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Jetzt NABU-Mitglied werden!Dem Haubentaucher auf der Spur
Bundesweite Kartierung ergibt Rückgang um 6.000 Brutpaare
Erstmalig in der Geschichte der Vögel des Jahres wurde mit dem Haubentaucher 2001 ein Wasservogel zum Jahresvogel gekürt. Die größte der fünf in Deutschland lebenden Lappentaucherarten ist noch vergleichsweise häufig. In der letzten Roten Liste der bestandsbedrohten Vogelarten von 1996 wurde der Brutbestand auf 23.000 bis 29.000 Brutpaare geschätzt. Allerdings gibt es aus manchen Bundesländern alarmierende Rückgangsmeldungen. So wurden aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Baden-Württemberg Rückgänge von über 20 Prozent gemeldet.
Es sprach deshalb Einiges dafür, die Benennung zum Vogel des Jahres zum Anlass zu nehmen, die Haubentaucher-Brutbestände in Deutschland möglichst vollständig zu erfassen. NABU, LBV und Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) beschlossen deshalb, eine bundesweite Kartierung der Haubentaucher-Brutbestände durchzuführen. Möglichst viele NABU-Gruppen, Arbeitsgemeinschaften oder Einzelkämpfer sollten sich also möglichst fünf Mal zur Brutzeit des Haubentauchers mit Fernglas und Notizbuch an Seen, Teiche, Boddengewässer und Altarme der Flüsse begeben, die balzenden Haubentaucher zählen und in Karten den genauen Standort eintragen. Wichtig war auch, den Bruterfolg, also die Anzahl der flügge gewordenen Jungvögel, zu registrieren.
Um in den Bundesländern eine weitgehend komplette Untersuchung aller Gewässer zu gewährleisten, wurden Landeskoordinatoren beauftragt, die Erfassungen in den Ländern zu steuern und dafür zu sorgen, dass möglichst alle Gewässer kontrolliert werden.
Landeskoordinatoren für die Haubentauchererfassung
- Schleswig-Holstein: Rolf K. Berndt
- Niedersachsen: Ulrike Marxmeier
- Bremen: Thomas Kuppel
- Hamburg: Sven Baumung
- Nordrhein-Westfalen: Stefan Sudmann
- Hessen: Josef Kreuziger
- Rheinland-Pfalz: A. Kunz, Frank Eislöffel, T. Dolich
- Saarland: Günter Süßmilch
- Baden-Württemberg: Jochen Hölzinger
- Bayern: Andreas von Lindeiner
- Mecklenburg-Vorpommern: Horst Zimmermann
- Brandenburg: Thomas Heinicke
- Berlin: Bernhard Schonert
- Sachsen-Anhalt: Erwin Briesemeister, Eckart Schwarze
- Thüringen: Fred Rost
- Sachsen: Winfried Nachtigall, Joachim Ulbricht
Wie bei allen Programmen, an denen viele Beobachter teilnehmen, die diese Arbeiten auch noch ehrenamtlich, also an den Wochenenden und nach Feierabend durchführen, ist der Datenrücklauf sehr verschieden. Während einige Landeskoordinatoren vorbildlich die Bestandszahlen lieferten oder sogar schon eigene Landesauswertungen publiziert haben, liegen für andere Bundesländer nur die unkommentierten Zählbögen oder gar keine Daten vor.
Bestandsrückgang um 6.000 Paare
Trotzdem gelang es, den deutschen Haubentaucher-Brutbestand für 2001 recht genau abzuschätzen. Gezählt wurden insgesamt 12.735 bis 14.363 Haubentaucherpaare. Da immer eine gewisse Dunkelziffer bleibt und nicht jedes Gewässer kontrolliert werden konnte, wurde der Bestand auf 16.200 bis 16.940 Paare geschätzt. Zählt man noch den vermuteten Bestand für Bayern und Baden-Württemberg hinzu, wo die vorliegenden Zählbögen bisher nicht ausgewertet worden sind, ergeben sich 19.400 bis 20.140 Paare. Dies bedeutet im Vergleich zur letzten Roten Liste von 1996 einen Rückgang um rund 6000 Paare.
