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Chapmans Zwergamazone (Kolumbien) | Gelbscheitelpipra (Brasilien) |
Waldrapp (Syrien)
Papageienart nach 90 Jahren wiederentdeckt
Chapmans Zwergamazone überlebte im Hochgebirge Kolumbiens
"Der 28. Juli war ein eher unfreundlicher und recht kühler Tag und unsere Suche war über viele Wochen erfolglos geblieben. Wir machten gerade kurz Rat, als inmitten des wolkenverhangenen Waldes der kräftige Schrei eine Papageis ertönte. Und sofort antwortete ein ganzer Chor weiterer Vögel", beschreibt Jorge Velasquez die Wiederentdeckung einer der seltensten Vogelarten der Welt. "Bald darauf schwebten vierzehn Papageien auf die nahe gelegenen Bäume nieder. Viel smaragdgrün, dazu kobaltblau und kräftiges rot. Kein Zweifel, es waren Chapmans Zwergamazonen - der erste Nachweis seit über 90 Jahren."
Chapmans Zwergamazone, mit wissenschaftlichem Namen Hapalopsittaca fuertesi, war erst 1911 von einer Expedition des Naturhistorischen Museums New York in den von Vulkanen geprägten kolumbianischen Zentralanden entdeckt worden. Das war gleichzeitig der letzte sichere Nachweis der Art. Auch in Zoos existieren keine der Vögel. Lebensgewohnheiten, Nahrungsspektrum und Lebensraumansprüche blieben deshalb weitgehend unbekannt.
1989 fanden Wissenschaftler des Smithsonian Institute im gleichen Gebiet eine neue Unterart der nahe verwandten, ebenfalls seltenen Rostfarbenen Zwergamazone (Hapalopsittaca amazonina). Die kolumbianische Vogelschutzorganisation Fundación ProAves startete daraufhin unter dem Titel "Loro multicolor" ein Schutzprojekt für die Zwergamazonen. Ein sechsköpfiges Studententeam von vier kolumbianischen Universitäten unter der Leitung von Jorge Velasquez und Alonso Quevedo begann im Jahr 2000 mit der Suche nach den seltenen Vögeln. Nachweise der Rostfarbenen Zwergamazone gelangen bald, doch der Lebensraum von Chapmans Zwergamazone schien der zunehmenden Besieldung und der Brandrodung zum Opfer gefallen zu sein.
Im April dieses Jahres erhielt Velasquez einen der mit rund 10.000 Euro dotierten Hauptpreise des BP-Naturschutzprogrammes. Mit diesem Programm fördert der Energiekonzern BP zusammen mit BirdLife International und Fauna & Flora International bereits im 18. Jahr junge Naturschutzforscher. Dieses mal kamen 19 Siegerteams in den Genuss von insgesamt 170.000 Euro Preisgeldern. Einsendeschluss für das Naturschutzprogramm 2003 ist am 31. Oktober. Den kolumbianischen Studenten ermöglichte das Preisgeld die Fortsetzung ihrer Suche an den Vulkanflanken der Anden, die dann Ende Juli schließlich von Erfolg gekrönt war.
Inzwischen konnten die Studenten ausführliche Ton- und Filmaufnahmen von Chapmans Zwergamazone machen. Außerdem wurden erste Erkenntnisse über das Nahrungsspektrum und die genauen Lebensraumansprüche gewonnen. Nun soll ein Schutzplan für das Gebiet und für die seltenen Papageien entwickelt werden. Bis auf die nur wenige Hektar große Waldinsel, auf die sich die Vögel zurückgezogen haben, ist die Umgebung zur Schaffung von Weideland inzwischen weiträumig entwaldet. Siedler und Kleinbauern, Brennholzgewinnung, Kartoffeläcker und Viehherden sowie zunehmender Straßenbau bedrohen den Bestand der seltenen Zwergamazonen. "Die Vögel werden nur eine Überlebenschance haben, wenn es uns gelingt, die Menschen vor Ort vom Schutz der letzten Waldgebiete zu überzeugen. Das Schicksal der Papageien liegen in ihren Händen", ist sich Jorge Velasquez sicher.
