Water for Life
Äthiopien: Partnerschaft für eine nachhaltige Zukunft des Lake Tana-Wassereinzugsgebiets
Der Tanasee, seine ausgedehnten Feuchtgebiete und seine Zuflüsse sind als Ursprungsgebiet des Blauen Nils von nationaler und internationaler Bedeutung. Das Einzugsgebiet stellt die Hälfte aller Süßwasserressourcen Äthiopiens und bildet die Lebensgrundlage für mehr als 200 Millionen Menschen in Äthiopien, Ägypten und im Sudan.
Das Wasser ist die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung, dient als Transportmittel und zur Stromerzeugung und ermöglicht zunehmend Einkommen aus dem wachsenden Tourismussektor. Die steigende Bevölkerung, intensivierte Landnutzung, Klimawandel und Industrialisierung mit Textilfabriken, Gerbereien, sowie Reis- und Blumenanbau strapazieren jedoch die Ökosysteme und deren Funktionen. Hinzu kommen Effekte wie Eutrophierung, schwindende Fischbestände, invasive Wasserhyazinthen und die Verschlechterung der Wasserqualität und -quantität.
Versuche, den Zugang zu sauberem Wasser zu gewährleisten hat es in der Region immer wieder gegeben. Niemals jedoch geschah dies unter Einbeziehung aller relevanten Akteure und Interessensvertreter in einer konzertierten Aktion. Hier setzte unser Projekt an: mittels einer regionalen Multi-Akteurs-Partnerschaft (MAP) vernetzte der NABU diese regionalen Akteure. Ziel war die langfristige Gewährleistung eines Zugangs zu sicherem Trinkwasser, wichtiger Ökosystemfunktionen, sowie nachhaltiger Einkommensquellen im Tanasee-Wassereinzugsgebiet.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt. Es wurde im Juni 2023 abgeschlossen und hat wichtige Meilensteine erreicht:
Das MAP-Netzwerk, welches erfolgreich in der Region etabliert werden konnte, ermöglicht partizipative Entscheidungsfindung bei Themen wie Ressourcenerhalt, Abfallmanagement, der Anpassung von Gesetzen und nachhaltiger Landwirtschaft.
Nennenswerte Errungenschaften sind unter anderem das Gondar Altpapierrecycling-Zentrum mit mehr als 20 Mitarbeiter*innen, welches lokale Papierprodukte produziert, die Abhängigkeit von Importen verringert, nachhaltiges Wirtschaften fördert und ökologisch verträgliches Einkommen schafft. Das Zentrum ist zu einem Schlüsselakteur für die Stärkung der lokalen Wirtschaft geworden.
NABU Äthiopien hat sich zu einer unabhängigen nationalen NGO entwickelt und konnte seine Bedeutung für den Naturschutz in Afrika vergrößern.
Weitere Details zu den Projektergebnissen sind in den Drop-Down-Menüs unten zu finden.
Im August 2023 hat eine neue Projektphase begonnen, kofinanziert vom BMZ im Schulterschluss mit NABU. Unser Bestreben ist es, die bestehende Partnerschaft zu institutionalisieren, finanzielle Stabilität zu erreichen und eine starke Marke zur Unterstützung unserer Mitglieder aufzubauen. Zwar wird es einige Umstrukturierung unserer Arbeitsgruppen geben. Unser Engagement für dieselben Kernthemen bleibt jedoch bestehen. Weitere Informationen zu dem neuen Projekt in Kürze.
