In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Seeadler-Nachwuchs in Bayern
Der Seeadler ist zurück in Bayern
Erste erfolgreiche Brut seit mehr als 150 Jahren
Das seit April 2004 am Altmühlsee bei Gunzenhausen ansässige Seeadlerpaar zog in diesem Jahr erstmals zwei Jungvögel groß. Damit hat sich die seit einigen Jahren abzeichnende Neubesiedlung Bayerns durch den mit bis zu 2,60 Metern Spannweite größten heimischen Greifvogel endlich bestätigt.
"Die beiden Kleinen sind nicht nur für Bayern eine Premiere, sondern auch für ihre Mutter", so Richard Brode vom bayerischen NABU-Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV). Das Adlerweibchen ist erst fünf Jahre alt, für Seeadler also gerade erst volljährig. Dies ist, vermutet Brode, auch der Grund dafür, weshalb die mächtigen Vögel nicht schon im vergangenen Jahr für Nachwuchs gesorgt haben.
Adlerbetreuer Richard Brode führt seit vielen Wochen regelmäßige Kontrollen durch, um festzustellen, ob es den Jungvögeln gut geht. "Die einzige direkte Gefahr für die Seeadler sind Wilderer oder neugierige Menschen", erklärt Brode. "Wer das Nest der Adler sucht, bringt die Brut dadurch in Gefahr. Bei häufigen oder intensiven Störungen kann es passieren, dass die Altvögel die Brut aufgeben." In diesem Jahr ist alles gut gegangen.
Nach dem DDT-Verbot vor 30 Jahren und bei gleichzeitig umfassenden Schutzmaßnahmen wie Bewirtschaftungsverboten im näheren Horstumkreis haben sich unsere Seeadlerbestände deutlich erholt. So leben heute wieder 400 Seeadlerpaare in Deutschland, genauer: von Schleswig-Holstein und Niedersachsen über Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis Sachsen-Anhalt und Sachsen. Im Süden und Westen der Republik kam es bisher nur zu Zug- und Überwinterungsbeobachtungen. Das macht die erfolgreiche Brut am Altmühlsee umso bedeutsamer.
In Bayern datiert der letzte Brutnachweis aus der Zeit um 1850. "Und selbst das ist nicht gesichert, möglicherweise wurde der Seeadler damals in den Aufzeichnungen mit dem Fischadler verwechselt", meint LBV-Artenschutzreferent Andreas von Lindeiner. Ein zweites Adlerpaar wurde in diesem Jahr am Chiemsee beobachtet, so dass ein Brutverdacht nahe liegt, zur erfolgreichen Nachwuchs-Aufzucht ist es aber offensichtlich nicht gekommen.
In den nächsten Wochen werden sich die Jungadler vom Altmühlsee noch einige Zeit in dem etwa 150 Quadratkilometer großen Jagdrevier ihrer Eltern aufhalten. Dann verlassen sie ihre Heimat, um sich selbst einen Lebensgefährten und ein eigenes Revier zu suchen. Sowohl ihrem Partner als auch ihrem Revier sind Seeadler ein Leben lang treu. Richard Brode ist hoffnungsvoll: "Vielleicht bleiben sie ja in Bayern, es gibt schon noch ein paar für Seeadler geeignete Gebiete, wo Platz und Nahrung vorhanden sind."
Sorgen macht Brode allerdings bleihaltige Jagdmunition, die zweithäufigste Todesursache bei in Deutschland lebenden Seeadlern. Die Vögel nehmen Bruchstücke und gelöstes Blei mit der Nahrung auf, wenn sie an einem mit Blei belasteten Tierkadaver fressen. Auf genau diese Weise sind im Frühjahr in Oberbayern schon ein Steinadler und ein Seeadler qualvoll verendet.
Beitrag erstellt am 20. Juni 2006.