Zufriedener Pfarrer lobt seine Mitbewohner

„Die besuchen jeden Gottesdienst und stören niemanden“

04. März 2008 - Unbezahlbar sind die Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen in ausgesprochen ruhiger Lage, wo Turmfalken, Schleiereulen und Dohlen zuhause sind.,,Einziges Missverständnis: Die zahlen alle keine Miete!", lacht Küster Franz-Josef Rudolf. Die Vögel haben sich an das Läuten der Glocken gewöhnt und der gute Einfluss des Gotteshauses lässt sich nicht verleugnen: die Dohlen leben in christlicher Ein-Ehe.

Schon seit 17 Jahren ist der Kirchturm der Binger Basilika Wohnstätte für seltene Vogelarten. Damals brachte der NABU mit der Unterstützung von Pfarrer Herrmann-Josef Herd Nistkästen im Kirchturm an. Heute sind die Schleiereulen, Dohlen und Turmfalken hier wieder heimisch geworden. Für das langjährige Engagement zeichnete der NABU die Kirche nun mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" aus.

Artenschutz im Mehrfamilienturm
Momentan besteht die Wohngemeinschaft im Turm aus Turmfalken-, ein Schleiereulen- und fünf Dohlenpärchen. Ab und an ist auch schon eine Fledermaus gesichtet worden. Und wenn sich im Frühling der Nachwuchs einstellt, dann "tobt der Elch" in dem alten Gemäuer, verrät Rudolf. Aber genau so soll es sein, Artenschutz und Artenerhaltung sind die Ziele des NABU-Projekts "Lebensraum Kirchturm", welches den Tieren, die in den Kirchen heimisch sind, ihr zu Hause erhalten soll.

Nachahmen erwünscht
Die Basilika in Bingen bietet den Vögeln ideale Lebensbedingungen: Der hohe Kirchturm ist ein optimaler Anflugplatz, die Tiere sind in ihren Kästen ungestört und die Landschaft mit ihren kleinen Feld- und Wiesentieren ist ein ergiebiges Jagdgebiet. So sind die Vögel nicht nur eine Bereicherung für die Artenvielfalt der Gegend, sondern beschützen vor Mäuseplagen und vertreiben auch die Tauben. Der Basilika fällt eine Vorreiterrolle zu. Wie es in der Übersichtskarte der ausgezeichneten Kirchen zu erkennen ist, sind viele andere Kirchen ihrem Beispiel gefolgt.