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Jetzt NABU-Mitglied werden!Artenzentrum Leiferde wildert Schreiadler aus
Der geschwächte Vogel war bei Wolfenbüttel auf einem Acker gefunden worden
Am 10. Mai wurde in das NABU-Artenschutzzentrum Leiferde (bei Gifhorn, Niedersachsen) ein brauner, total mit Dreck verkrusteter, fast unscheinbarer Greifvogel gebracht - wäre da nicht der charakteristische Schnabel, der ihn sofort als Adler auswies. Der einst so stolze König der Lüfte war auf einem Acker im Landkreis Wolfenbüttel niedergegangen, wo er total entkräftet gefunden und nach Leiferde gebracht wurde.
In Leiferde wurde der Vogel zunächst auf Ernährungszustand, Trainingszustand, Reflexe und Sinnesorgane hin untersucht. Die sehr schwache Konstitution machte Sofortmaßnahmen in Form einer Flüssigkeitstherapie notwendig. Da der Vogel zudem stark verschlammt und verdreckt war, wurde er mehrfach gewaschen. Erst bei näherer Betrachtung stellte sich dann heraus, dass es sich um einen Schreiadler handelte. Für das Artenschutzzentrum ist der Fund eines Schreiadlers eine kleine Sensation, denn seit 1937 ist der Schreiadler aus Niedersachsen als Brutvogel verschwunden.
Bei Einlieferung wog der Adler gerade mal 1160 Gramm, normal wären rund zwei Kilogramm. Dank der konditionsverbessernden Therapie sowie einer aufwändigen Versorgung - in den ersten Tagen alle zwei Stunden - nahm das Tier langsam an Gewicht zu, konnte schließlich wieder aufrecht sitzen und wurde lebhafter. Die Kosten für die Pflege des Schreiadlers wurden durch die Adler-Patenschaften des NABU getragen.
Der Schreiadler wird, so vermutet Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum, auf dem Flug von seinem afrikanischen Winterquartier in den Osten Deutschlands gewesen sein. "Umso erfreulicher, dass wir das wunderschöne Tier nun wieder auswildern können."
Leider gehen die Bestände des Schreiadlers immer weiter zurück. Nur noch rund 115 Brutpaare brüten in der Bundesrepublik, drei Viertel davon in Mecklenburg-Vorpommern, ein Viertel in Brandenburg. Große unzerschnittene Lebensräume benötigt diese so seltene Adlerart, dazu gehören strukturreiche Laub- und Mischwälder mit hohem Grundwasserstand, viel Totholz und ausgeprägten Waldsäumen. (ut)