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Jetzt NABU-Mitglied werden!Bienenvölker in Gefahr
Ergebnisse des NABU-Workshop: Gentechnik als Risiko für Bienen
12.12.2007 Honigbienen und Wildbienen brauchen eine gute Lobby! Denn Teilnehmer und Referenten des Workshops waren sich schnell einig, dass wir noch viel zu wenig wissen über die Bienen und erheblichen Forschungsbedarf sehen. Doch ebenso einmütig wurde beklagt, dass die Biene nicht gerade im Fokus der Forschungsförderung steht und daher manche offene Fragen auch nicht weiter erforscht werden können. Besonders wurde darauf hingewiesen, dass die Biene in den Laboruntersuchungen meist als Einzellebenwesen untersucht wird, so aber in der Natur ja gar nicht funktioniert. Bienen leben im Stock in einer großen Gemeinschaft von mehreren hundert Tieren und zeigen auch nur als Gemeinschaft die angemessenen physiologischen Reaktionen. Tests am einzelnen Tier sind daher nur von beschränkter Aussagekraft. Dies wird aber oft nicht berücksichtigt, weder bei Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderten Organismen (GVO) noch bei der Frage nach Risiken für die Tiergesundheit.
Offen blieb auch die Frage, wie sich denn die Imker vor dem Eintrag gentechnisch veränderter Pollen in ihren Honig in Zukunft schützen können? Sie werden im Gentechnikgesetz nicht berücksichtigt und können sich momentan nur auf den Klageweg vor Gericht begeben. Doch die Forderungen der Imker an die Politik gehen viel weiter:
Die Imker wollen einen Rechtsanspruch auf Schutz . Zwei Möglichkeiten wurden diskutiert: Zum einen könnten sie ein eigenes Imkerstandortregister mit den Standorten ihrer Bienenvölker aufstellen und dann um diese Standorte herum quasi eine Banmeile für GVO ziehen. Nur so können sie gentechnikfreien Honig garantieren. Wenn jemand in diesem Bereich GVO anbauen will, muss er mit dem Imker sich zumindest absprechen, die Proben bezahlen und gegebenen falls entschädigen. Zum anderen fordern die Imker vom Bundesrat in der Guten fachlichen Praxis als Nachbarn berücksichtigt zu werden und aktiv über den geplanten kommerziellen Anbau von GVO in einem angemessenen Umkreis informiert zu werden.
Die Imker beklagen zu Recht, dass es nicht ihr Beruf sei, jeden Morgen zuerst ins Standortregister zu schauen, um sich zu informieren, wer jetzt wo was freisetzt und dann entsprechend wie in einem Hase- und Igel Rennen mit ihren Bienenvölkern von einem Ort zu anderen zu ziehen.
Überraschung und Kritik löste bei den Imkern der Beitrag zum GVO-Monitoring aus dem Bieneninstitut in Celle aus. Warum ihre Bienenvölker jetzt zu den Versuchskaninchen des GVO-Anbaus werden sollten, wurde gefragt. Das Überwachungskonzept für GVO, das seitens des Bundesamtes für Naturschutz mitentwickelt wurde, geht davon aus, dass GVO in der Fläche angebaut werden wird. Um zu sehen, was sich dann langfristig in der Natur- und Umwelt verändert, muss man erst mal feststellen, ob, wie viel und wo GVO auftreten. Dies kann man mit technischen Sammlern, die die Belastung mit GVO-Pollen messen, man kann dazu aber auch Bienenvölker nehmen, die als biologische Pollensammler ja in einem großen Umkreis unterwegs sind und die Pollen mit in den Stock bringen. Diese Monitoringprogramme zur Überwachung des kommerziellen GVO-Anbaus laufen erst an und sind EU-weit vorgeschrieben.
Insofern dient das Monitoringprogramm mit dem "biologischen Sammler Biene" nicht der Kontamination der Bienenstöcke sondern dazu, mehr Informationen über die Verbreitung von GVO zu gewinnen. Der NABU-Bundesverband wird zu Beginn des nächsten Jahres dieses Thema vertiefen und am praktischen Beispiel vorstellen.
Interessant für die Diskussion um die gute fachliche Praxis und Abstände waren die Untersuchungen aus der Biologischen Bundesanstalt, die zwar schon einige Jahre alt und wohl nicht unabsichtlich in Vergessenheit geraten sind. Die Untersuchungen zur Verbreitung von Rapssamen in die Umwelt mit Honigbienen und Wildbienen haben gezeigt, dass die Barrierefunktion der Mantelsaat nicht ausreicht, um eine Pollenausbreitung in angrenzende Kulturflächen zu verhindern. Weiterhin können speziell Wildbienen mit geringer Blütenstetigkeit ein Vektor für die Auskreuzung von Transgenen sein.
Mit neuen Erkenntnissen und mancher offene Frage gingen die Teilnehmer nach Haus. Informieren sie sich selbst mit den nachstehenden Präsentationen oder Fachbeiträgen der Autoren und werden sie aktiv für die Biene!
Viel Spaß beim Lesen der Ergebnisse wünscht Ihnen
Steffi Ober