Hilfe für Mensch und Natur in Madagaskar
NABU-Projekt schützt einzigartige Artenvielfalt im Mahavavy-Kinkony-Schutzgebiet
Andrianampoinimerina – so hieß vor rund 200 Jahren der König, der Madagaskar vereinte. Ebenso schön und fremd, wie dieser Name klingt, wirkt auch die Insel auf uns Europäer. Ihre Landschaften sind so unterschiedlich wie die Bewohner: Es gibt Sandwüste, rote Erde, Mangrovenwälder und eine schier unendliche Artenvielfalt: Malegassenkielrallen, Zwergflamingos, Madagaskarregenpfeifer, Rotstirnmakis, Madagaskar-Taggeckos und viele weitere außergewöhnliche Arten.
NABU und BirdLife-Partner ASITY Madagascar starten gemeinsames Projekt
Doch dort, wo Menschen leben, tauchen zumeist irgendwann Konflikte mit der Natur auf. Die Bewohner Madagaskars, deren Zahl durch Bevölkerungswachstum und Zuwanderung stetig steigt, sind von den natürlichen Ressourcen abhängig und nutzen sie auf vielfältige Weise. Doch Brandrodung zur Gewinnung von kärglichem Weideland, Umwandlung von Mangroven- und Sumpfgebieten in Reisfelder, Bejagung von Vögeln, starke Sedimentation von Seen durch Entwaldung und Erosion, Überfischung sowie Rodung für Bau- und Brennholz führen zu stetiger Zerstörung der Ökosysteme.
Im Juni 2015 hat der NABU gemeinsam mit dem BirdLife-Partner ASITY Madagascar das Projekt „Nachhaltiges Wald- und Feuchtgebietsmanagement im Mahavavy-Kinkony-Schutzgebiet“ ins Leben gerufen, um das Mahavavy-Kinkony-Schutzgebiet in West-Madagaskar mit all seinem Artenreichtum zu bewahren. Die Region beherbergt eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt mit unglaublich vielen Arten, die nur dort vorkommen: Die bekannten Lemuren, die zu den Halbaffen zählen, die beeindruckenden Baobab-Bäume oder extrem seltene Vogelarten wie den Madagaskarseeadler. Es ist jedoch bereits viel Lebensraum für diese Arten verloren gegangen.
Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung umgesetzt
Der NABU und ASITY fördern über vier Jahre gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung aktiven Naturschutz und eine nachhaltige Entwicklung. In einem langwierigen Prozess wird den Gemeinden die Verwaltung des Schutzgebiets übertragen. Gleichzeitig finden praktische Maßnahmen statt wie zum Beispiel der Bau von Brandschutzwällen zur Verhinderung von Buschfeuern. Außerdem wird die Öffentlichkeit vor Ort über die Bedrohung und den Wert der Natur informiert. „Wir werben in Schulen und auf öffentlichen Veranstaltungen für aktive Schutzmaßnahmen und versuchen, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für den Naturschutz zu erzeugen“, erklärt die Leiterin des NABU-Afrika-Programms, Svane Bender-Kaphengst.
Da Kochstellen mit Holz oder Holzkohle betrieben werden, sind ältere, starke Bäume in den umliegenden Wäldern kaum noch zu finden. Der Verlust von geeigneten Bruthöhlen für Vögel oder Tagesunterstände für nachtaktive Lemuren wirkt sich spürbar auf die Bestände aus. Um den Verbrauch von Holzkohle zu reduzieren und die Wälder zu schonen, haben ASITY und NABU einen sparsamen Holzkohleofen entwickelt, der an die Bevölkerung verteilt wird. Dadurch soll langfristig der Lebensstandard vor Ort verbessert und die Natur gleichzeitig erhalten werden.
Systematische Kartierung von Flora und Fauna in der Projektregion
Grundlage für wirksame Artenschutzmaßnahmen ist unter anderem eine systematische Erfassung der Flora und Fauna der Projektregion unter Einbindung madagassischer Fachleute sowie ehrenamtlicher deutscher NABU-Experten, wie beispielsweise Bernhard Walter und Dr. Wolfgang Beisenherz. Die beiden sind erfahrene Mitglieder der ehrenamtlichen NABU-Bundesarbeitsgruppe Afrika und führen in dieser Funktion seit Jahren Vogelerfassungen in Afrika, beispielsweise in Äthiopien, durch. Im August und September 2016 waren sie als NABU-Experten zur Unterstützung der Feldarbeit im Projektgebiet. Im Rahmen eines umfangreichen Artenmonitorings kartierten sie das Mahavavy-Delta, die Marambitsy-Bucht, den Kinkony-See und Trockenwaldfragmente bei Katondra. „Wir haben mit ASITY die zahlreichen Watvögel, Reiher und Enten auf den ausgedehnten Schlickflächen des Mangrovengürtels gezählt. Mit einem kleinen Ruderboot sind wir entlang der Schilfzonen im Kinkony-See gefahren, um dort die stark gefährdete Malegassenkielralle zu kartieren. Los ging es in der Morgendämmerung, zurück im Camp waren wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit“, erinnert sich Bernhard Walter.
Im Fokus des Monitorings standen zum einen die sehr seltenen endemischen Brutvogelarten wie die Malegassenkielralle, der Hellaugenibis oder die Madagaskar-Krickente. Zum anderen wurden Durchzügler und Rastvögel wie Regenbrachvogel, Terekwasserläufer oder Wüstenregenpfeifer erfasst. „Besonders beeindruckend fanden beide die vollkommen intakte Naturlandschaft des Mahavavy-Flussdeltas mit ihrer ungeheuren Ausdehnung und Artenvielfalt. „Die Dynamik des Flusses wird durch ein Labyrinth aus Seitenarmen, angeschwemmten Sand- oder Schlammbänken und Mangrovenwäldern deutlich. Etwas Vergleichbares findet man bei uns nicht mehr“, ist Bernhard Walter überzeugt.
Die strategische Partnerschaft zwischen dem deutschen NABU und dem madagassischen Partner ASITY ist für die Naturschutzarbeit vor Ort von großer Bedeutung. Gemeinsam lässt sich mehr für den Erhalt der Naturschätze der Mahavavy-Region erreichen und die Menschen überzeugen, ein eigenständiges und nachhaltiges Management für ihre Umwelt zu übernehmen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.
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