Die meisten Haubentaucher brüten in den gewässerreichen Bundesländern im Nordosten Deutschlands. Haubentaucherreichstes Land ist Brandenburg mit geschätzten 3.500 bis 4.000 Paaren, gefolgt von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 3.500 Paaren. Den geringsten Bestand unter den Flächenländern weist Rheinland-Pfalz mit etwa 300 Haubentaucherpaaren auf. Damit hat Rheinland-Pfalz gerade mal so viele Haubentaucher wie die haubentaucherreichsten Seen. Allein am Bodensee brüten etwa 1400 Paare, allerdings verteilt auf die drei Anrainerstaaten. Weitere bedeutende Brutgebiete sind der Große Plöner See in Schlewig-Holstein mit 300 Paaren, der Plauer See in Mecklenburg-Vorpommern mit 285 Paaren und der Dümmer in Niedersachsen mit 247 Paaren.
Nicht jedes Haubentaucherpaar brütet erfolgreich. Durch Witterung, Wellenschlag, menschliche Störungen oder Beutegreifer geht so manche Brut verloren. In sieben Bundesländern wurde angegeben, wie viel Prozent der Bruten erfolgreich verliefen. Der Anteil der erfolgreichen Paare lag zwischen 53 Prozent in Sachsen-Anhalt und 81 Prozent in Rheinland-Pfalz. Die Zahl der flüggen Jungvögel pro Paar lag zwischen 1,27 und 1,45.
Was hat es nun gebracht, dass Hunderte Vogelbeobachter ebenso viele Gewässer zu Fuß oder auch per Boot nach Haubentauchern abgesucht haben und dabei viele tausend Stunden ehrenamtlich an unseren Gewässern zugebracht haben?
Erfassung war großer Erfolg
Zunächst einmal haben die beteiligten Verbände gezeigt, dass es gelingt, für ein Erfassungsprojekt zu begeistern und viele Beobachter zu motivieren hinaus zu gehen, Vögel zu zählen und dabei allein oder in der Gruppe auch die Schönheit unserer Gewässer zu erleben.
Vielfach haben die Haubentaucherzähler dabei vor Ort Probleme entdeckt, ob die Vermüllung von Gewässern, Störungen durch ungehemmte Freizeitnutzung oder Brutverluste durch zeitiges Abpumpen des Wassers aus Überschwemmungsgebieten. Diese Probleme sollten in den NABU-Gruppen vor Ort besprochen werden und vielleicht kann das eine oder andere davon im Sinne von Haubentaucher & Co. gelöst werden.
Aber wir haben mit dieser Erfassung natürlich auch dazu beigetragen, Kenntnislücken zur Verbreitung und Häufigkeit einer noch recht häufigen Vogelarten zu schließen. Für die Erarbeitung der nächsten Roten Listen aber auch für Landes- oder Kreisavifaunen lieferte die Haubentaucherkartierung damit wichtige Grundlagen.
Der Erfolg der Haubentaucherzählung und der große Zuspruch zur Erfassung von Haussperlingen im Jahr 2002 machen Mut, auch 2003 zur Kartierung des Vogels des Jahres aufzurufen. Den vielen Kartierern vor Ort und den Regionalkoordinatoren für ihre fleißige Arbeit im Felde und am Schreibtisch herzlichen Dank.
Stefan Fischer, Vorsitzender des DDA
Zusammenschluss der Vogelkundler
Der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. (DDA)
Der Dachverband Deutscher Avifaunisten ist der Zusammenschluss von 44 regionalen vogelkundlichen Verbänden in Deutschland. Der DDA vertritt damit rund 7000 Feldornithologen. Aufgaben des DDA sind das Initiieren, Organisieren und Auswerten überregionaler Monitoring- und Atlasvorhaben in Deutschland, die Vereinheitlichung von Erfassungsmethoden sowie die Herausgabe der Ornithologischen Schriftenschau. Der DDA ist ein wichtiger fachlicher Partner des NABU, zum Beispiel bei der Erarbeitung der IBA-Liste oder den Roten Listen.
Kontakt: Stefan Fischer, Bahnhofstr. 3d, 14641 Paulinenaue, Miliaria@t-online.de.