Laubfrosch - Foto: Oscar Klose
Artenreichtum dank Heckrindern
Wulfener Bruch
Das Wulfener Bruch ist Teil des ebenen Elbe-Urstromtals, nur wenige Kilometer südlich der Saalemündung nahe Dessau. Bis vor hundertfünfzig Jahren drückte das Elbwasser regelmäßig in die teils tiefer gelegene Niederung hinein. Durch die Elbdeiche änderte sich das und man begann, das Bruch auch ackerbaulich zu nutzen. Ab den siebziger Jahren des 20. Jh. schließlich wurden die Flächen in großem Stil entwässert.
Seltene Arten, Pflegemaßnahmen:
Die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt waren verheerend. Während 1971 zum Beispiel noch 175 Kiebitzpaare im Bruch brüteten, sind es heute noch etwa fünf bis sechs. Trotz allem ist einiges an interessanten Arten übriggeblieben: Grün- und Laubfrösche sind zahlreich und die Rotbauchunke erreicht hier den Rand ihres Verbreitungsgebietes. Auch der Biber hat an der Elbe allen Widrigkeiten getrotzt.
Zudem brüten Braun- und Schwarzkehlchen, Roter und Schwarzer Milan, Schafstelze, Feldlerche, Grauammer und Wachtel im Wulfener Bruch. Weitere Nahrungsgäste sind Großer Brachvogel, Kranich, Weiß- und Schwarzstorch, Rohrdommel, Bekassine, Sumpfohreule, Raubwürger, Kornweihe und der Wachtelkönig. Auch einige seltene Pflanzenarten konnten sich im Gebiet halten, zum Beispiel Steifblättriges Knabenkraut und Lungenenzian, Herbstzeitlose, Sumpf-Wolfsmilch, Kriechweide, Lauch-Gamander, Sibirische Schwertlilie und Schmalblättriges Wollgras.
Langfristig soll der Wasserstand auf das Niveau von 1949 vor den großen Entwässerungsmaßnahmen gehoben werden, naturgemäß und der Aue entsprechend stark schwankend. Seit 1999 versucht der NABU Köthen per extensiver Ganzjahresbeweidung die Artenanzahl auf den Wiesen zu erhöhen. Inzwischen grasen im Wulfener Bruch etwa 50 Heckrinder und ein kleine Herde Przewalski-Pferde. Ergebnis der Beweidung: 23 Arten von Rote-Liste-Pflanzen kommen auf den Weideflächen vor. Das Beweidungsprojekt ist so erfolgreich, dass es bereits als Modell für eine Reihe von großflächigen Naturschutzprojekten dient.
Ein Vorhaben dieser Größe und Dauer ist vom örtlichen NABU beileibe nicht allein zu stemmen, vor allem nicht finanziell. Hierzu braucht es zahlreiche Mitstreiter. Beim Wulfener Bruch sind es das Vogelschutz-Komitee (VsK), die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und die Deutschen Umwelthilfe (DUH), die die wesentlichen finanziellen Voraussetzungen geschaffen haben und zum Teil immer noch schaffen. Es wurden mehr als 1 Million Euro zum Erwerb von 150 Hektar Fläche investiert, davon trug das Vogelschutz-Komitee mehr als die Hälfte. Inzwischen ist es gelungen, dass das Projekt die laufenden Kosten - Miete, Pachten, Gehälter, Berufsgenossenschaft und vieles mehr - weitgehend selbst erwirtschaftet.
Wulfener Bruch | |
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Adresse des Gebiets |
06963 Wulfen |
Bundesland | Sachsen-Anhalt |
Größe | seit 2003 NSG "Wulfener Bruchwiesen" 577 Hektar, Gesamtgebiet über 800 Hektar |
Schutzstatus | Bestandteil des Biosphärenreservats "Flusslandschaft Elbe", FFH- und Vogelschutzgebiet |
Besitzstatus | Vogelschutz-Komitee (VsK), Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Deutsche Umwelthilfe (DUH) und NABU haben zusammen rund 150 Hektar erworben |
Ansprechpartner:
Andreas Wenk, NABU-Kreisverband Köthen, Postfach 13 55, 06353 Köthen (Poststraße 7, 06366 Köthen), AndreasWenk1@aol.com
Beitrag erstellt am 30. Januar 2007.