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Jetzt NABU-Mitglied werden!Keinen Hai auf den Tisch
Die Hailife-Kampagne ist in Deutschland überaus erfolgreich
Seit über 400 Millionen Jahren existieren Haie auf diesem Planeten. Sie sind ihrer Umwelt perfekt angepasst, ein Mythos, eines der wenigen Tiere, von dem die Menschen mit einiger Ehrfurcht sprechen. Und dennoch - oder gerade deshalb - hat der Mensch es in den vergangenen zehn Jahren geschafft, durch Überfischung viele Hai-Arten an den Rand der Ausrottung zu drängen.
Offizielle Zahlen sprechen künden von 100 Millionen getöteten Haien pro Jahr, die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Zu den Arten mit alarmierenden Bestandsrückgängen zählen nicht nur der Weiße Hai, sondern auch Riesenhai, Heringshai, Dornhai oder der größte Fisch überhaupt, der Walhai.
Den Tieren wird gnadenlos nachgestellt, sie sterben als sogenannter Beifang oder werden "gefinnt", eine besonders grausame Prozedur: Dabei werden den Haien bei lebendigem Leib die Flossen abgetrennt, danach gehen die Tiere wieder über Bord und sterben - da sie sich nicht bewegen können - einen qualvollen Erstickungstod. Da die Flossen gerade für den asiatischen Markt besonders lukrativ sind und so auch der begrenzte Laderaum eines Schiffes "besser" genutzt werden kann, ist ein Ende dieser perversen Quälerei nicht in Sicht.
Fantasienamen im Kühlregal
Doch auch in Deutschland wurde Hai lange Jahre als Nahrungsmittel angeboten, teilweise unter Fantasienamen wie Kalbsfisch, Karbonadenfisch, Königsaal, Steinlachs, Seestör oder Schillerlocke. Der NABU und andere nationale Natur-, Arten- und Tierschutzverbände - vom BUND über die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger und die Tierparkfreunde Hellabrunn bis hin zur Zoologischen Gesellschaft Frankfurt - haben die Hailife-Kampagne ins Leben gerufen, um gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit für den besseren Schutz dieser faszinierenden Tiere zu streiten.
Der Kampf um die Veränderung politischer Rahmenbedingungen ist aller Erfahrung nach ein zähes Geschäft, aber umso erfolgreicher war und ist die Hailife-Kampagne bei den deutschen Handelsunternehmen: Zunächst konnten Lidl und Edeka dazu bewegt werden, auf Schillerlocken und alle weiteren Haifischprodukte zu verzichten. Es folgten Nordsee, Metro, Kaufhof, Globus, Dallmayr und Feinkost Käfer. Die Stadt München mit ihrer Großmarkthalle, dem Viktualienmarkt und dem Oktoberfest ist mittlerweile haifischfleischfrei. Dabei wurde von allen genannten Institutionen nicht nur das im Angebot befindliche Fleisch zurückgezogen, sondern auch ein freiwilliger Verzicht auf diese Produkte für die weitere Zukunft erklärt.
Nicht nachlassen
Damit ist Deutschland weitgehend haifischfleischfrei, aber dennoch darf der politische Druck nicht nachlassen. Zwar ist nach Walhai und Riesenhai seit der 13. Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) in Bangkok 2004 auch der Weiße Hai besser geschützt, darf aber unter bestimmten Bedingungen weiter gehandelt werden. Die von der EU betriebene Unterschutzstellung von Dornhai und Heringshai scheiterte auf der letzten Cites-Konferenz im Juni 2007 in Den Haag, und auch für die nächste Konferenz 2010 in Qatar stehen die Chancen nicht sonderlich gut.
Grund genug für die Hailife-Kampagne, die Anstrengungen für einen besseren Schutz der Haie weiter zu verstärken. Bei aller Freude über den freiwilligen Verzicht der deutschen Handelsketten: Notwendig bleibt ein gesetzlicher internationaler Schutzstatus, wie ihn auch Elefanten, Nashörner oder Gorillas genießen. Dafür werden der NABU und seine Partner in der "Hai Society" weiter mit aller Kraft arbeiten.
Heike Finke
Weitere Informationen zur Hailife-Kampagne unter www.hai-society.org, ebenfalls sehenswert: www.shark-tracker.com.