50 Meter breite Feuerschneise am Rand des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lieberose - Foto: Helge May
Warum brennen unsere Wälder?
Wenn menschliche Unvernunft und Trockenheit zusammentreffen
Haben die Waldbrände etwas mit der Klimakrise zu tun?
Sehr lange Trockenperioden sind zunächst einmal ein Extremphänomen. Allerdings werden solche Witterungen zukünftig häufiger auftreten, da sind sich die Forscher*innen einig. Zudem begünstigt die Trockenheit natürlich Feuer, insofern gibt es einen Zusammenhang. Allerdings gibt es zwei Faktoren, die nicht direkt mit dem Klimawandel zu tun haben: Zum einen sind die meisten Brände durch menschliches Handeln entstanden – ob aktiv durch Brandstiftung, durch Fahrlässigkeit wie Zigarettenkippen, heiße Autokatalysatoren oder auch durch die Entzündung alter Munitionsreste auf Truppenübungsplätzen.
Zum anderen ist die Umgestaltung der Landschaft durch den Menschen ein zusätzlicher Faktor: Feuchtgebiete wurden entwässert und damit der Wasserhaushalt verändert, die Landschaft trocknet schneller aus. Und die angepflanzten Forstmonokulturen aus Nadelbäumen, die man vielfach antrifft, brennen viel schneller als ein naturnaher Laubwald.
Warum sind es fast nur Kiefernwälder, die brennen?
Die Nadelstreu am Boden entzündet sich schneller als der humose Oberboden in einem Laubwald. In Nadelwäldern kann sich die Streu über Jahre anreichern, das brennt dann wie Zunder. Im Grunde ein natürlicher Prozess, der so auch natürlich in den nordischen Waldökosystemen vorkommt, zum Beispiel durch einen Blitzschlag ausgelöst. Hier aber nun mit ganz anderen Auswirkungen und begünstigt durch die bereits oben genannten menschlichen Einflüsse.
Ähnliches kann man auch bei Moorbränden sehen, wie es ihn 2018 in der Tinner Dose in Niedersachsen gab. Dort war ein stärker entwässerter Bereich betroffen vom Brand betroffen, der durch ein Bundeswehr-Manöver ausgelöst wurde.
Welche Maßnahmen müssen nun konkret getroffen werden, um Wälder zu schützen?
Naturnahe Laubwälder sind wertvoll für den Naturschutz und für die Klimaanpassung – und damit auch für die Waldbrandvorbeugung.
Einige konkrete Maßnahmen für den Schutz vor Waldbränden:
- Waldentwicklung mit einem hohen Anteil von Laubbäumen, welche eine wenig brennbare und sich im Vergleich zu Nadeln schnell zersetzende Bodenstreu mit hoher Wasserspeicherkapazität bilden.
- Altersgemischte Waldentwicklung mit hoher Vertikalstruktur führen zu höherer Beschattung, weniger Windeinfall, weniger Konvektions-Luftströmen. Das trägt zur Kühlung und zum Feuchtigkeitserhalt im Waldbinnenklima bei.
- Mehr Totholz in den Wäldern lassen. Es klingt zunächst paradox, aber liegendes Totholz brennt nicht sehr gut. Im Gegenteil: Es spendet Schatten und speichert viel Wasser – und hilft so, den Wald kühl und feucht zu halten.
- Die Wälder, Waldränder und Brandschutzschneisen müssen mit Vegetation ausgestattet werden, die das Feuer bremsen.
- Kiefernmonokulturen sollten so schnell wie möglich aus der Landschaft verschwinden.
- In Gefahrengebieten braucht es eine moderne flächige Waldbrandüberwachung, denn der Faktor Zeit ist bei der Reaktion auf Feuer enorm wichtig. Die Feuerwehren müssen mit spezieller Technik und Gerät zur Bekämpfung von Waldbränden sowie mit Know-how ausgestattet werden, um die Brände möglichst schnell einzudämmen. Dazu kann auch das kontrollierte Legen von Gegenfeuern und von vorbeugenden Feuern gehören.
Waldbrandgefahr: Wie verhalte ich mich im Wald richtig?
- Nicht rauchen, keine Zigarettenstummel im Wald entsorgen. In einigen Bundesländern herrscht ganzjähriges Rauchverbot, in den meisten Bundesländern ist Rauchen vom 1. März bis zum 31. Oktober nicht gestattet.
- Zigaretten nicht aus dem (fahrenden) Auto werfen.
- Kein Feuer im und am Wald entzünden.
- Grillen nur an ausgewiesenen Grillplätzen.
- Autos am besten auf vorgesehen Parkplätzen abstellen, nicht einfach auf Waldwegen oder Flächen mit leicht entzündbarem Untergrund. Denn von den heiß gelaufenen Katalysatoren geht Gefahr aus.
- Auf Warnhinweise am Waldrand achten.
- Bei hoher Waldbrandgefahr den Wald am besten meiden.
Werden die Wälder sich erholen?
Ja, davon kann man ausgehen. Aber es wird dauern, bei Wäldern muss man in Dimensionen von Jahrzehnten und Jahrhunderten denken. Allerdings werden sie vermutlich anders aussehen als heute. Es wäre zumindest fahrlässig, einfach so weiter zu machen wie bisher. Mancherorts mag der Waldumbau, hin zu einem standorttypischen Laub(Misch-)wald durch die Feuer sogar begünstigt werden, weil nun schneller gehandelt werden muss.
Wie müssen Wälder aussehen, damit sie künftig besser gegen Trockenheit gewappnet sind?
Da die Forstwirtschaft sehr stark vom Klima abhängt, ist es wichtig, die Wälder möglichst gut an die Risiken durch sich ändernde Umweltbedingungen und Wetterextreme anzupassen. Dabei sind die naturnahen Laubwälder mit einer großen Vielfalt an kühlenden und wasserspeichernden Strukturen und standortheimischen Baumarten vermutlich am allerbesten für die Zukunft gewappnet.
Naturschutz dient also auch beim Thema Waldbrand letztlich dem Schutz unserer Gesundheit, aber auch der Holzproduktion selbst. Kein*e Waldbesitzer*in kann wollen, dass der Wald abbrennt.
Hundertprozentig sind Waldbrände nicht zu verhindern, irgendjemand zündelt immer. Aber die Folgen lassen sich in Grenzen halten: durch Aufklärung, Früherkennung, professionelle Brandbekämpfung – und mehr naturnahe Wälder. Mehr →
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