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Einer der vielen Beteiligten des Projekts: Fischer im traditionellen Papyrusboot. – Foto: Philipp Schütz
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Tourismus und Transport gehören zu den Wachstumsbranchen am See. - Foto: Angelika Berndt
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Das Wassereinzugsgebiet wird von kleinbäuerlichen Betrieben dominiert, Reste des früheren Waldes verbleiben nur noch in den sogenannten Kirchenwäldern. - Foto: Bruno D’Amicis
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Verschmutzung stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Wassereinzugsgebiet dar. - Foto: Philipp Schütz
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Wachsender Druck auf Feuchtgebiete und Arten: die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung. - Foto: Philipp Schütz
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Der Zugang zu sicherem Trinkwasser stellt für viele Gemeinden nach wie vor eine Herausforderung dar. - Foto: P. Schütz
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Eine invasive Art bedroht das Ökosystem: die Wasserhyazinthe. - Foto: Bruno D’Amicis
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Erosion verursacht schwere Verluste fruchtbarer Böden und den Eintrag von Sedimenten in den See. - Foto: Bruno D’Amicis
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Der NABU bezieht die örtlichen Interessensgruppen bei der Organisation der vielfältigen laufenden Aktivitäten mit ein. - Foto Bruno D’Amicis
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Auftakt des Projekts: die erste Konferenz der beteiligten Akteure 2019. - Foto: NABU
Projektdaten
Projekttitel
Water for Life – Partnerschaft für eine nachhaltige Zukunft des Lake Tana-Wassereinzugsgebiets
Land
Äthiopien
Zeitraum
August 2019 bis Juni 2023
Partner
siehe Auswahlmenü unten
Finanzierung / Unterstützung
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und NABU e.V. kofinanziert.
Mit diesem Projekt trugen wir zu den folgenden Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) bei
SDG 6, SDG 12, SDG 14 und SDG 17
Projektdetails
Ziel und Projektleitung
Unser gemeinsames Ziel
Unser Ziel ist es, gemeinsam eine repräsentative und nachhaltig verankerte Multi-Akteurs-Partnerschaftsstruktur (MAP) aufzubauen. Sie bringt Entwicklungsbedarf und Umweltschutz in Einklang, indem sie den kontinuierlichen Zugang zu sauberem Wasser und die Resilienz des Ökosystems im Einzugsgebiet des Tanasees sichert.
Die praktische Umsetzung des Projekts
Die Partnerschaft, die alle relevanten Akteure aus dem Lake Tana-Wassereinzugsgebiets einbezieht, fördert den Austausch und die Kooperation über verschiedene Sektoren und Branchen hinweg, um die Grundursachen von Armut und Migration zu reduzieren, indem sie
a) eine integrierte Strategie zur Bewahrung und gegebenenfalls Wiederherstellung der physischen und biologischen Integrität des Wassereinzugsgebiets entwickelt,
b) einen Politikwandel sowie die Weiterentwicklung und Durchsetzung bestehenden Rechts unterstützt,
c) branchenübergreifende Programme durchführt, die die Hauptrisiken in den Blick nehmen,
d) für das Thema Wasserressourcen und -versorgung sensibilisiert und Verhaltensänderungen herbeiführt sowie
e) die Zivilgesellschaft stärkt, um den Umweltschutz zu verbessern.
Leitung des Projekts
Der NABU moderierte und steuerte die Prozesse der Multi-Akteurs-Partnerschaft. In der ersten Phase des Projekts wurden Governance-Strukturen für die Partnerschaft entwickelt und mit den Akteuren abgestimmt. Auch alle weiteren Maßnahmen wurden in Abstimmung mit den Partnern entwickelt. Das Projekt lief wie folgt ab:
Zunächst wurde ein Gründungskomitee eingesetzt, um mit den Projektverfahren zu beginnen. Auf der ersten Konferenz mit allen Akteuren wurde der Water-for-Life-Vorstand gewählt, der durch die Arbeit eines Sekretariats unterstützt wurde. Die verschiedenen Akteure wurden in sechs Arbeitsgruppen zu den Schwerpunktthemen der Partnerschaft organisiert. Über ihre Ergebnisse und Erfolge berichteten sie regelmäßig auf den Vorstandssitzungen und den jährlichen Akteurs-Konferenzen. Details zu den beteiligten Institutionen finden sich in der folgenden Grafik:
Partner und Akteure
Die Multi-Akteurs-Partnerschaft (MAP) bietet die Gelegenheit, die verschiedenen Akteure im Einzugsgebiet des Tanasees durch gemeinschaftlich gesetzte Ziele zu verbinden. Das Projekt richtet sich an 29 Bezirke des Einzugsgebiets des Tanasees, wozu auch das Gebiet des Biosphärenreservats Tanasee gehört.
