Nach zwei außergewöhnlich trockenen Jahren sind die Grundwasservorräte noch nicht wieder aufgefüllt. - Foto: NABU/Iwona Rogowski
Wälder leiden unter Trockenheit und Dürre
NABU warnt vor weiteren hohen Waldverlusten
Die Situation in unseren Wäldern ist stark angespannt. Zwischen Januar 2018 und April 2021 wurden Baumverluste auf 501.000 Hektar in Deutschland verzeichnet, zeigten Satellitendaten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Das entspricht fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche hierzulande. Ungewöhnliche Hitze- und Dürreperioden in den Jahren 2018 bis 2021 seien Auslöser, die wiederum den Befall durch Schadinsekten begünstigten, hieß es.
Durch die anhaltende menschenverursachte Klimakrise wird es auch künftig zum Absterben von Bäumen kommen. Wichtig ist daher der Umbau zu natürlichen klimastabilen Mischwäldern, die die Fähigkeit zur Selbsterhaltung besitzen und vielfältige Ökosystemleitungen bereitstellen.
Zwei Dürrejahre nacheinander
Bereits die Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken und heiß. 2018 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881, 2020 das zweitwärmste Jahr. Der heißeste Tag in Deutschland war bisher der 25. Juli 2019. In Duisburg wurden 41,2 Grad Celsius gemessen, ein neuer Temperaturrekord.
Nach den Daten des Umweltbundesamts hat sich die durchschnittliche Anzahl von Hitzetagen (über 30°C) seit 1950 vervierfacht. Neben den hohen Temperaturen führt der fehlende Niederschlag zu erhöhtem Trockenstress für die Wälder – sichtbar durch die vermehrt absterbenden Fichtenwälder und die zunehmenden Waldbrände.
Darauf folgte der außerordentlich milde Winter 2019/2020. Durch die geringen Niederschläge sind die Wasservorräte des Bodens noch immer nicht aufgefüllt. Die Borkenkäfer hatten damit erneut ideale Voraussetzungen für eine Massenvermehrung. Sie treffen auf vorgeschädigte Fichten, die sich auf Grund des weiteren Wassermangels nicht mit Harz gegen die Käfer wehren können. Unter Umständen können bis zu drei Borkenkäfergenerationen entstehen. Dazu kommt die hohe Waldbrandgefahr.
Gefahr durch Borkenkäfer und Waldbrände
Das Bundeslandwirtschaftsministerium bezifferte die geschädigte Waldfläche für die Jahre 2018 bis 2020 auf 245.000 Hektar. Etwa 90 Prozent des betroffenen Holzes entfallen dabei auf Nadelholz, der Anteil von Nadelwäldern liegt derzeit noch bei über 50 Prozent.
Klimawandel muss verlangsamt werden
Wir sind von den absterbenden Wäldern direkt betroffen. Vor allem in den Mittelgebirgen wird sich das Landschaftsbild massiv ändern und die ökologische Leistungsfähigkeit der Wälder sinkt. Damit neue, angepasste Wälder aufwachsen können, müssen wir den Klimawandel verlangsamen und begrenzen und schon heute dem Wald die Chance zur Selbsthilfe geben.
Hoffnung machen uns allerdings die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayrischer Wald: Der in den 1980er Jahren anscheinend abgestorbene Wald hat sich in den innerhalb weniger Jahre wieder selbst regeneriert. Unter den abgestorbenen Bäumen entwickelte sich nach und nach eine baumartenreiche Waldlandschaft, die sich ganz ohne menschliches Zutun an die Umweltbedingungen anpasste.
Hilfe zur Selbsthilfe
Um dem Wald die Chance zur Selbsthilfe zu geben, sind für den NABU folgende Aspekte von zentraler Bedeutung:
- In naturfernen Nadelbaumforsten muss der Umbau der Wälder hin zu artenreichen Laubmischwäldern forciert werden.
- In durch Laubbäume geprägte Wälder sollte das Kronendach als „Sonnenschirm“ geschlossen gehalten werden.
- Um mehr Wasser zu speichern, muss die Masse von lebenden und totem Holz vergrößert werden. Auch abgestorbene Bäume haben wichtige Funktionen, etwa als Lebensraum, Schattenspender, Wasser- und Nährstoffspeicher, und sollten zumindest teilweise im Wald belassen werden.
- Der Umbau naturferner Wälder kann nur gelingen, wenn Baumsamen und junge Bäume nicht nahezu vollständig von Rehen und Hirschen aufgefressen werden. Die Jagd muss einen zentralen Beitrag zum Gelingen des Waldumbaus leisten. Das muss durch den gerade Diskutierten Entwurf zur Änderung des Bundesjagdgesetzes gewährleistet werden.
- Um aus der Anpassung der Wälder auf die Klimakrise lernen zu können, sollten die Ziele der Bundesregierung, mindestens fünf Prozent der Waldfläche als Naturwälder und zwei Prozent der Landfläche als Wildnisgebiete der Natur zu überlassen, rasch umgesetzt werden. Die Entwicklung der natürlichen Prozesse muss durch ein wissenschaftliches Monitoring intensiv begleitet werden.
NABU-Forderungen an die Ampel-Regierung
Die Klimakrise beginnt ihren Tribut zu fordern und verschärft damit auf dramatische Weise den Stress, unter dem unsere Waldökosysteme schon bisher leiden. Dürreschäden, eingeschleppte Pilzkrankheiten, Insektenkalamitäten und Waldbrände sind Ausdruck des Geschehens. Dabei werden intakte Wälder unbedingt als Verbündete im Kampf gegen den Biodiversitätsverlust und die Klimakrise benötigt.
Hier finden Sie die Resolution der NABU-Bundesvertreter*innenversammlung 2021 an die Ampel-Regierung:
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