Der Dukaten-Feuerfalter verliert über 90 Prozent seines Lebensraums.
Wo bleibt noch Platz zum Flattern?
Klimaatlas der Tagfalter verdeutlicht extremen Lebensraumschwund
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Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling verliert kanpp 90 Prozent seines Lebensraums.
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Der Eschen-Scheckenfalter wird seinen Lebensraum mehr als verdoppeln.
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Der Aurorafalter verliert 90 Prozent seines Lebensraums.
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Der Braunfleckige Perlmutterfalter verliert über 90 Prozent seines Lebensraums.
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Der Große Eisvogel verliert fast 90 Prozent seines Lebensraums.
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Das Große Wiesenvögelchen verliert fast seinen ganzen Lebensraums.
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Der Große Perlmutterfalter verliert über 90 Prozent seines Lebensraums.
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Der Kleine Fuchs verliert über 90 Prozent seines Lebensraums.
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Der Kleine Schillerfalter verliert 6 Prozent seines Lebensraums.
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Der Magerrasen-Perlmutterfalter vergrößert seinen Lebensraum um 65 Prozent.
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Der Mädesüß-Perlmutterfalter verliert über 90 Prozent seines Lebensraums.
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Der Segelfalter wird seinen Lebensraum mehr als verdoppeln.
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Der Große Feuerfalter wird seinen Lebensraum fast verfünffachen.
Die Zahlen in den Bildunterschriften entstammen aus dem „Worst-Case-Szenario“ und beziehen sich von heute auf das Jahr 2080.
10. Dezember 2008 - Der Klimaatlas der Tagfalter Europas („Climatic Risk Atlas of European Butterflies“) zeigt deutlich einen Trend nach Norden im zukünftigen Verbreitungsgebiet vieler europäischer Arten. Nach dem schlimmsten Szenario, das von einem durchschnittlichen Temperaturanstieg in Europa von 4,1 Grad Celsius bis 2080 ausgeht, würden sich beispielsweise 70 der rund 300 untersuchten Arten über 95 Prozent ihres jetzigen Lebensraumes verlieren. Ein Szenario relativ geringer Veränderung (durchschnittliche Temperaturerhöhung um 2,4 Grad Celsius) würde immer noch den Verlust von über 50 Prozent des derzeitig geeigneten Areals für 147 Arten nach sich ziehen.
„Der Atlas zeigt erstmalig, wie die Mehrzahl europäischer Tagfalter auf den Klimawandel reagieren könnte. Klimaschutz muss endlich ernst genommen werden. Landnutzung und Artenschutz müssen stärker den Erhalt großer und vielfältiger Populationen und zusammenhängender Lebensräume fördern“, bekräftigte NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Aussagen der Autoren. „Die Art und Weise, in der Tagfalter betroffen sind, gibt uns gute Anhaltspunkte darüber, wie auch viele andere Insekten reagieren dürften – und Insekten machen nicht nur zwei Drittel aller Artenvielfalt aus, sondern sind beispielsweise auch unverzichtbar für erfolgreiche Landwirtschaft”, betonte der federführende Autor des Atlasses, Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.
In Deutschland kommen derzeit etwa 190 Tagfalterarten vor. Unter dem „Worst-Case-Szenario“ würden etwa die Hälfte davon bis 2080 zwei Drittel ihres Lebensraumes verlieren, so sie den Veränderungen nicht hinterher wandern können. Ein Viertel der Arten würde sogar mehr als 95 Prozent des Lebensraumes einbüßen wie zum Beispiel das Große Wiesenvögelchen oder der Braunfleckige Perlmutterfalter. Unter einem Szenario geringer Veränderung würde bei sonst gleichen Ausgangsbedingungen immer noch ein Viertel der Arten bis 2080 zwei Drittel ihres Klima-Areals verlieren. Schmetterlinge haben durch die Zerstörung von Lebensräumen und durch Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft in den letzten Jahrzehnten bereits starke Verluste hinnehmen müssen. Diese nach wie vor anhaltende Gefährdung wird nun durch die klimatischen Risiken noch verstärkt.
Der Tagfalter-Klimaatlas basiert auf der Arbeit von Wissenschaftlern aus ganz Europa. Der Klimaatlas zeigt aber auch den großen wissenschaftlichen Wert ehrenamtlich erhobener Daten. Der größte Teil der für die Modellierung der Auswirkungen von Zukunftsszenarien auf die Tagfalter verwendeten Daten aus Deutschland wurde durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Schmetterlinge des NABU erhoben, dem neben dem vom UFZ betriebenen „Tagfalter-Monitoring Deutschland“ (TMD) größten deutschen Netzwerk ehrenamtlicher Schmetterlingsforscher.
„So alarmierend das Ergebnis ist, gleichzeitig sind wir stolz darauf, dass durch den NABU ein wichtiger Beitrag zum zukünftigen Schutz der Tagfalter geleistet werden konnte“, so Olaf Tschimpke. Jetzt sei es an Politik und Landnutzern in ganz Europa, ihre Verantwortung wahrzunehmen und bei den Klimaverhandlungen in Brüssel und Posen die richtigen Signale für den Klimaschutz zu setzen.