Zu den Hauptakteuren der Partnerschaft – mit unterschiedlichen und manchmal gegensätzlichen Interessen – gehören die regionale Regierung sowie die Stadt- und Bezirksverwaltungen, zivilgesellschaftliche Organisationen, die lokale Bevölkerung, der gewerbliche Bereich und Vertreter*innen der Naturwissenschaften. Alle Partnerschaftsakteure werden in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Auf Grundlage der abgestimmten Entscheidungen unterstützt das Projekt praktische Maßnahmen vor Ort.
Hauptakteure
... sind die Regionalregierung von Amhara (Behörde für Umwelt, Wald- und Wildtierschutz und -entwicklung (EFWPDA)), die Agentur für den Schutz und die Entwicklung des Tanasees und anderer Wasserflächen (LToWBPDA), das Landwirtschaftsbüro (BoA), das Büro für Finanzen und Wirtschaftskooperation (BoFEC) und das Kultur- und Tourismusbüro (BoCT) mit ihren Fachabteilungen und Ämtern auf Ebene der Woredas und Kebeles der jeweiligen Zonen.
… der private Sektor (landwirtschaftliche Großbetriebe (Blumen, Reis, Gemüse), Fabriken (Textil/Leder), Kooperativen (Honig/Kaffee/sonstiges), Touristikunternehmen und Unternehmensverbände (Fischerei, Tourismus, Bootseigner, Hotels, Reiseleiter). Zu den weiteren Akteuren gehören gemeinschaftsbasierte Organisationen und Verbände (z.B. Kooperativen, Nutzerverbände) sowie lokale Gemeinschaften (z.B. Landwirt*innen, Wassernutzer*innen).
Akteure der zweiten Ebene
… sind Universitäten und Forschungsinstitutionen (Bahir Dar University, Gondar, Debre Tabor und Enjibara, Amhara Agricultural Research Institute (ARARI), Ethiopian Environment and Forest Research Institute, Abay Basin Authority), zivilgesellschaftliche Organisationen (z.B. Amhara Development Association (ADA), Organization for Rehabilitation and Development in Amhara (ORDA), Bees for Development, Biological Society of Ethiopia) sowie religiöse Organisationen.
Auf Landesebene gehören das Ministerium für Bewässerung und Elektrizität (MoWIE), das Ministerium für Kultur und Tourismus (MoCT), das Landwirtschaftsministerium (MoA), die Environment, Forest and Climate Change Commission (EFCCC) dazu sowie internationale Entwicklungshilfeorganisationen (wie die GIZ, JICA, DANICA).
