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Jetzt NABU-Mitglied werden!Spießige Frauenversteher mit Puschelöhrchen
Wolf-Rüdiger Marunde erklärt, was Wölfe und Cartoonisten gemeinsam haben
Herr Marunde, Sie setzen sich als Wolfspate des NABU für freilebende Wölfe in Deutschland ein - liegt das an Ihrem Vornamen: Wolf-Rüdiger?
Klar, wenn man so heißt wie ich, ist das Ehrensache. Außerdem mag ich Wölfe, freue mich, dass sie es geschafft haben, sich ganz alleine - also ohne menschliche Hilfestellung - in Deutschland Lebensräume zurückzuerobern. Ich würde mich noch mehr freuen, wenn sie es weiter in den Westen schaffen, beispielsweise auch bis nach Niedersachsen. Den ersten Kundschafter haben wir ja schon in der Heide gesehen. Ausserdem nehmen sie der Jägerschaft das Alleinstellungsmerkmal am Ende der Nahrungskette.
Sie sind bekannt für Ihre Tierleben-Zeichnungen - bei denen es zum Beispiel um Hausschweine geht, die sich Gedanken zu Beziehungsproblemen, Cellulitis etc. machen. Ist der Wolf als Wildtier in ihrer Arbeit auch ein Thema?
Bislang eher selten. Aber das wird mehr werden. Wenn ich in meinen Cartoons Tiere als Darsteller benutze, dann stellvertretend für bestimmte Menschentypen oder soziale Biotope, z.B. den Hühnerhof für eine Firma. Der Wolf ist in diesem Haustier-Ensemble etwas sehr Wildes, Unbekanntes, Außenstehendes. Ein Wesen, vor dem auch manche Menschen sich fürchten, wenn auch grundlos. So eine Figur bietet sich schon an, zumal der Wolf ja inzwischen eingeführt ist.
Sie haben den Wolf mit dem typischen Cartoonisten verglichen...
Ja, beide sind Beutegreifer und immer hellwach. Beide haben diesen typischen Schnüffelgang, mit dem sie auf der Suche nach etwas, das sie verwerten können, durch ihre Reviere streichen. Und beide haben Puschelöhrchen und sind Frauenversteher.
Wie groß schätzen Sie die Chancen ein, mit Cartoons Sichtweisen zu verändern oder Meinungen zu beeinflussen?
Als sehr gering. Cartoons haben in erster Linie diie Aufgabe, zu unterhalten. Sie unterstützen höchstens mal Meinungsbildungsprozesse, indem sie Zusammenhänge, die die Leser ohnehin schon ahnen, bildlich auf den Punkt bringen. Aber zuerst müssen sie sie zum Lachen bringen. Von Cartoonisten geht jedenfalls keine Gefahr für die Herrscher dieser Welt aus.
Als Schirmherr haben Sie den NABU-Wettbewerb Cartoons für Wölfe unterstützt, der das Image vom Bösen Wolf karikieren sollte. Lesen Sie Ihren Kindern eigentlich auch Rotkäppchen vor?
Nein, dieses Märchen habe ich ihnen, als sie noch klein waren, nie vorgelesen - zu langweilig. Meine Kinder liebten es, selbsterfundene Stegreifgeschichten zu hören, mit endlosen abenteuerlichen Handlungen und ein paar schmutzigen Details zwischendrin. Wölfe eignen sich nicht besonders für spannende Geschichten: Als treusorgende Familientiere, die gern für sich sind und keinem was tun, haben sie irgendwie schon was Spießiges an sich.
Vielen Dank für das nette Gespräch!