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Gejagter Jäger
Auf der Spur des Weißen Hais
von Claudia Praxmayer
Cites-Konferenz: Hoffnung für Sägefisch & Co
Adrenalin schießt durch die Blutgefäße. Jede Muskelfaser ist zum Zerreißen gespannt, wenn die riesige Rückenflosse durch die Wasseroberfläche schneidet. Jetzt muss es blitzschnell gehen. Der fünf Meter lange Weiße Hai wird in eine Spezialvorrichtung an der Seite des Forschungsschiffes bugsiert und vorsichtig aus dem Wasser gehoben. Boxenstopp für einen Giganten.
Ein eingespieltes Team aus Tierärzten, Assistenten und allen voran dem Wissenschafter Dr. Ramon Bonfil versorgt den großen Raubfisch. Sie haben nur ein winziges Zeitfenster von rund einer Viertelstunde, um den Hai mit einem Satellitensender an seiner Rückenflosse zu versehen, ohne dass er Schaden nimmt. Vitamine, Antibiotika und Sauerstoff - der große Weiße wird von den Tierärzten gut versorgt.
Zusammenbruch der Bestände
Schließlich wollen Ramon Bonfil und sein Team dem Hai nicht schaden, sondern im Gegenteil alles unternehmen, um das Überleben seiner Art zu sichern. Denn es sieht nicht gut aus für Carcharodon carcharias. Längst ist aus dem Jäger ein Gejagter geworden. Wie viele weiße Haie noch durch unsere Ozeane schwimmen, kann keiner genau sagen. Doch weiß man, dass in einigen Regionen die Bestände regelrecht zusammengebrochen sind.
Bonfil will verhindern, dass dieser faszinierende Fisch aus unseren Meeren verschwindet. Der Hai-Experte war bereits 2004 maßgeblich an der Cites-Listung des Weißen Hais beteiligt. Jetzt will der Forscher dafür sorgen, dass einzelne Länder ihre nationalen Schutzbemühungen noch intensivieren. Der NABU und der Software-Anbieter living-e wollen ihn dabei unterstützen und haben zu diesem Zweck "Shark-Tracker" entwickelt.
Gut informierte Hai-Paten
Shark-Tracker bietet eine völlig neue Art der Adoption, bei der Hai-Paten online die Wanderroute ihres Schützlings fast in Echtzeit verfolgen können. Auf www.shark-tracker.com kann jeder eine Haipatenschaft übernehmen und so einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieser bedrohten Tierart leisten. Das Herzstück sind die Satellitensender. Sie ermöglichen es, die Tiere zeitnah zu orten und Erkenntnisse über ihre Verbreitungsgebiete und Wanderrouten zu gewinnen - wichtige Daten für die Entwicklung sinnvoller Schutzmaßnahmen.
Hai-Paten können über die Website an Bonfils Forschungsarbeit teilhaben und "ihren" Weißen Hai bei seiner Wanderung online beobachten. Eine Karte zeigt den zuletzt ermittelten Aufenthaltsort, die bisher zurückgelegte Route sowie die seit der Besenderung geschwommenen Kilometer. Zusätzlich stehen Bilder, Videoclips und Berichte rund um die Haie und die Expeditionen zur Verfügung.
Der erste Hai des Shark-Tracker Projekts heißt übrigens "Claudia", ist über fünf Meter lang, wiegt rund 1100 Kilogramm und wurde vor der mexikanischen Insel Guadalupe mit einem Sender versehen.
Hoffnung für Sägefisch & Co.
Vor der Artenschutzkonferenz in Den Haag
Vom 3. bis zum 15. Juni werden Regierungsdelegationen, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, aber auch kommerzielle Vereinigungen in Den Haag um Handelskontrollen und -beschränkungen für unzählige Tier- und Pflanzenarten ringen. Der NABU ist auf der Cites-Konferenz durch Claudia Praxmayer und Präsidiumsmitglied Heike Finke vertreten.
Cites ist die "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora", auch als Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) bekannt. Eigentlich eine Art Handelsabkommen, ist Cites heute eines der wirkungsvollsten Instrumente des Artenschutzes. Es regelt mittlerweile die Ein- und Ausfuhr von rund 8000 bedrohten Tier- und 40.000 Pflanzenarten.
Bereits auf der vorangegangenen Cites-Konferenz in Bangkok haben die großen Fischereinationen vehement gegen die Aufnahme des Weißen Hais in Cites opponiert. In Den Haag wird es nicht anders sein, denn wieder stehen Hai-Anträge zur Diskussion. Und dieses Mal werden mit Dorn- und Heringshai zwei auch in Nord- und Ostsee beheimatete Arten verhandelt, die für einige Nationen einen beträchtlichen Wirtschaftswert darstellen.
Schon 2004 hatte die Bundesregierung versucht, diese beiden von Überfischung bedrohten Haiarten unter den Schutz von Cites zu stellen. Die damit verbundenen Handelskontrollen könnten wesentlich dazu beitragen, die Fischbestände auch für die Zukunft zu erhalten. Dennoch scheiterte der damalige Vorstoß bereits im Vorfeld am Widerstand einiger EU-Länder. 2007 haben Dorn- und Heringshai die EU-Hürde genommen - doch damit sind sie längst nicht vom Haken. Erst müssen im Juni zwei Drittel der Vertragstaaten dem deutschen Antrag zustimmen. Der NABU wird in Den Haag dafür kämpfen.
Auch die den Haien verwandten Sägefische werden um die Gunst der Delegierten buhlen. Einst verbreitet, gelten sie heute in einigen Ursprungsländern als so gut wie ausgerottet. Ihr Rostrum, die "Säge", bringt Fischern viel Geld - als Kuriosität an Touristen verkauft oder als Bestandteil in der traditionellen chinesischen Medizin. Ihre Flossen sind begehrt und landen oft im Suppentopf. Bereits 1997 hatten sich die USA erfolglos um den Schutz der Sägefische bemüht. Nun starten Kenia, Nicaragua und die USA zehn Jahre später gemeinsam einen neuen Vorstoß. Der NABU wird die Antragsteller vor Ort unterstützen. (cp)