Über das Einzugsgebiet des Tanasees
Das Einzugsgebiet des Tanasees im Nordwesten des Landes erstreckt sich über 15.000 km² und beinhaltet den Tanasee, seine Nebenflüsse, saisonal überflutete Ebenen und ausgedehnte Feuchtgebiete. Es befindet sich im Herzen der Region Amhara ungefähr 560 Kilometer von Addis Abeba entfernt. Der See selbst, der mehr als ein Drittel des Wassereinzugsgebiets ausmacht, ist der größte See Äthiopiens und liefert zusammen mit seinen zahlreichen Zuflüssen etwa 50 Prozent der Süßwasserressourcen Äthiopiens. Er dient als natürlicher Hochwasserschutz, indem er das Wasser aus dem oberen Einzugsgebiet sammelt und ihm zugleich einen kontrollierten Abfluss gewährt, da aus ihm der Blaue Nil entspringt. Das Wasser des Sees und seiner 60 Zuflüsse (zu den größten gehören der Gilgel Abay, der Rib, der Gumara, der Megech, der Dirma, der Geldaw und der Arno-Garno) stellt die Grundlage für diverse Versorgungsleistungen für die örtlichen Gemeinden, Städte und Industrien dar. Dazu gehören die Trinkwasserversorgung und Wasser für die Landwirtschaft, Nahrungsmittelversorgung (z.B. Fisch), Transportmittel, fruchtbare landwirtschaftliche Böden, Energieerzeugung und verschiedene Einkünfte im Zusammenhang mit dem nationalen und internationalen Tourismus aufgrund der zahlreichen Kirchen und Klöster in der Gegend. Die verschiedenen Habitate im Wassereinzugsgebiet beherbergen bedrohte Vögel, endemische Waldinseln und Fischarten. In dem Gebiet wohnen knapp vier Millionen Menschen, die stark von natürlichen Ressourcen abhängig sind und zu 80 Prozent von Subsistenzlandwirtschaft leben. Das Einzugsgebiet besteht aus vier Verwaltungszonen, 29 Bezirken (Woredas) und 429 Kebeles (der kleinsten Verwaltungseinheit) mit den Städten Gondar, Debre Tabor und Bahir Dar, der Regionshauptstadt.
Ökosysteme unter Druck
Wasserqualität und -quantität des Tanasees sinken unter anderem aufgrund der Degradation der natürlichen Wälder und der Vegetationsdecke im Einzugsgebiet, der uneingeschränkten Abfall- und Abwasserwirtschaft, und der intensiven Reis- und Blumenzucht mit Bewässerung und Chemikalieneinsatz. Darüber hinaus fordern die Rodung und Umwandlung von Feuchtgebieten, die Kanalisierung großer Flüsse für landwirtschaftliche Investitionen, der Bau von Gebäuden an Seeufern und die Umleitung von Wasser für Wasserkraftwerke ihren Tribut. Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren oder starke Regenfälle sowie invasive Arten wie die Wasserhyazinthe fordern die sensiblen Ökosysteme zusätzlich heraus und gefährden die Ernährungssicherheit und den Lebensunterhalt der lokalen Gemeinden. Die Bevölkerungsdichte und Wachstumsrate am Tanasee sind sehr hoch. Um den Bedarf der Gemeinden an Nahrungsmitteln zu decken, wurden große Wald-, Gras- und Feuchtgebiete in Ackerland umgewandelt, und die Viehbestände auf den Weiden steigen. Abholzung und Überweidung haben zur Zerstörung großer Mengen an natürlicher Vegetation, einem Rückgang der biologischen Vielfalt sowie zu Wüstenbildung und Bodenerosion geführt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, steht das Wassereinzugsgebiet mit seinen zahlreichen Dienstleistungen für Millionen von Menschen auf dem Spiel. Ein totaler Zusammenbruch der aquatischen Ökosysteme und damit verstärkter Armut und Migration wäre das Ergebnis.
Aktuelles aus dem Projekt – wo stehen wir heute?
Umsetzung der MAP-Struktur: Offizielle Meetings
Aufgrund der Corona-Beschränkungen und der politischen Situation in der Region Tigray konnte die Water-for-Life-Tagung 2020 nicht gehalten werden. Das Projekt wurde jedoch bis zum 30. Juni 2023 verlängert, weshalb im März 2023 eine weitere Tagung stattfinden konnte. Unter den 140 Teilnehmer*innen war auch Getachew Jember, Vizepräsident der Region Amhara. Er hielt die Eröffnungsrede und beantwortete Fragen der Öffentlichkeit.