Pressemitteilung von BirdLife International (in Englisch) | Projektbeschreibung von Fundación ProAves (in Englisch)
Copyright der Zwergamazonenfotos: Jorge Velasquez, Fundación ProAves
Überraschung im Amazonas-Regenwald
Gelbscheitelpipra in Brasilien wiederentdeckt
Im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist nach 45 Jahren eine Vogelart wiederentdeckt worden, die bereits als ausgestorben galt. Der Gelbscheitelpipra (Pipra villasboasi) aus der Familie der Schnurrvögel ist ein rund zehn Zentimeter kleiner Singvogel, den der aus Deutschland stammende brasilianische Vogelkundler Helmut Sick im Jahr 1957 entdeckt und erstmals beschrieben hatte. Seitdem hat es zahlreiche erfolglose Versuche gegeben, die Art wiederzufinden. Über die Ökologie des Gelbscheitels ist kaum etwas bekannt.
"Der Gelbscheitel lässt sich gut von anderen Pipras unterscheiden. Deshalb waren wir uns gleich sicher, wen wir da in der Pará-Region gefunden hatten", beschreibt der Biologe Fábio Olmos die Begebenheit. "Leider basiert die Wirtschaft der Region im wesentlichen auf Holzeinschlag und Viehzucht auf gerodeten Flächen. Die brasilianische Regierung ermuntert die weitere Besiedlung, unternimmt aber nichts, die Kolonisten, Holzfäller oder Goldsucher zu kontrollieren. Waldzerstörung ist und bleibt deshalb die Hauptgefahr für diese wundervolle Vogelart und für die gesamte Tierwelt des Gebietes."
Fábio Olmos und sein Kollege José Fernando Pacheco gehören zu einer Gruppe von Naturschützern, die seit März 2000 Unterstützung durch das neue Brasilien-Programm von BirdLife International erfahren. Der Gelbscheitelpipra wurde ausgerechnet im Rahmen von Begleituntersuchungen für eine geplante Straße zwischen Cuiabá und Satnarém entdeckt. Die Straße soll die Transportbedingungen für die Holzindustrie verbessern und wird damit gleichzeitig die Lebensbedingungen des Gelbscheitelpipra verschlechtern, wenn nicht endlich gezielte Schutzmaßnahmen erfolgen. Bisher gibt es dort keine Schutzgebiete, die einen weiteren Kahlschlag verhindern könnten.
Waldrapp-Kolonie in der syrischen Halbwüste
Nur noch 220 Vögel weltweit
In der syrischen Halbwüste ist jetzt eine kleine Kolonie des seltenen Waldrapps (Geronticus eremita) entdeckt worden. Wie die wörtliche Übersetzung des englischen Namens - "Nördlicher Glatzkopf-Ibis" - verrät, gehört der Waldrapp zu den Ibisvögeln und er zeichnet sich am Kopf durch lichten Federschmuck aus. Lange war der Waldrapp im gesamten Mittelmeerraum und bis nach Mitteleuropa verbreitet, in Deutschland brütete der Vogel bis ins ausgehende Mittelalter. Nachdem 1989 eine Brutkolonie in der Türkei erlöschte, ist der Weltbestand des Waldrapps inzwischen auf 220 Tiere in zwei Kolonien in Nordwest-Marokko zusammengeschmolzen.
Nach Einzelsichtungen in Saudi-Arabien und Eritrea wurden nun in Syrien sieben weitere Tiere entdeckt, davon drei Brutpaare. Biologen fanden die Waldrappe am Ende mehrjähriger Untersuchungen zur Einrichtung des Al-Talila-Wildschutzgebietes in der syrischen Steppe und Halbwüste. "In der abgelegenen und rauen Gegend hatte die Waldrapp-Entdeckung etwas von dem Aufsteigen des Phoenix aus der Asche", meint Projektleiter Gianlucca Serra. "Die syrischen Kollegen waren aber von Anfang an optimistisch, dass in Zentralsyrien noch Waldrappe zu finden wären. Dass wir überhaupt suchten, verdanken wir Hinweisen von Beduinen und örtlichen Jägern."
Seit Entdeckung der Kleinkolonie werden die Vögel rund um die Uhr bewacht, auch um biologischen Daten zu erheben. Das Projekt wird von der Regierung Italiens finanziert und unterstützt die Naturschutzbemühungen des Syrischen Landwirtschaftsministeriums. Weitere Unterstützung kommt vom britischen BirdLife-Partner RSPB, der auch bereits die Waldrapp-Vorkommen in Marokko betreut.