern neu. Spannend auch, dass beringte Eisvögel aus Soest in Südspanien, auf Mallorca und in Großbritannien aufgetaucht sind.
Severin Hajer vom Wasserwirtschaftsamt Kronach rundete das Programm durch einen Beitrag zur Renaturierung des Mains zwischen Bayreuth und Bamberg ab. Auf großer Strecke wird dem Fluss die natürliche Dynamik wiedergegeben, sodass nun wieder viele seltene Tier- und Pflanzenarten dort leben können. Dabei gehe „Eigenentwicklung vor Ausbau“. Zur Wiederherstellung des Lebensraums gehöre aber auch die Lenkung der Freizeitaktivitäten. So wurden am Main gezielt Anlandeplätze für Kanuten geschaffen, um die entstandenen natürlichen Kiesinseln vor Störungen zu bewahren.
Abschließend wurden Empfehlungen für den Schutz des Eisvogels zusammengefasst:
- Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, d.h. eine ökologische Aufwertung und Renaturierung von Fließgewässern.
- Durchgängigkeit der Fließgewässer sichern und wiederherstellen: Kein weiterer Ausbau von Kleinwasserkraftanlagen.
- Sicherung ökologisch wertvoller Strukturen beim Hochwasserschutz.
- Sicherung des Nistplatzangebots (natürliche Steiluferwände) für den Eisvogel.
- Sicherung der Brutplätze vor Störungen.
- Durchführung regelmäßiger Bestandserfassungen (Monitoring)