Die Durchführung regelmäßiger Zusammenkünfte erwies sich insgesamt als sehr schwierig. Herausforderungen dahingehend waren neben den Maßnahmen gegen das Coronavirus auch die Wahlen und politische Instabilität in der Region. Dennoch: der MAP-Austausch geht weiter, und eine belastbarere Struktur der Projektleitung wird für Anfang 2024 angestrebt.
Aufbau von Kapazitäten
Während des „Water for Life“-Projekts wurden diverse Trainings und Workshops gehalten; die meisten innerhalb der Arbeitsgruppen, einige zielten jedoch auf spezifischere Interessensgruppen mit bestimmten Themen. Hier die Veranstaltungen in antichronologischer Reihenfolge (neu nach alt):
→ Ein Training für neue Angestellte wurde bei der Agentur für Schutz und Entwicklung des Tanasees und anderer Wasserflächen (LToWBPDA) organisiert, um sie in ihre Rollen einzuarbeiten. Die Fortbildung wurde in mehrere Module gegliedert: Konzept des Biosphärenreservats und Management-Plan für den Tanasee; Schutz und Verwaltung von Feuchtgebieten; Kontrolle invasiver Arten im Wassereinzugsgebiet; Ganzheitliches Wassereinzugsgebiet-Management in Theorie und Praxis; sowie Verantwortlichkeiten für das Management von Biosphärenreservaten und Feuchtgebieten. Etwa 50 Teilnehmer*innen nutzten das Fortbildungsangebot.
→ Zwei Runden sog. „Training für Trainer*innen“ (TfT) wurden für Entwicklungsbeauftragte und Expert*innen für natürliche Ressourcen auf Woreda- und Zonenebene¹ durchgeführt. Die erste Runde mit 564 Teilnehmer*innen (30 Prozent Frauen) behandelte Themen wie das Management von Wassereinzugsgebieten, Erhalt natürlicher Ressourcen, Wiederherstellung von Ökosystemen, Plantagen und Agroforstwirtschaft. Im Anschluss gaben die Teilnehmer*innen dieses Wissen in ihren Gemeinden weiter. Um die Resultate der ersten Runde auszuwerten, wurde eine zweite mit 409 Teilnehmer*innen durchgeführt (20 Prozent Frauen). Dabei wurde gezielt Feedback von den Teilnehmer*innen eingeholt, welche Themen ihnen in ihren lokalen Gemeinschaften begegnet waren.
→ Entwicklungsbeauftragte, welche beim TfT ausgebildet wurden, führten in den Kommunen Schulungen zu den Themen Schutz natürlicher Ressourcen und Verhaltensänderungen durch. Mehr als 40.000 Personen nahmen daran teil. Im Mai 2021 wurde das Wissen systematisch für die lokale Bevölkerung zugänglich gemacht.
→ Ein TfT für Entwicklungsbeauftragte, Akteur*innen und Naturschutzexpert*innen auf Woreda- bzw. Zonen-Ebene wurde für insgesamt 564 Teilnehmer*innen organisiert. (Mai 2021)
→ Der NABU unterstützte die Gesellschaft für Ökotourismus und Erhalt der Biodiversität (SETBDC) mit einem eintägigen Workshop im Januar 2021. Der Workshop konzentrierte sich auf die Evaluierung der Resultate aus der Beseitigung der invasiven Art lantana camara und dem Erhalt der Biodiversität im Tanasee-Einzugsgebiet. 34 Teilnehmer*innen besuchten die Veranstaltung, darunter NGOs, CSOs, Regierungsbeamte und Professor*innen.
→ In Zusammenarbeit mit der Behörde für Umwelt, Wald- und Wildtierschutz und -entwicklung (EFWPDA) fand im Dezember 2020 ein Abfallmanagement-Training in Bahir Dar statt. Insgesamt nahmen 76 Menschen daran teil, darunter 55 aus schulischen Umwelt-AGs, 15 von CSOs und sechs Mitarbeiter*innen der EFWPDA.
→ Im November 2020 fand für 49 Mitarbeiter*innen der Strafverfolgungsbehörden ein Workshop statt, welcher vom NABU in Zusammenarbeit mit der Agentur für Schutz und Entwicklung des Tanasees und anderer Wasserflächen (LToWBPDA) geleitet wurde. Teilnehmer*innen wurden in die Biosphärenreservatsverordnung Nr.125/2014 sowie die Verlautbarung zur Landverwaltung und -nutzung Nr. 252/2017 eingeführt.
→ Eine Schulung zu Projektplanung (inklusive Angebotserstellung), Projektmanagement, -budgetierung, -auswertung und Fundraising fand in Bahir Dar statt. Sie richtete sich an NGOs, CSOs, wissenschaftliche Institutionen und den Privatsektor und zählte 22 Teilnehmer*innen: fünf von NGOs, sieben von CSOs, zwei von CBOs, vier von wissenschaftlichen Institutionen und vier aus dem privaten Sektor. (September 2020)
→ 20 Mitglieder des Eröffnungskomitees wurden vom Kollektiven Führungs-Institut (CLI) geschult. Themen waren unter anderem Dialoge mit Stakeholder*innen, das Modell des dialogischen Wandels und Anleitungen für Erstgespräche mit Stakeholder*innen. Zusätzlich wurden in einem Strategie-Workshop mit 12 Mitgliedern des Eröffnungskomitees eine strategische Route, Arbeitsabläufe, Ziele und Meilensteine ausgearbeitet. (Dezember 2019)
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¹[Anm. d. Red.: In Äthiopien ist die Verwaltung in drei Ebenen unterteilt: Woredas (äthiopische Bezirke) sind die kleinste Einheit. Eine Zone ist aus mehreren Woredas zusammengesetzt. Eine Region wiederum, die größte Einheit, besteht aus mehreren Zonen.]
Arbeitsgruppen
Eine Schlüsselkomponente der MAP war die Umsetzung von Pilotmaßnahmen durch interdisziplinäre Arbeitsgruppen:
Arbeitsgruppe 1: Wiederherstellung von Ökosystemen. Die AG startete 27 Pilotprojekte in den Gemeinden. Inhalte waren u. A. Modelle für Renaturierung degradierter Böden, Aussaat von Bäumen, Aufklärung über nachhaltige Landnutzung.
Arbeitsgruppe 2: Wasserqualität und Steuerung der Eindämmung invasiver Arten. Hierunter fielen beispielsweise Wasseranalysen und Maßnahmen zur Beseitigung der Wasserhyazinthe.
Arbeitsgruppe 3: Aus Müll Einkommen generieren. Z. B. durch Mülltrennung & -kompostierung, Errichtung und Inbetriebnahme einer Recyclinganlage für Papier, Sammeln und Schreddern von über 800 Tonnen Plastikmüll.
Arbeitsgruppe 4: Unternehmen zu Nachhaltigkeit schulen. Im Mittelpunkt dieser AG standen Interventionen im privaten Sektor. Diese umfassten drei Stufen: niedrigschwellige (= Schulungen für Unternehmen), mittlere (= Regenauffanganlagen für Kliniken, Schulen, Einzelhandel und Hotels) und größere Interventionen (Giftmüllanalysen, Kläranlagen).
Arbeitsgruppe 5: Kampagne für Verhaltensänderung. Die Arbeit dieser AG umfasste Strategie, Konzept, Produktion und Distribution von Werbeträgern (diverse Printmedien, TV, Radio, Social Media & Web). Ziel der Kampagne: Schärfung des Bewusstseins der Bevölkerung für Umweltthemen.
Transformation regionaler und nationaler Gesetzgebungsverfahren
Juristische Berater*innen führten eine umfassende Analyse der gesetzlichen Lücken durch, um regionale und nationale Gesetzgebungsverfahren im Hinblick auf den Schutz von bzw. Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern. Das Gutachten untersuchte vor allem jene Gesetze auf regionaler und Landesebene, die die Nutzung von Bodenschätzen betreffen. Dazu gehörte unter anderem die Bekanntmachung Nr. 299/2002 zur Feststellung der Umweltverträglichkeit. Im November 2020 fand ein Validierungs-Workshop statt, um das Gutachten zu ergänzen. Auf der Grundlage der Ergebnisse wurde ein Leitfaden entwickelt, um die festgestellten Gesetzeslücken zu schließen.
Davon profitierte beispielsweise der Vorstoß, aus dem Tanasee ein UNESCO-Biosphärenreservat zu machen: ein entsprechender Gesetzesentwurf konnte bestätigt und gebilligt werden.
Die Rechtslückenanalyse veranlasste außerdem die Amhara-Regionalverwaltung sich für eine Novelle der Bekanntmachung Nr. 92/2003 zur Fischereientwicklung, -prävention und -nutzung einzusetzen. Ein überarbeiteter Gesetzesentwurf konnte letztlich eingereicht werden.
Aufbau einer lokalen NGO
2021 wurde ein Berater in Addis Adeba beauftragt, eine juristische und verfahrensrechtliche Einschätzung vorzunehmen und einen Fahrplan zu erstellen, wie NABU Äthiopien eine nationale NGO werden kann.
Gleichzeitig wurden Schulungen zu internationalen NGO-Qualitätsstandards für Teams in Addis, Bahir Dar und Bonga durchgeführt. Thema dieser Schulungen war unter anderem Projektmanagement, Fundraising und das Verfassen von Projektanträgen. Dadurch sollten sich die Teams weiterentwickeln und in die Lage versetzt werden, in Zukunft eine unabhängige NGO zu verwalten.
Im Januar 2023 wurde NABU Äthiopien erfolgreich als landesweit operierende zivilgesellschaftliche Organisation mit eigener Satzung und Geschäftsordnung registriert. Dies war ein entscheidender Schritt in Richtung Professionalisierung und Würdigung der Leistung des NABU Äthiopien in den letzten zehn Jahren.
Sonstiges
Außergewöhnliche Veranstaltung (September 2020)
MyPlus Event und Entertainment veranstaltete in Partnerschaft mit der Stadtverwaltung Bahir Dar am 20. September 2020 eine Dankesveranstaltung. Es wurden Einzelpersonen und Institutionen geehrt, die maßgeblich zur Entwicklung der Stadt beigetragen hatten. In einer Kategorie wurden Verdienste ausgezeichnet, die zur Begrünung, Hygiene und Verschönerung der Stadt beigetragen hatten. NABU erhielt eine Anerkennungsurkunde für sein Engagement.
Corona-Pandemie (Mai 2020)
Um die Verbreitung des Corona-Virus in der Projektregion zu bekämpfen, arbeitete der NABU 2020 eng mit dem COVID-19-Krisenstab der Region Amhara zusammen und leistete finanzielle Unterstützung für den Kauf und die Verteilung der benötigten sanitären Artikel.
Der NABU setzt sich international für die Einrichtung und den Erhalt von Großschutzgebieten ein. Hierzu zählt unter anderem der Aufbau von Biosphärenreservaten wie am äthiopischen Tanasee. Mehr →
Das Biosphärenreservat Tanasee ist ein einzigartiges Ökosystem und gilt als Gen-Zentrum für einheimische Nutzpflanzen. Die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat 2015 war ein wichtiger Schritt, um das Gebiet langfristig zu schützen. Mehr →
Der Tanasee in Äthiopien bietet mehr als 200 Millionen Menschen eine Lebensgrundlage. Unser Projekt Water for Life zum Erhalt des Sees wurde, wie der Großteil der internationalen Projektarbeit, stark durch COVID-19 eingeschränkt. Mehr dazu im Blog. Mehr →